Kommentar
16:58 Uhr, 12.05.2004

Fidelity - Market Wrap Up

USA: Trotz günstigerer Arbeitsmarkt- und Konjunkturdaten verbuchte die US-Börse im Wochenergebnis ein Minus.

Die Arbeitslosenquote sank im April um 0,1 Prozentpunkte auf 5,6 Prozent. Damit wurden die Erwartungen der Ökonomen übertroffen. Nach Angaben des USArbeitsministeriums erreichte die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung den niedrigsten Stand seit Oktober 2000. Experten erläuterten, der starke Anstieg der Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen sei zunächst durch die steigende Produktivität aufgefangen worden, aber inzwischen stellten die Unternehmen zur Bewältigung der Aufträge auch neue Mitarbeiter ein.

Die erfreulichen Arbeitsmarktzahlen bewirkten einen Anstieg der Renditen von USStaatsanleihen. Sie kletterten im Wochenverlauf auf den höchsten Stand seit zwei Jahren.

Die Federal Reserve beschloss, die Zinsen auf dem 45-Jahrestief von 1 Prozent zu lassen, kündigte aber zugleich ein Ende ihrer geduldigen Haltung an. Wie es aus der Notenbank hieß, werde man die Zinsen "in gemäßigtem Tempo" anheben, um die Inflation in Schach zu halten.

Nach Angaben des Forschungsinstituts Autodata sind die Umsätze der Autobranche in den USA im April um 0,8 Prozent gestiegen. Vor dem Hintergrund der anziehenden Konjunktur entschlossen sich wieder mehr Amerikaner zum Kauf eines Neufahrzeugs. Im Monatsverlauf wurden 1,4 Millionen Fahrzeuge verkauft - auf das Jahr hochgerechnet ergibt sich daraus eine Zahl von 16,4 Millionen.

CALPERS, der größte Pensionsfonds der USA, will Board-Mitgliedern verschiedener Unternehmen auf Hauptversammlungen die Entlastung verweigern. Damit will der Großaktionär dagegen protestieren, dass die "Audit Committees"

Unterausschüsse der Boards, die für die Zusammenarbeit mit den Wirtschaftsprüfern zuständig sind - eingewilligt hätten, den externen Prüfungsgesellschaften Aufträge für andere Beratungsleistungen als die Bilanzprüfung zu erteilen.

Rohöl näherte sich in New York gegen Ende der Woche einem Barrelpreis von 40 US$. So teuer war Öl zuletzt im Oktober 1990.

Großbritannien: Der britische Aktienmarkt beendete die Woche mit einem leichten Plus. Die Hauptsorge der Anleger galt der Inflationsentwicklung in den USA angesichts der hohen Ölpreise. Die Bank of England erhöhte im Wochenverlauf den Leitzins auf 4,25 Prozent - der Schritt war allgemein erwartet worden und hatte keine größeren Auswirkungen auf die Aktienkurse.

Der FT Government All Stocks Index für britische Staatsanleihen (Gilts) fiel im Wochenverlauf leicht. Für Nervosität in Anlegerkreisen sorgte in dem Statement, in dem die Bank of England die Zinserhöhung bekannt gab, der Hinweis auf wachsende inflationäre Tendenzen.

Das britische Pfund stabilisierte sich nach der jüngsten Schwächephase gegenüber dem Dollar. Es schloss knapp unter 1,80 $, blieb aber gegenüber dem Euro mehr oder weniger unverändert (1 Euro = 0,67 £)

Der Preisanstieg bei Wohnimmobilien setzte sich im April laut Zahlen der Bausparkasse Halifax ungebremst fort. Gegenüber dem Vorjahr betrug der Anstieg demnach 19,1 Prozent.

Royal Bank of Scotland (RBS) übernimmt die US-Bank Charter One für 10,5 Mrd. $. Durch den Deal erweitert RBS ihr Firmenimperium in Nordamerika und gehört jetzt zu den zehn größten Geschäftsbanken der USA.

