Kommentar
12:02 Uhr, 07.08.2003

Fidelity: Umfassender Rückblick auf die Märkte

Nach einem schwachen Start in die Woche beendeten die europäischen Aktienmärkte die Woche im Plus. Grund hierfür waren Signale für eine mögliche Besserung der Wirtschaft im Euroraum.
In der vergangenen Woche ließen eine Reihe von Wirtschaftsumfragen eine positivere Geschäfts- und Konsumstimmung erkennen. Einer Reuters-Umfrage zufolge verbesserte sich im Juli das Geschäftsumfeld für die europäische Fertigungsbranche: Der Index, der die Meinung von 3.000 produzierenden Unternehmen zusammenfasst, stieg von 46,4 im Juni auf 48. Ein Wert unter 50 gilt als Zeichen für eine Verlangsamung. Auch in Frankreich und Deutschland ließen Umfragen zum Geschäftsvertrauen im Juli einen Aufwärtstrend erkennen: In Deutschland stieg der IFO-Geschäftsklimaindex den dritten Monat in Folge, von 88,8 im Juni auf 89,2 im Juli. Auch die Verbraucher zeigten sich im Berichtsmonat optimistischer. Sowohl in Deutschland als auch in Großbritannien zeigten Umfragen ein höheres Vertrauen der Verbraucher als noch im Vormonat.
Die Deutsche Bank, BNP Paribas und Société Générale veröffentlichten erfreulichere Ertragszahlen: Die Erholung der Aktienwie auch der Rentenmärkte weltweit sorgte im Geschäftszweig Investmentbanking für steigende Gewinne.
Wegen der anhaltend schwachen Nachfrage nach Ausrüstung für Mobilfunknetze kündigte der deutsche Siemens-Konzern die Streichung von 2.300 Stellen in seinem Mobilfunkzweig an. In diesem Geschäftsbereich waren in diesem Jahr bereits 2.000 Mitarbeiter entlassen worden.
Der Kurs der Euro Disney-Aktie fiel kräftig, als das Unternehmen einräumte, aufgrund der niedrigeren Besucherzahlen in Eurodisney Paris könne es möglicherweise die im nächsten Jahr fälligen Kredite in Höhe von 168 Mio. Euro nicht zurückzahlen. Das zu 39 % zu Walt Disney gehörende Unternehmen steht in Verhandlungen mit den Gläubigerbanken, um seine Kredite umzustrukturieren.

Fidelity - Marktrückblick USA

Der Dow Jones Industrial Average Index beendete die Woche im Minus, da enttäuschende Unternehmensdaten die Anlegerstimmung belasteten.

Statistiken des US-Handelsministeriums zeigten, dass die US-Wirtschaft im zweiten Quartal um 2,4% gestiegen ist. Der Anstieg, der die Erwartungen vieler Experten übertraf, wurde auf höhere Konsum- und Investitionsausgaben zurükkgeführt.

Ein vorläufiger Bericht der Federal Reserve weist auf eine Erholung der Konjunktur hin. Dem sogenannten "Beige Book" von zwölf Bundesbezirken zufolge hat die Wirtschaftsaktivität in der ersten Jahreshälfte und im Juni offenbar zugenommen.

Im Juli sank das Verbrauchervertrauen stärker als vom Markt erwartet, da die Arbeitsplatzsicherheit für immer mehr Amerikaner zum Thema wurde. Die Arbeitslosigkeit erreichte mit 6,4% ihren höchsten Stand seit neun Jahren. Der Vertrauensindex des Forschungsinstituts Conference Board sank gleichzeitig auf den niedrigsten Stand seit vier Monaten.

Neuanträge auf Hypothekendarlehen erreichten in der dritten Juli-Woche ihren Jahrestiefstand, da die Hypothekenzinsen stiegen. Der Verband der amerikanischen Hypothekenbanken berichtete, der Rückgang von 24,3% in dieser Woche sei der stärkste seit Oktober 1998. Die Zinsen für ein Darlehen mit 30-jähriger fester Verzinsung betrugen durchschnittlich 5,87 %; im Juni hatten sie mit 4,99 % ein Rekordtief erreicht.

Der Medienkonzern Disney meldete dank höherer Umsätze im TV-Geschäft für das dritte Quartal seines Geschäftsjahres ein Gewinnwachstum von 9,9 % gegenüber dem vorangegangenen Quartal.

Fidelity - Marktrückblick Großbritannien

Der britische Aktienmarkt tendierte in der vergangenen Woche schwächer. Die Verluste weiteten sich aus, als bekannt wurde, dass in der US-Wirtschaft im Juli 44.000 Stellen abgebaut wurden.

Eine Reihe britischer Großbanken legten in dieser Woche ihre Ertragszahlen vor. Lloyds TSB gab bekannt, die Bank werde erneut eine Zwischendividende ausschütten, da die Vorsteuergewinne im ersten Halbjahr um 5 % gestiegen seien. HBOS meldete einen Gewinnanstieg im ersten Halbjahr von 22 %, gestützt durch das Kreditgeschäft mit Privat- und Unternehmenskunden. Abbey National hingegen veröffentlichte für die erste Jahreshälfte Verluste von 144 Mio. Pfund. Die Bank baut weiterhin ihren Unternehmenskunden-Bereich ab, um zu einer reinen Hypotheken- und Sparbank zu werden.

