Kommentar
16:10 Uhr, 10.12.2003

Fidelity - Was an den Märkten geschah

USA: Die Wall Street beendete die Woche im Plus, getragen von der wachsenden Zuversicht der Anleger, dass der Aufschwung der US-Wirtschaft auf sicheren Beinen steht. Der Technologie-Index Nasdaq durchbrach im Wochenverlauf zum ersten Mal seit über zwei Jahren die psychologisch wichtige Marke von 2000 Punkten, schloss dann aber leicht darunter. Die Kurse amerikanischer Staatsanleihen stiegen während der Woche, schwächten sich anschließend jedoch leicht ab. Die Anleger reagierten zurückhaltend auf einen unerwarteten Anstieg der Zahl der Arbeitslosmeldungen.

Die Umfrage des Institute for Supply Management (ISM) unter Managern in der Industrie ergab für November einen Index-Anstieg auf den höchsten Stand seit 20 Jahren. Den Hintergrund bildete eine starke Zunahme der Auftragseingänge und der Produktion. Der Anstieg des ISM-Konjunkturindex für die Fertigungsbranche von 57 im Oktober auf 62,8 im vergangenen Monat übertraf die Vorhersagen der Analysten.

Die Produktivität in der amerikanischen Industrie stieg im dritten Quartal 2003 so deutlich wie seit über 20 Jahren nicht mehr. Die auf das Jahr hochgerechnete Rate von 9,4 Prozent wurde vom Arbeitsministerium nach oben korrigiert, nachdem das Handelsministerium in der vergangenen Woche höhere BIP-Wachstumsraten veröffentlicht hatte.

Der Konjunkturindex des ISM für den Dienstleistungssektor sank von 64,7 im Oktober auf 60,1 im November. Diese Entwicklung, das genaue Gegenteil der Vorhersagen von Ökonomen, wurde auf eine verschlechterte Kassenlage der Verbraucher nach den vorausgegangenen Steuersenkungen und Hypothekenumfinanzierungen zurückgeführt.

Der Hersteller von Erfrischungsgetränken PepsiCo kündigte die Entlassung von 750 Mitarbeitern und die Schließung eines Werks, in dem Snacks hergestellt werden, an. Die Maßnahmen sind Teil eines Umstrukturierungsplans zur Kostensenkung. Nach Angaben des Vorstands wird durch die Verringerung der Ausgaben im Fertigungsbereich die Entwicklung und Vermarktung neuer Produkte möglich. PepsiCo beschäftigt 142.000 Mitarbeiter.

Europa: Eine Fülle von Konjunkturdaten, die eine Beschleunigung der wirtschaftlichen Erholung in Kontinentaleuropa signalisierten, gaben den Aktienmärkten im Wochenverlauf positive Impulse. An den Anleihemärkten tat sich hingegen wenig, da die Anleger der Meinung waren, dass die anhaltende Euro-Stärke gegenüber dem Dollar die Wahrscheinlichkeit senkt, dass die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen in nächster Zeit anheben wird.

In Deutschland kündeten die Wirtschaftsdaten von einer Verbesserung der Voraussetzungen für den privaten Konsum. Die Zahl der Arbeitslosen sank im November um 18.000. Es war der dritte Monat in Folge mit sinkender Arbeitslosigkeit. Nach amtlichen Angaben lag die Gesamtzahl der Erwerbslosen bei 4,36 Millionen. Unterdessen verzeichnete der deutsche Einzelhandel im Oktober ein Umsatzplus von 0,4 Prozent. Im September waren die Umsätze um 0,7 Prozent gestiegen. Ein anderes konkretes Anzeichen für einen Konjunkturaufschwung in Deutschland war der Anstieg der Auftragseingänge um 2 Prozent im Oktober gegenüber dem Vormonat. In Frankreich, das eine ähnlich hohe Arbeitslosigkeit wie Deutschland aufweist, blieb die Stimmung der Verbraucher unklar. Der offizielle Konsumklima-Index schwächte sich während des Monats ab.