Die britische Lebensmittelkette J Sainsbury verlor in den ersten Monaten des Jahres weitere Marktanteile, wie Zahlen des Forschungsinstituts Taylor Nelson Sofres offenbarten. Ihr Anteil am britischen Markt schrumpfte auf 15,5 Prozent, während Tesco seine dominierende Stellung auf 27,5 Prozent ausbauen konnte.

Europa: Die europäischen Aktienmärkte stiegen in der ersten Wochenhälfte, angespornt von günstigeren Konjunkturnachrichten und robusten Ergebnissen einiger bekannter Unternehmen. Später gaben die Märkte jedoch nach, da die Aussichten auf höhere Zinsen in Großbritannien und den USA die Erwartungen der Anleger hinsichtlich der Entwicklung der Weltwirtschaft dämpften.

Laut einer Reuters-Umfrage, bei der 2.000 Unternehmen befragt wurden, wird das Geschäftsumfeld in der europäischen Industrie weiterhin recht positiv eingeschätzt. Der Reuters-Index für das Verarbeitende Gewerbe kletterte im April auf den höchsten Stand seit mehreren Jahren. Den Hintergrund bildete die gute Exportnachfrage. Auch die Auftragseingänge zogen angesichts der robusten Auslandsnachfrage, besonders aus den USA und Asien, weiter an. Eine ähnliche Umfrage unter Einkaufsmanagern in Dienstleistungsbranchen ergab für April ebenfalls eine Fortdauer des positiven Trends - auch hier spielten die Exporte eine wichtige Rolle.

In Frankreich stieg das Verbrauchervertrauen im April angesichts positiver Signale vom Arbeitsmarkt, wie das nationale Statistikamt Insee mitteilte. Unterdessen ließ die Europäische Zentralbank die Zinsen in der Eurozone auf ihrer monatlichen Sitzung unverändert bei 2 Prozent.

Der Gewinn des Schweizer Finanzkonzerns UBS stieg im ersten Quartal, verglichen mit dem Vorjahreszeitraum, scharf an. Höhere Einnahmen im Börsenhandel und in der Vermögensverwaltung bescherten dem Unternehmen eine Ergebnisverbesserung von 1,21 auf 2,42 Mrd. SFr. Der deutsche Finanzdienstleister Allianz meldete für das erste Quartal einen Gewinn von 650 Mio. Euro. Zum Konzernergebnis leistete erstmals wieder die Dresdner Bank einen positiven Beitrag, aber auch im Versicherungsgeschäft verbesserten sich die Erträge.

Für mehrere europäische Fluggesellschaften war die Woche schwierig. Die Alitalia-Aktie fiel, nachdem Vertreter der italienischen Regierung über die Möglichkeit einer Pleite der Staatsfluglinie gesprochen hatten. Später entließ Rom den bisherigen Alitalia-Chef als Teil einer Einigung mit den Gewerkschaften über einen Rettungsplan für das angeschlagene Unternehmen. Die Konkurrenz durch Billigfluglinien schlug sich auch in den Zahlen von KLM, Swiss International Air und Austrian Airlines nieder, die alle negative Quartalsergebnisse meldeten. Der scharfe Preiswettbewerb in der Branche belastet inzwischen auch die Billigflieger selbst.

Die Renditen europäischer Staatsanleihen stiegen im Wochenverlauf über das gesamte Laufzeitenspektrum angesichts der überraschend positiven Beschäftigungsdaten aus den USA. Die neuen Zahlen stärkten das Anlegervertrauen in den Aufschwung der Weltwirtschaft, und dadurch sank die Attraktivität von Staatsanleihen.

Japan: Am japanischen Aktienmarkt fielen die Kurse weiter. Durch das negative Wochenergebnis (wegen der Feiertage anlässlich der "Goldenen Woche" waren die Börsen nur an zwei Tagen geöffnet) wurde der Abwärtstrend zur längsten Verluststrähne seit über einem Jahr. Der Markt war damit an fünf Tagen in Folge gefallen - so lange wie seit April 2003 nicht mehr. Die Aktien renommierter Großunternehmen wie Toyota, Mitsui, Sony, Nippon Steel und Daiwa Bank litten unter Befürchtungen, nach den Äußerungen des US-Notenbankchefs könnten die Zinsen in den USA bald steigen.

