Kommentar
09:34 Uhr, 19.01.2015

Finaler Rettungsschlag nach Warnschuss aus der Schweiz?

In dieser Woche sind alle Blicke nach Frankfurt gerichtet: Der als „Super-Mario“ gefeierte EZB-Chef wird einen seiner letzten Pfeile zur „Rettung“ einer von Grund auf fehlkonstruierten Gemeinschaftswährung herausholen. Es dürfte sich nicht mehr länger um eine Frage des „Ob“ sondern vielmehr des „Wann“ handeln.

CK*CS – Folgt nach dem Warnschuss aus der Schweiz nun der „finale Rettungsschlag“?

Nach einer reichlich turbulenten dürfte eine nicht minder spannende Woche vor der Türe stehen: neben diversen Makrodaten, insbesondere aus dem Reich der Mitte und der Eurozone, ZEW-Umfragedaten, Zentralbankentscheidungen in Kanada und Großbritannien wird wohl die mit besonderer Spannung beachtete Sitzung der Europäischen Zentralbank samt folgender Pressekonferenz ihres Vorsitzenden Mario Draghi im Fokus stehen, gefolgt von einem gewiss nicht weniger interessanten Wahlergebnis in Griechenland. Die Frage, wann der vor wenigen Monaten noch allseits als „Super-Mario“ gefeierte Notenbankchef einen seiner letzten Pfeile zur „Rettung“ einer von Grund auf fehlkonstruierten und mit reichlich politischem Dilettantismus orchestrierten Gemeinschaftswährung herausholen wird, dürfte hierbei keine des „Ob“ sondern vielmehr des „Wann“ sein. Ob das wann auch immer Verkündete und irgendwie – trotz aller noch bestehenden juristischer Einwände – auch bestimmt Umgesetzte die beabsichtigte Heilwirkung tatsächlich entfalten wird, sei vollkommen dahin gestellt. Kurzfristig könnte der alles in allem gespannt erwartete und entsprechend kommunizierte Freudentaumel so manchem Trader und Zocker durchaus ein paar zusätzliche Digitaleinheiten ins Depot zaubern – längerfristig jedoch wird sich die Frage, wer als tatsächlich substanzieller Gewinner aus dieser anhaltenden Marktmanipulation hervorgehen wird, gänzlich anders darstellen...

Neben vermutlich weiterhin marktmanipulativen Notenbankentscheidungen kann Europas Finanzwelt, geschweige denn ein privater Kleinanleger ohne einen Blick auf die nach wie vor verfahrene politische Situation in der (Ost-) Ukraine keine halbwegs objektive Anlageentscheidung vorbereiten, und erst recht keine dem entsprechende Empfehlung aussprechen bzw. empfangen: Präsident Petro Poroschenko bläst zum „finalen Gefecht“ gegen die sog. Rebellen im Osten des Landes, die – was nicht nur im Mainstream allzu oft vergessen wird – weit zuvor durch diskriminierende Sprachgesetze, politische und militärische Ausbootmanöver und zuletzt die Einstellung sämtlicher Renten- und Infrastrukturzahlungen durch Kiew überhaupt erst zu irgendeiner Reaktion wie jener zu erwartenden herausgefordert wurden. Welche naturgemäß nicht zuvorderst „pro-europäisch“ sein konnte. Auch in diesem Fall war übrigens die Frage, inwieweit eine im Sinne „gesamtwestlicher“ Interessen bereits gefällte Grundsatzentscheidung auch den Segen des Europäischen Parlaments erhält – und dies sogar mit (mehrheitlich) grünem Votum – keine Frage des „Ob“, sondern des „Wann“. Nicht nur für den durch allerhand Verlautbarungen, Vermutungen und andere Arten von Medienmüll verwirrten Bürger, der zugleich wissen will, welche strategische (Anlage-) Entscheidung unter diesen Vorzeichen am sinnvollsten erscheinen könnte, dürfte es gewinnbringend sein, sich einmal wieder ein paar Minuten Zeit für einen Blick auf die großen Zusammenhänge zu nehmen: der „Artikel der Woche“ im Bereich „Hintergrund“ weiter unten mag hierfür ein weiterer Anstoß sein...

===== N E W S =====

NACH FREIGABE DES FRANKEN: SCHWEIZER NOTENBANKCHEF NENNT MARKTREAKTIONEN „ÜBERZOGEN“

Der um Rechtfertigungen für den markanten SNB-Schritt bemühte Thomas Jordan zeigt sich verblüfft ob der sich – erdbebengleich – plötzlich gelösten (Ver-) Spannungen bei „Mister Market“, die durch künstlich angelegte Schraubzwingen lediglich unter der Decke gehalten wurden. Während sich kritische Stimmen aus Schweizer Bankenszene sowie seitens der übrigen Wirtschaft zu mehren scheinen, versucht die Finanzministerin der Alpenrepublik zu beschwichtigen. Unterdessen erleben grenznahe Orte und Städte eine Art „zweites Weihnachtsgeschäft“...