Zwei getrennte, im Auftrag von Reuters durchgeführte Umfragen unter Einkaufsmanagern kamen zu dem Ergebnis, dass sich die Situation in der Industrie und im Dienstleistungssektor verbessert. Am günstigsten verläuft die Entwicklung danach in den Dienstleistungsbranchen, wo das Wachstum so hoch ist wie seit über drei Jahren nicht mehr.

Vivendi Universal kehrte zum ersten Mal seit über zwei Jahren in die Gewinnzone zurück. Der französische Medienkonzern hat seine Schuldenlast in den vergangenen zwölf Monaten um 23 Mrd. $ reduziert, seine Sparten neu geordnet und eine Reihe von Veräußerungen vorgenommen. Für das dritte Quartal meldete Vivendi einen Reingewinn von 131 Mio. Euro.

Airbus hat nach eigenen Angaben einen Auftrag im Wert von 1,15 Mrd. $ von Qantas erhalten. Die australische Fluglinie hat 23 Maschinen für ihre neue Low-Cost-Tochter Jetstar bestellt.

Großbritannien Der britische Aktienmarkt stieg am Wochenbeginn auf ein 16-Monatshoch, konnte sich auf dem Niveau jedoch nicht halten und beendete die Woche nur mit einem leichten Plus. Auf seiner monatlichen Sitzung ließ der geldpolitische Ausschuss der Bank of England den Leitzins unverändert.

Der FT Government All Stocks Index, der die Performance britischer Staatsanleihen (Gilts) misst, veränderte sich im Wochenverlauf kaum, da die meisten Anleger die Entscheidung der Notenbank vorausgesehen hatten.

Das britische Pfund kletterte im Wochenverlauf auf über 1,73 $ und erreichte damit ein 5-Jahreshoch. Gegenüber dem Euro verlor es an Wert - die Gemeinschaftswährung notierte bei etwa 0,70 £.

Die Industrieproduktion wuchs im November mit der höchsten Rate seit fast vier Jahren, wie eine Umfrage des Institute of Purchasing & Supply ergab. Im Inland ebenso wie im Ausland herrschte eine rege Nachfrage. Trotzdem wurden in der Industrie weiter Arbeitsplätze abgebaut.

Das größte Catering-Unternehmen der Welt, Compass, legte seine Zahlen für das Gesamtjahr vor. Danach stiegen die Einnahmen zum ersten Mal über die Marke von 11 Mrd. £, und die Umsätze wuchsen um 6 Prozent (unter Herausrechnung des Effekts neuer Geschäftsfelder). Das Unternehmen setzte außerdem eine Dividendenerhöhung um 18 Prozent fest.

Der Wasserversorger United Utilities, der im Juli eine Bezugsrechtsemission im Volumen von 1 Mrd. £ angekündigt hatte, legte Zwischenergebnisse vor, wonach sein Gewinn gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum praktisch unverändert geblieben war. Das Unternehmen wird nach eigenen Angaben möglicherweise Angebote für einige der regionalen Gaspipeline- Netze abgeben, die National Grid Transco verkaufen will. Allerdings betonte United Utilities, in naher Zukunft sei ein Kauf unwahrscheinlich.

Japan: Der japanische Aktienmarkt legte in der vergangenen Woche unter stärkeren Schwankungen zu. Hintergrund waren mehrdeutige Konjunktursignale.

Die Arbeitslosigkeit stieg im Oktober unerwartet auf 5,2 Prozent (September: 5,1 Prozent). Die Ausgaben der Haushalte abhängig Beschäftigter sanken gegenüber dem Vormonat um 1,4 Prozent (saisonbereinigt). Die Industrieproduktion stieg zwar um 0,8 Prozent, aber viele Ökonomen hatten ein stärkeres Wachstum erwartet.

Die lebhafte Exportnachfrage stärkte indes den Optimismus der japanischen Unternehmen. Nach einer Umfrage des Finanzministeriums ist das Geschäftsklima zum ersten Mal seit fast drei Jahren wieder positiv.

