Kommentar
14:09 Uhr, 22.10.2003

Fidelity - Marktrückblick nach Ländern

USA: Die Kurse amerikanischer Aktien legten im Wochenverlauf zu und der S&P-500-Index kletterte auf den höchsten Stand seit Juni 2002. Hintergrund war die Einschätzung, dass einige Unternehmen ihre Gewinnprognosen bei Bekanntgabe der Zahlen für das dritte Zahl anheben würden.

Der Philadelphia-Index für die Fertigungsbranche stieg auf den höchsten Wert seit sieben Jahren, was darauf hindeuten könnte, dass die Unternehmen demnächst wieder neue Mitarbeiter einstellen werden.

Die amerikanischen Einzelhandelsumsätze (ohne Automobile) stiegen im September wie schon in den vier Monaten zuvor. Sie erhöhten sich um 0,3 Prozent auf 244 Mrd. $. Gegenüber September 2002 betrug der Zuwachs 7,5 Prozent. Das war der stärkste 12-Monatsanstieg seit April 2000.

Der weltgrößte Computerhersteller IBM meldete für das dritte Quartal eine Gewinnsteigerung um 36 Prozent, zu der insbesondere ein Umsatzplus bei Dienstleistungen von 17 Prozent und die Dollarschwäche beitrugen. Das Unternehmen plant nach eigenen Angaben die Schaffung von 10.000 neuen Arbeitsplätzen. Wachsende IT-Ausgaben und die Stabilisierung der US-Wirtschaft bescheren IBM wieder höhere Gewinne.

Der zweitgrößte Autobauer der Welt, Ford, hob die Gewinnprognose für das Gesamtjahr an, nachdem sein Verlust im dritten Quartal dank erheblich höherer Erträge der Finanzabteilung auf 25 Mio. $ geschrumpft war.

Apple Computer, Hersteller von Macintosh-Computern, meldete für das vierte Quartal seines Geschäftsjahrs einen Gewinn von 44 Mio. $. Die Umsätze des Unternehmens stiegen mit der höchsten Rate seit fast zwei Jahren. Sie kletterten in den drei Monaten bis zum 27. September von 1,44 auf 1,72 Mrd. $ - ein Plus von 19 Prozent.

Die amerikanischen Anleihemärkte verzeichneten während der Woche Einbußen. Sie litten unter neuerlichen Anzeichen einer Konjunkturbelebung in der größten Volkswirtschaft der Welt.

Europa: Die europäischen Aktienmärkte stiegen, angeführt unter anderem von Halbleiterwerten, die von der Erwartung steigender Umsätze und Gewinne profitierten.

Berichten zufolge will die deutsche Bundesregierung in der kommenden Woche ihre Wachstumsprognosen für 2003 und 2004 senken. Die größte Volkswirtschaft Europas erholt sich langsamer von der zweiten Rezession binnen zwei Jahren als erwartet. Die neue Prognose dürfte auf 0,25 Prozent Wachstum in diesem Jahr und 1,5 bis 1,75 Prozent im Jahr 2004 lauten.

In Italien erhöhte sich die Industrieproduktion im August unerwartet im dritten Monat in Folge. Gründe dafür waren ein sprunghafter Anstieg des Energieverbrauchs und eine erhöhte Nachfrage nach langlebigen Konsumgütern. Die positive Entwicklung könnte signalisieren, dass die viertgrößte europäische Volkswirtschaft dabei ist, die Rezession hinter sich zu lassen. Die Produktion stieg um 0,1 Prozent, nachdem sie im Juli mit 1,8 Prozent (korrigierter Wert) die höchste Wachstumsrate seit über einem Jahr verzeichnet hatte.

Europas drittgrößter Mobilfunkbetreiber Orange gab die Absicht bekannt, in diesem Jahr 2,4 Mrd. Euro und in den nächsten Jahren ähnlich hohe Summen in die Entwicklung von Anwendungen zu investieren, die Mobilfunkkunden dazu bewegen sollen, ihre Handys nicht nur zum Telefonieren zu benutzen.

Der weltgrößte Handyhersteller Nokia kündigte für das zehnte Quartal in Folge stagnierende Umsätze an. Gründe sind die Dollarschwäche gegenüber dem Euro und der Rückgang der Nachfrage nach Ausrüstungen für Mobilfunknetze. Unterdessen stieg der Gewinn des Unternehmens im dritten Quartal um 35 Prozent.

