Finanzkrise - 24. Kapitalanlegertagung in Zürich
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Die Zfu-Tagungen in Zürich (www.zfu.ch) sind seit jeher ein besonderes Schmankerl, da in dem hochkarätigen Teilnehmerfeld auch ausgewiesene Contrarians und Mahner zu Wort kommen. So ist es denn auch nicht überraschend, dass die Versammlung in 2009 ganz im Zeichen der von vielen vorausgesagten Krise stand…
Und so war es zunächst die große Bärenversammlung in Zürich: Fast scheint es, als seien die ewigen Mahner am Ziel angekommen, da angesichts des Krisenjahres 2008 die Erkenntnis vieler Investoren reifte, dass das Finanzsystem in dieser Form nicht überlebensfähig sein kann. Das Pendel schlägt von Laissez-faire, Deregulierung und freiem Welthandel in Richtung Interventionismus und Quasi-Sozialismus. So sieht es z.B. Barclays-Chefvolkswirt Thorsten Polleit, der vor allem die Wettbewerbsnachteile von gesunden Banken durch die Staatsgarantien für angeschlagene Institute kritisiert. Er zitiert Friedrich von Hayek, einer der wichtigsten Vertreter der österreichischen Nationalökonomie:“ Eine Gesellschaft, die den Wettbewerb beseitigt oder die Gewinne sozialisiert, zerstört die eigene Dynamik“. Polleits Gedanken zu einem „Finanzsystem 2.0“ sehen eine Rückkehr zum Goldstandard und damit eine wirkliche Währungsreform vor. Um eine komplette Absicherung der Bilanzsummen der Banken im Euro-Raum mit Zentralbank-Gold zu erreichen, müsste der Goldpreis nach seinen Berechnungen auf 40.000 Euro / Unze ansteigen. Berücksichtigt man die ungleiche Verteilung des Goldes unter den einzelnen Ländern, dann erscheint ein solcher Ansatz allerdings realitätsfremd. Generell versäumte es kein Referent, auf Gold in physischer Form hinzuweisen, dieser sei ein unverzichtbarer Baustein eines Depots. Als Goldexperte bezeichnete Paul van Eeden (Cranberry Capital) ein rein auf Vertrauen basierendes Geldsystem sogar als „Schwachsinn“, lehnte aber eine Goldpreisbindung ab und überraschte mit der Aussage, dass der Goldpreis momentan leicht überbewertet sei. Nach seinem Modell würde der faire Wert von Gold knapp unterhalb von 800 US-Dollar liegen. Tagungsleiter Philipp Vorndran wusste das Auditorium mit einer Anekdote zu erheitern, die Euro-Skeptiker interessieren dürfte. So gebe es bereits Menschen, die sich aufgrund von Bonitätsgründen nur bestimmte Euro-Scheine haben ausbezahlen lassen. Sie akzeptierten nur solche, die aus Deutschland, der Niederlande oder Österreich stammen (und entsprechend ein X, P oder N vor der Seriennummer haben). Der momentane Börsenstar und Inbegriff des Börsenbären, Prof. Noriel Roubini, meldete sich mit einer weiteren Hiobs-Prognose zu Wort. Nach seinen Berechnungen betrage der gesamte Abschreibungsbedarf der US-Banken 3,6 Bio. US-Dollar (3.600 Milliarden US-Dollar). Angesichts eines kumulierten Eigenkapitals von 1,5 Bio-USDollar, seine die US-Banken de facto insolvent bzw. überschuldet, ähnliches gelte auch für Großbritannien. Die wirtschaftliche Beschreibung für die USA nannte er „Stag-Defl ation“. Da die Arbeitslosigkeit auf 9 bis 10% steigen werde und gleichzeitig die Nachfrage gering sei, würden Löhne und Preise nicht anziehen können. Die lang laufenden Zinsen sollten hingegen mittelfristig wieder steigen, da sich die Staaten weiter verschulden würden. Roubini plädiert für eine radikale Bereinigung des US-Finanzsystems, wobei sogar Tabubrüche einkalkuliert werden müssen. Die Schulden der Banken und Haushalte müssten runter, „notfalls durch Vertragsbruch“. Roubini schlägt also eine erzwungene Abwertung aller Schulden vor, was auf der Gegenseite (diejenigen die die Forderungen halten) einer Teilenteignung entspricht. Wichtig sei eine nachhaltige Vertrauensbildung. Was Roubini hingegen nicht erwähnte, war der Umstand, dass solche Maßnahmen von der heutigen Generation an Politikern nicht erwartet werden können und dass diese wohl auch kaum vertrauensfördern wirken können. Für den S&P 500 sieht er ein Kursziel von etwa 500 bis 600 Punkten.