Im Finanzsektor kündigte die Regierung die Übernahme von Ashikaga Financial Group an, nachdem bekannt geworden war, dass die Schulden der Regionalbank ihr Vermögen um 102,3 Mrd. ¥ überstiegen. Unterdessen meldete die im Besitz der New Yorker Investmentgesellschaft Ripplewood Holdings befindliche Shinsei Bank einen Gewinnanstieg von 28 Prozent in der ersten Hälfte ihres Geschäftsjahres. Der Reingewinn kletterte von 26,5 Mrd. ¥ im Vorjahr auf 34 Mrd. ¥ (310,4 Mio. $).

Südostasien: Die Aktienmärkte im asiatisch-pazifischen Raum erzielten ein insgesamt positives Wochenergebnis. Sie profitierten von einer allgemeinen Verbesserung der Anlegerstimmung. Allerdings herrschte gegen Ende der Woche eine negative Tendenz. Halbleiterwerte litten unter Meldungen aus den USA. Dort hatte der Techno-logieriese Intel mitgeteilt, seine Umsätze hätten im vierten Quartal des Geschäftsjahres die Erwartungen verfehlt.

Südkorea lieferte unter den Börsen der Region die schwächste Performance. Der angeschlagene Finanzdienstleistungssektor des Landes erlebte einen weiteren Rückschlag in Form der Nachricht, dass die Ausfallquote bei Kreditkarten auf 11,2 Prozent gestiegen ist. Der Anteil der seit über einem Monat ausstehenden fälligen Beträge ist jetzt fast doppelt so hoch wie zu Jahresanfang.

Im Gegensatz dazu meldete das zweitgrößte festlandschinesische Kreditinstitut, Bank of China, eine erfolgreiche Senkung des Anteils notleidender Kredite. Die zuständige Aufsichtsbehörde dürfte diese Nachricht begrüßt haben, da sie ihrer Absicht entgegenkommt, die vier größten Banken der Volksrepublik von solchen Lasten zu befreien. Dies gilt als Voraussetzung dafür, dass die Aktien der Institute auch an Börsen im Ausland notiert werden können.

Lateinamerika: In Chile beschleunigte sich das Wirtschaftswachstum im dritten Quartal deutlich. Die Wirtschaft wuchs im Vorjahresvergleich mit 3 Prozent fast doppelt so stark wie der Durchschnitt in Lateinamerika. Der Umsatz von Kupfer, dem wichtigsten Exportgut des Landes, nahm aufgrund der starken Nachfrage aus China drastisch zu.

Vor diesem Hintergrund drohten die Arbeiter einer Kupfermine des weltgrößten Kupferproduzenten Codelco nach gescheiterten Lohnverhandlungen mit Streik. Einem Gewerkschaftssprecher zufolge hatte das in Santiago de Chile ansässige Unternehmen nicht nur die geforderte Gehaltsanhebung um 5 Prozent, sondern überhaupt jegliche Lohnerhöhung abgelehnt.

Der Kurs der als Referenz dienenden Staatsanleihe in Brasilien stieg auf einen neuen Rekordstand, nachdem Standard & Poor's Berichten zufolge die Heraufsetzung des Ausblicks für das Land von "neutral" auf "positiv" erwog. Die Nachfrage nach dem 2014 fälligen Papier stieg, da Anleger erwarteten, S&P könnte aufgrund verbesserter Prognosen das Rating des Landes (derzeit B+, d. h. vier Stufen unter Investment Grade) heraufsetzen.

AUSBLICK: Die Marktteilnehmer werden sehr genau beachten, welche Einschätzungen von der Federal Reserve geäußert werden

Quelle: Fidelity

Die US-Investmentgesellschaft Fidelity wurde 1946 gegründet und ist mit einem verwalteten Vermögen von rund 1.000 Mrd. US-Dollar das größte unabhängige Fondsmanagement-Unternehmen der Welt. Es beschäftigt insgesamt 31.595 Mitarbeiter und stellt privaten und institutionellen Anlegern Investmentprodukte und -dienstleistungen zur Verfügung.

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