ASML, der größte europäische Hersteller von Ausrüstungen für die Halbleiterproduktion, meldete für das dritte Quartal einen Verlustrückgang dank höherer Umsätze und niedrigerer Kosten (das Unternehmen hat seine Belegschaft in diesem Jahr um 16 Prozent reduziert). Der Reinverlust betrug 30,5 Mio. Euro - im gleichen Vorjahreszeitraum waren es noch 60 Mio. Euro.

Royal Philips Electronics, Europas Nummer eins in der Unterhaltungselektronik, meldete den größten Quartalsgewinn seit fast drei Jahren, nachdem wegen starker Umsatzrückgänge über ein Fünftel der Mitarbeiter entlassen worden waren. Der Reingewinn lag im dritten Quartal bei 124 Mio. Euro. Im Vorjahr war im gleichen Zeitraum ein Verlust von 330 Mio. Euro angefallen.

Die Anleiherenditen stiegen entlang dem gesamten Laufzeitenspektrum. Darin drückte sich die Erwartung aus, die Europäische Zentralbank werde die Zinsen ab Mitte nächsten Jahres wieder anheben. Gegen Ende der Woche lösten die höchsten Renditen, die seit Anfang September am Anleihemarkt zu haben waren, erneutes Kaufinteresse aus.

Großbritannien: Der britische Aktienmarkt stieg im Wochenergebnis, und der FTSE-100-Index kletterte zu Beginn der Woche auf den höchsten Stand seit 13,5 Monaten.

Der Anstieg der Eigenheimpreise verlangsamte sich im August nach offiziellen Angaben auf 14 Prozent. Im Juli waren die Preise noch um 14,6 Prozent gestiegen. Der Aufwärtstrend bei den Immobilienpreisen beflügelt den privaten Konsum, der einen Anteil von zwei Dritteln am britischen Sozialprodukt hat.

Der Auftragsbestand der Industrie verringerte sich im dritten Quartal, während aus dem Dienstleistungssektor ein Anstieg des Wachstums von Umsätzen und Aufträgen auf das Vorjahresniveau gemeldet wurde. Die Nachfrage nach britischen Erzeugnissen leidet unter der schleppenden wirtschaftlichen Erholung im Euroraum.

Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung sank im September im vierten Monat in Folge. Das war seit Januar die längste Phase mit positiver Beschäftigungsentwicklung. Durch die Konjunkturbelebung werden mehr neue Stellen geschaffen. Die Zahl der Arbeitslosmeldungen verringerte sich im vergangenen Monat um 1.900. Im August war ein Rückgang um 6.000 (revidierter Wert) registriert worden.

Die Aktie von Royal & Sun Alliance stieg auf Grund der Annahme, die Kapitalerhöhung des Versicherers werde auf größeres Interesse stoßen als erwartet.

Vodafone und Microsoft, die beiden größten Handy- beziehungsweise Softwarehersteller der Welt, verständigten sich auf die gemeinsame Entwicklung technischer Standards, die es Softwarefirmen und Mobilfunkbetreibern erleichtern sollen, neue Dienste anzubieten.

Die Kurse britischer Staatsanleihen fielen im Wochenverlauf. Dadurch stiegen die Renditen 10-jähriger Papiere auf ein 15-Monatshoch. Positive Zahlen aus den USA über die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt und in der Industrie nährten Spekulationen, die größte Volkswirtschaft der Welt werde Fahrt aufnehmen und die Weltwirtschaft mit sich ziehen. Dadurch wuchs der Pessimismus am britischen Anleihemarkt, der als Reaktion auf den Wiederanstieg der Aktienmärkte und die Konjunkturbelebung entstanden ist.

Japan: Japans Topix-Index kletterte im Wochenverlauf auf den höchsten Stand seit 16 Monaten. Hintergrund war die Annahme, dass neue Zahlen aus den USA über die Entwicklung in der Industrie und auf dem Arbeitsmarkt die Erwartung bestätigen würden, dass es mit der größten Volkswirtschaft der Welt aufwärts geht.

Nissan Motor, der drittgrößte japanische Autobauer, meldete für das erste Halbjahr einen Gewinnrückgang von 17 Prozent. Das Unternehmen zahlte in dem Zeitraum mehr Steuern und verbuchte weniger Einnahmen aus dem Verkauf von Vermögenswerten. Beim Betriebsergebnis wurde dagegen ein neuer Rekord aufgestellt. Der Reingewinn sank in den sechs Monaten bis 30. September auf 237,7 Mrd. ¥ (Vorjahr: 287,7 Mrd. ¥).