British Airways (BA) machte im zweiten Quartal eigenen Angaben zufolge einen Vorsteuerverlust von 45 Mio. Pfund. Das Unternehmen litt unter den Auswirkungen der anhaltenden Wirtschaftsschwäche, dem Irakkrieg und der Sars-Krise. BA räumte ein, die Einkünfte in den Monaten Juli bis September - dem traditionell stärksten Quartal - dürften hinter denen des Vorjahres zurückbleiben. Einer der Gründe hierfür sei der jüngste inoffizielle Streik der Mitarbeiter am Flughafen London Heathrow.

BT Group, das größte Telefonunternehmen Großbritanniens, schrieb im fünften Quartal hintereinander schwarze Ertragszahlen. Das Unternehmen konnte mehr Breitband-Internet-Nutzer gewinnen und seine Schulden senken. Die Aktie fiel jedoch, da Anleger sich darüber sorgten, dass die Einkünfte gegenüber dem vierten Quartal gesunken sind.

Die Einzelhandelsumsätze stiegen so schnell, wie seit über einem Jahr nicht mehr. Der warme Sommer und der späte Start des Sommerschlussverkaufs ließen die Verkaufszahlen bei Nahrungsmitteln, Getränken und Elektroartikeln in die Höhe schnellen. Der Britische Industrieverband meldete in seiner Einzelhandelsstudie, 54 % der Einzelhändler seien der Meinung, das Geschäft laufe besser als im Juli vergangenen Jahres, 27 % dagegen meinten, es sei schlechter.

Die Fertigung in Großbritannien stieg im Juli zum ersten Mal seit Oktober 2002. Der Index des Chartered Institute of Purchasing & Supply für die Branche stieg von 49,5 im Juni auf jetzt 50,9. Ein Wert über 50 deutet auf eine Erholung hin.

Fidelity - Marktrückblick Japan

Der japanische Aktienmarkt startete dank positiver Konjunkturdaten aus den USA viel versprechend in die Woche, beendete sie jedoch leicht im Minus, nachdem große Elektronikhersteller schwache Ertragszahlen vorgelegt hatten.

Chiphersteller wie Toshiba und Hitachi meldeten für das vergangene Quartal unerwartet hohe Verluste. Unternehmen der Computerbranche wie Kyocera und Fujitsu litten unter zunehmendem Preisdruck und rückläufiger Nachfrage.

KDDI, Japans zweitgrößter Telekommunikationsanbieter, übertraf dagegen mit seinen Ergebnissen für das erste Quartal des Steuerjahres die Erwartungen. Das Unternehmen verzeichnete stark steigende Nutzerzahlen und erzielte beträchtliche Einkünfte aus Datentransferdiensten.

Die Aktien von Stahlproduzenten legten zu, da diese Branche erneut in der Anlegergunst stieg. Ihre Aussichten haben sich in jüngster Zeit dank des Nachfragebooms aus China verbessert.

Lateinamerika

Der Internationale Währungsfonds IWF stimmte der dritten und letzten Revision eines Abkommens mit Argentinien zu, drängte das Land aber gleichzeitig, seine Strukturreformen zu beschleunigen.

Die Beschäftigung in Mexikos sogenannten Maquiladoras, d. h. den Unternehmen, die Werkstoffe und Bauteile importieren und sie in Exportgüter weiterverarbeiten, stieg im Mai um 0,5% und damit zum sechsten Mal in Folge.

BBVA-Bancomer, die größte Bank Mexikos, meldete für das zweite Quartal ein Gewinnwachstum von 26 %, da die Einkünfte aus dem Kreditgeschäft stiegen und gleichzeitig die Kosten gesenkt wurden. Femsa, der mexikanische Abfüller von Bier und Coca Cola, gab indes einen Rückgang der Nettoeinkünfte von 15 % gegenüber dem Vorjahr bekannt. Grund hierfür waren Zinskosten nach der Übernahme des Getränkeherstellers Panamerican Beverages.

Südostasien

In Thailand verlangsamte sich die Industrieproduktion im Juni auf 11,1% (Mai: 13,2%). Die Inflation im Land stieg im Juli aufgrund des höheren Erdölpreises. In Malaysia wuchs das Bruttoinlandsprodukt dank höherer Exporte und steigender Industrieproduktion im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahr um mehr als 4 %.

Eine Reihe von Unternehmen veröffentlichten gute Ertragszahlen: So meldete PT Telekomunikasi, der größte Konzern Indonesiens, für das erste Halbjahr ein Gewinnwachstum von 13 %. Die indonesische PT Bank Danamon gab für das Ende Juni abgelaufene Steuerjahr einen Anstieg der Nettoeinkünfte von 50% bekannt. Reliance Industries, Indiens größte private Erdölraffinerie, meldete indes für das erste Quartal des Steuerjahres einen Gewinnzuwachs von 20 %. United Microelectronics of Taiwan, weltweit die Nummer Zwei in der Auftragsherstellung von Halbleitern, musste im zweiten Quartal hingegen Gewinneinbußen von 39 % gegenüber dem Vorjahresquartal hinnehmen.

Quelle: Fidelity

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