Felix Zulauf sieht das Deleveraging jetzt auf den Verbraucher zukommen, wofür er in den USA weitere 3 bis 5 Jahre veranschlagt. Rund 20% betrage der Rückgang des Nettovermögens der Privathaushalte in den USA, was das Verbraucherverhalten nachhaltig ändern dürfte und zu einer höheren Sparquote in der Zukunft führen dürfte. In Europa sei der Konsument besser aufgestellt, während die Banken Eigenkapitalprobleme haben. Dies zu ändern sei oberstes Gebot. Bei den Rohstoff en sieht Zulauf den Zyklus als beendet an, die Infl ationsraten und Zinsen bleiben niedrig (Überkapazitäten), der Euro steht laut dem Schweizer Vermögensverwalter vor einer Zerreißprobe wegen der unterschiedlichen Entwicklung der Euro-Staaten. Die lang laufenden Zinsen (Bund-Rendite) sieht er in der Tendenz noch einmal auf 2% fallen, allerdings bewege sich der Abwärtstrend der Renditen bei Staatsanleihen in der letzten Phase ihrer Bewegung. Der Goldpreis sei bei einem Ausverkauf in Richtung 700 US-Dollar in diesem Jahr ein Kauf, für den S&P 500 rechnet er ähnlich wie Roubini mit einem Risiko von etwa 600 Punkten.
Marc Faber (Dr. Doom) sieht das Jahr 2007 als ein Scheidejahr einer Generation an. Man werde später danach entscheiden, ob man vor oder nach 2007 geboren wurde. Faber sieht zudem die geopolitischen Risiken stark steigen. Die US-Staatsanleihen seien die nächste Blase, die platzen werde. Chancen sieht der Antizykliker vor allem in Rohstoff - werten, die extrem überverkauft sind, und mittlerweile auch in Technologiewerten an der Nasdaq. Insofern war Faber in diesem Jahr bei weitem nicht so skeptisch wie es sein Spitzname „Dr. Doom“ ausdrücken würde. Der optimistischste Referent im Plenum war Folker Hellmeyer, Chefvolkswirt der Bremer Landesbank, die nach seinen Aussagen keine einzigen „toxischen Wertpapiere“ im Bestand hatten und haben. Hellmeyer erwartet für 2009 eine Erholung im DAX in Richtung der Marke von etwa 6.000 Punkten und fi ndet Blue Chip Aktien attraktiv, da das Gros der Aktien auf ihre Bewertung zum Buchwert gefallen sind. Der Behavioral Finance-Analyst Alfons Cortes ist anhand seiner Momentummodelle auch zuversichtlicher und hat bereits 45% seiner Gelder in Aktien investiert und gab sich zuversichtlich für Aktien, da die Stimmung im vierten Quartal 2008 seltene Extremwerte erreicht habe. Den Goldpreis sah er hingegen in einer Transformationsphase. Diese Zwischenphase sei seiner Ansicht nach noch nicht zu bewerten, ob es sich um eine anbahnende Trendwende zum negativen oder lediglich eine längere Korrekturphase handeln würde.
Daniel Kühn und Alexander Hirsekorn - http://www.tradersjournal.de
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