Tokyo Electric Power, Asiens größter Stromerzeuger, kündigte Kostensenkungen an. Diese seien notwendig, um die Ertragsziele zu erreichen. Auf Grund der Stilllegung von Atomkraftwerken verdoppeln sich die Ausgaben des Unternehmens für Öl in diesem Jahr. Tokyo Electric will in den nächsten Wochen in vier von zehn derzeit stillgelegten Kraftwerken die Sicherheitsprüfungen abgeschlossen haben.

Südostasien: Die Woche verlief erfreulich für die Aktienmärkte der Region. In Hongkong schloss der Hang-Seng-Index auf einem 16-Monatshoch.

Eine Woche, nachdem Singapur für das dritte Quartal robuste Wachstumszahlen gemeldet hatte, gaben Regierungsvertreter in Shanghai bekannt, die Wirtschaft Chinas sei in den drei Monaten bis Ende September mit einer Jahresrate von 9,1 Prozent gewachsen. Darin spiegelten sich die anhaltend hohen Auslandsinvestitionen wider. Die offizielle Wachstumsprognose für das Gesamtjahr wurde von 7,0 auf 8,5 Prozent erhöht.

Australiens größte Fluggesellschaft Qantas gab Einzelheiten über ein weitreichendes Umstrukturierungsprogramm bekannt. Nach den Worten von Unternehmenschef Geoff Dixon wird die Realisierung des Vorhabens Qantas in die Lage versetzen, die beträchtlichen Herausforderungen in der Luftfahrtbranche zu bewältigen und wieder eine bessere Kapitalrendite zu erzielen.

In Südkorea beherrschte Samsung Electronics, der weltgrößte Hersteller von Speicherchips für Computer, die Schlagzeilen. Der Halbleiterriese meldete für das dritte Quartal einen überraschend deutlichen Gewinnanstieg von 6 Prozent, der auf eine starke Chipnachfrage zurückgeführt wurde. Außerdem kündigte Samsung die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens mit dem japanischen Rivalen Sony an, dessen Aufgabe die Entwicklung von LCD-Bildschirmen der siebten Generation sein wird.

Die lokalen Anleger reagierten positiv auf die Meldung, dass Hongkongs größte Bank HSBC 4.000 Arbeitsplätze von Großbritannien nach Asien verlegen will.

Lateinamerika: Die lateinamerikanischen Aktienmärkte stiegen im Wochenergebnis. Gesetzesänderungen in mehreren Ländern hatten einen positiven Effekt auf die Stimmung der Anleger.

Argentinien erhöhte seine Wachstumsprognose für dieses Jahr auf 7 Prozent. Im Haushaltsentwurf für 2003 war die Regierung von 3 Prozent ausgegangen. Die Erholung der argentinischen Wirtschaft von der schlimmsten Rezession in der Geschichte des Landes gewinnt an Tempo.

Brasilien wird möglicherweise ein neues, auf ein Jahr befristetes Kreditabkommen mit dem Internationalen Währungsfonds schließen. Mit dem Abkommen, das ein bestehendes verlängern würde, soll die Kreditwürdigkeit des Landes gestärkt werden, sagte Finanzminister Antonio Palocci.

Der drittgrößte Zementhersteller der Welt, Cemex, verkündete Pläne für den Verkauf von 25,5 Millionen US-Aktien zur Glattstellung von Terminkontrakten im Volumen von 450 Mio. $ mit Fälligkeit im Dezember sowie zur Kreditaufnahme zum Zweck der Schuldenrückzahlung und der Einlösung von Aktienoptionen.

Mexikos Industrieproduktion verzeichnete im August den stärksten Rückgang seit vier Monaten. Hintergrund ist die schwache Nachfrage in den USA nach Autos, Autoteilen und anderen Erzeugnissen der Montagewerke, die im Grenzgebiet für die Produktion von Exportgütern errichtet wurden. Gegenüber August 2002 sank die Produktion um 2,9 Prozent.

AUSBLICK:

Die Anleger werden weiter die Zahlen und Mitteilungen der Unternehmen analysieren, um die Stärke des weltwirtschaftlichen Aufschwungs zu beurteilen.

Quelle: Fidelity

Die US-Investmentgesellschaft Fidelity wurde 1946 gegründet und ist mit einem verwalteten Vermögen von rund 1.000 Mrd. US-Dollar das größte unabhängige Fondsmanagement-Unternehmen der Welt. Es beschäftigt insgesamt 31.595 Mitarbeiter und stellt privaten und institutionellen Anlegern Investmentprodukte und -dienstleistungen zur Verfügung.

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