ZEIT

Basler Zeitung

T-Online

VERFASSUNGSRECHTLER CHRISTOPH DEGENHART: „EZB GEFÄHRDET NATIONALE BUDGETHOHEIT“

Nach dem weitgehend pro-OMT-gerichteten EuGH-Gutachten stehen die bereits seit längerem bedenkentragenden Karlsruher Verfassungsrichter nun unter Zugzwang. Eine überaus spannende staatsrechtliche Gemengelage...

DWN

BEI EU-AUSSTIEG: RUSSLAND STELLT GRIECHENLAND ENDE DER IMPORTVERBOTE IN AUSSICHT

Eine durchaus sportliche Ansage durch Russlands Landwirtschaftsminister Nikolai Fjodorov am Rande der „Internationalen Grünen Woche“ in Berlin! Wohl zu niedrigschwellig aus Athener Perspektive, zumindest noch...

ITAR-TASS

„UNEINGESCHRÄNKTE SOLIDARITÄT“: EU-PARLAMENT BEGRÜSST („SCHUTZ“-) WAFFENLIEFERUNG AN DIE UKRAINE

Wer nicht für Kiew ist, ist gegen Kiew... Selbst die Mehrheit der ach so friedensliebenden Grünen ließ von dieser Partie des großen geopolitischen Spiels vereinnahmen und stimmte in einer Art Mega-Koalition pro Konfliktverschärfung, übrigens auch in Form neuer „Kommunikationsstrategien“.

Heise (Telepolis)

BERLIN: TAUSENDE DEMONSTRIEREN FÜR ARTGERECHTE TIERHALTUNG UND FAIREN HANDEL

Bereits zum fünften Mal ein klares, lautes und buntes Bekenntnis durch – eher – Zehntausende anlässlich der weltgrößten Landwirtschafts- und Nahrungsmittelmesse, insbesondere gegen TTIP: „Wir haben es satt“!

ZEIT

===== H I N T E R G R U N D =====

DIE ZENTRALBANKEN VERLIEREN DIE KONTROLLE ÜBER DEN EURO

Spätestens nach der Entkoppelung des Schweizer Frankens vom Euro dürfte auf der Hand liegen, dass „Mister Market“ letztlich stärker ist als jegliche noch so laut in die Welt hinausposaunte Zentralbankmacht. Wird nun langsam auch allen anderen klar, was einige schon längst wussten: „Der Kaiser ist nackt!“ ?

DWN

GEOLITICO

Zero Hedge

EZB: DAS IST ANGEBLICH MARIO DRAGHIS ANLEIHENPLAN

Die heiß gehandelten Spekulationen werden wohl erst am kommenden Donnerstag zu einem (ultimativen?) Ende kommen. Die – wie auch immer „begrenzten“ – Käufe von Staatsschuldtiteln unterschiedlichster Qualität sollen hierbei nach höchstrichterlicher Einschätzung wohl nicht als „Staatsfinanzierung“ gelten. Andere präferieren die Version vom „finalen Rettungsschlag“. Was meinen sie?

Basler Zeitung

Cash

GRIECHENLAND UNTER DER KNUTE: TROIKA VERRÄT SICH IN MAILS

Nicht nur ein recht oberlehrerhafter Ton, sondern anhaltend massive Eingriffe in die Gesetzgebung eines souveränen Staates dürften der Popularität jenes „Rettungs“-Trios nicht gerade zuträglich (gewesen) sein...

n-tv

ZEIT

ARTIKEL DER WOCHE – NEUE ENERGIE FÜR EUROPA

Die Ukraine-Krise als Teil einer globalen Neuordnung von Energiemärkten und der Zusammenhang mit TTIP. Selten im deutschsprachigen Raum zu lesende Fakten und Hintergründe zum übergeordneten Kontext des Konfliktes in und um Osteuropa! Sehr spannend!

Heise (Telepolis)

ZU GUTER LETZT — URI AVNERY: „NETANJAHU IN DER ERSTEN REIHE WINKEND“

Der mit reichlich Weisheit gesegnete 91-jährige Friedensaktivist lässt noch einmal Worte und Bilder der Pariser Ereignisse Revue passieren, zieht den Zoom (einmal mehr) aufs große historische Bild und stellt zum Schluss die immer wieder entscheidende Frage: „Cui bono?“

Heise (Telepolis)

Hinweis: Die verlinkten Beiträge stellen nicht immer die Meinung der Cashkurs-Redaktion dar, dienen aber in jedem Falle der eigenen Urteilsbildung.

P.S.: Kennen Sie Dirk Müllers Börsenbrief Cashkurs*Trends? Wir greifen jeden Monat einen bewegenden Trend auf und suchen interessante Aktien aus, die von dem Trend profitieren sollten. Kein Trading, sondern fundamental begründetes Investieren! Informieren Sie sich gerne unter http://www.cashkurs-trends.de/

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen