Kommentar
10:51 Uhr, 15.04.2008

Finanzkrise beeinflusst weiterhin die Aktienmärkte

Die internationalen Aktienmärkte tendierten in der Berichtswoche überwiegend negativ. Nach relativ freundlichem Wochenauftakt gaben die Kurse zunehmend nach. Vor allem der Ergebnisbericht von General Electric belastete zuletzt die Kursentwicklung. Auf konjunktureller Seite warteten die Marktteilnehmer die Sitzung der EZB ab. Ein Zinsschritt wurde zwar nicht erwartet, doch von der Kommentierung versprach man sich Aufschluss über die wirtschaftliche Entwicklung.

IWF schätzt Verluste auf 1 Billion US−Dollar

Der Internationale Währungsfonds (IWF) befürchtet, dass sich die Verluste in Folge der Finanzkrise auf bis zu einer Billion US−Dollar beziffern könnten. Dabei handelt es sich um eine vorläufige Schätzung, die mögliche zukünftige Wertberichtigungen für das erste Quartal 2008 mit einschließt. Die unvorstellbare Größe dieser Zahl wird bei einem Vergleich zum Bruttoinlandsprodukt einiger Länder deutlich. So kommen die Verluste aus der Finanzmarktkrise der jährlichen Wirtschaftsleistung von Russland oder Brasilien gleich. Angesichts dieses Ausmaßes ist es schwer zu glauben, die Turbulenzen könnten kurzfristig ausgestanden sein. Eine Verlangsamung der Abwärtsdynamik ist jedoch spürbar.

Die Banken, angeführt von Goldman Sachs, bereinigen derzeit rigoros ihre Portfolios. Die ausgerufene Devise scheint zu lauten, lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende. So konnte Goldman Sachs Teile der durch die Immobilienkrise belasteten Kredite am Markt platzieren. Kaufpreise von nur knapp 10 Prozent des ursprünglichen Wertes klingen erschreckend wenig, doch ist es positiv, dass sich überhaupt Käufer finden. Während die Bewältigung der Ungleichgewichte an den Finanzmärkten voran schreitet, mehren sich jedoch die Konjunktursorgen.

USA: Auch Industrieunternehmen von Krise betroffen

In den USA standen die ersten Quartalszahlen auf der Agenda. Mehrheitlich wurden die Marktteilnehmer enttäuscht. Der Aluminiumhersteller Alcoa eröffnete, wie gewohnt, die Berichtssaison und vermeldete rückläufige Gewinne. Am vergangenen Freitag folgte der Mischkonzern General Electric, dessen Zahlenwerk allgemein als guter Konjunkturindikator gilt. Auch hier fielen die Ergebnisse für das erste Quartal schlechter als erwartet aus. Neben Investitions− und Konsumgütern bietet General Electric auch Dienstleistungen im Finanzbereich an, wie Leasing− und Kreditgeschäfte. Insbesondere hier mussten hohe Abschreibungen vorgenommen werd Weitaus schmerzlicher und für die Börse im Allgemeinen interessanter waren die Zukunftsaussichten des Konzerns. Die Halbierung der Gewinnprognose für das Geschäftsjahr 2008 sorgte insofern für erhebliche Verstimmungen. Die Konjunktursorgen wurden damit weiter gestärkt und die Aktienmärkte auf Talfahrt geschickt. Im Einklang dazu passte dann auch der Index des Verbrauchervertrauens der Uni Michigan vom Freitag, der deutlich schwächer als ohnehin schon erwartet ausfiel. Das Niveau hat inzwischen die Tiefststände zu Beginn der 90er Jahre erreicht und deutet auf eine Rezession hin. Die 500 befragten Haushalte zeigen weiterhin eine große Konsumzurückhaltung. Gründe hierfür sind die fallenden Häuserpreise, steigende Kreditkosten, Inflation, hohe Benzinkosten und die zunehmende Angst um den Arbeitsplatz. Gut zwei Drittel der US−Wirtschaftsleistung werden durch den Konsumenten erbracht.

Euroland: Im Sog der USA

Die Eurozone insgesamt bleibt konjunkturmäßig weitgehend stabil, kann sich jedoch nicht völlig von den Vorgaben der USA lösen, insbesondere nicht die südlichen Länder. Auch in Euroland belastete der negative Ausblick von GE. Noch im März bestätigte der Vorstand den Jahresausblick. Mit der überraschenden Korrektur geht auch ein Vertrauensverlust einher. Auf welche Aussagen kann sich der Anleger verlassen? Im Schatten dieser Fragestellung verloren die europäischen Aktienmärkte zum Wochenende auf breiter Front. Auch in Europa beginnt in dieser Woche die Quartalberichtsaison. Besonderes Augenmerk werden die Marktteilnehmer dabei auf Nokia richten. Zuletzt waren die Zahlen des Handyherstellers sehr volatil. Deutsche Unternehmen folgen erst später.

Japan: Erste Übernahme seit drei Jahren

Allerorten nimmt die Inflation zu. Rohstoffe und Nahrungsmittel sind dabei die Haupttreiber. So stiegen auch in Japan die Verbraucherpreise. Nach Jahren der Deflation sieht man darüber noch gelassen hinweg. Für Aufmerksamkeit sorgte die erste Übernahme eines ausländischen Unternehmens durch ein Japanisches seit über drei Jahren. Der Markt wertete diese Tatsache positiv und japanische Standartwerte konnten in der vergangenen Woche leicht zulegen. Die Zahlen von GE lasteten noch nicht auf dem Geschehen, da diese erst nach Handelsschluss veröffentlicht wurden. Der Effekt spiegelte sich erst am heutigen Montag in den Kursen wider. So gab der Nikkei heute mit einem Verlust von über drei Prozent seinen Vorsprung wieder ab.

Ausblick

Die kommende Woche wird insbesondere von Unternehmensdaten geprägt werden. In den USA geht die Berichtssaison zum ersten Quartal in die heiße Phase. Die Branchenriesen Intel, Google, und IBM legen ihre Zahlen vor. Zudem werden US−Banken ihre Zahlen veröffentlichen, die auf besonderes Interesse der Marktteilnehmer stoßen sollten. Kursbeeinflussend sollte der Ausblick sein, den die Firmen für das Jahr 2008 geben werden. Interessant aus konjunktureller Sicht sind der deutsche ZEW−Index, sowie die US−Frühindikatoren.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 163,4 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. März 2007. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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Über den Experten

Oliver Baron
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Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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