Belastet wurde der Markt auch von enttäuschenden Unternehmensnachrichten. Die Yamaha-Aktie verzeichnete den prozentual größten Verlust seit über fünf Jahren, nachdem das Unternehmen für das laufende Jahr einen Gewinnrückgang um 63 Prozent angekündigt hatte. Hintergrund ist der immer schärfer werdende Wettbewerb unter Herstellern von Musikchips für Handys, von dem ein ungünstiger Einfluss auf die Umsätze erwartet wird.

Es gab aber nicht nur unerfreuliche Nachrichten. Mehrere Kaufhausketten, darunter auch die landesweit größte, Takashimaya, meldeten für April Umsatzsteigerungen ihrer wichtigsten Häuser in Tokio verglichen mit dem Vorjahr. Der drittgrößte japanische Autobauer Honda meldete für das erste Quartal einen Anstieg der Exporte von Autos und Motorrädern von seinen Werken in Thailand um 51 Prozent; Hintergrund ist eine starke Nachfrage aus Australien und Asien.

Südostasien: Die Aktienmärkte im asiatisch-pazifischen Raum boten ein gemischtes Bild. Die etablierteren Märkte lieferten eine bessere Performance als die Emerging Markets der Region.

Der koreanische Aktienmarkt verzeichnete am Donnerstag seinen größten Tagesverlust seit sechs Monaten. Auslöser der Verkaufswelle waren Vorwürfe des USChipkonzerns Rambus gegen Koreas zweitgrößten Chiphersteller Hynix Semiconductor und zwei seiner ausländischen Rivalen, die angeblich wettbewerbswidrige Preisabsprachen getroffen haben. Von dem Kursrückgang wurde auch die Aktie des Branchenführers Samsung Electronics erfasst. Sie fiel um 4,9 Prozent, konnte sich aber am Freitag wieder erholen.

In Taiwan rutschte der TWSE-Index auf den tiefsten Stand seit vier Monaten. Die Bombenanschläge in Athen hatten das mangelnde Anlegervertrauen auf Grund der Bemühungen Pekings um eine Dämpfung der Konjunktur noch weiter unterminiert. Der weltweit größte Hersteller von Computerchips im Auftragsverfahren, Taiwan Semiconductor, rückte ins Zentrum von Plänen der Regierung, sich Geld zu beschaffen. Taipeh will ein Aktienpaket von 1,4 Mrd. $ verkaufen, das sich in Staatsbesitz befindet.

Lateinamerika: Die brasilianische Währung fiel auf ein 8-Monatstief, nachdem der Senat die Pläne von Präsident da Silva für ein Verbot von Bingo- und Spielautomaten verworfen hatte. Die erste ernsthafte Niederlage der Regierung im Parlament weckte bei einem Teil der Anleger Sorgen, das Parlament werde vielleicht auch keine Gesetze zur Stärkung des Wirtschaftswachstums und zum Abbau von Schulden passieren lassen.

Banco Itau, nach dem Börsenwert Brasiliens größte Bank, meldete für das erste Quartal einen Gewinnanstieg um 23 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Einen positiven Effekt hatte insbesondere, dass weniger Verluste auf Grund von Akquisitionen verbucht werden mussten. Banco Bradesco, Brasiliens größte nichtstaatliche Bank, steigerte ihren Gewinn im ersten Quartal um 20 Prozent. Dazu trugen vor allem höhere Gebühreneinnahmen in der Vermögensverwaltung und im Kreditkartengeschäft sowie Kosteneinsparungen bei.

Das größte Kupferkonzern der Welt, die chilenische Codelco, konnte ihren Gewinn im ersten Quartal nach eigenen Angaben verzehnfachen - die starke weltweite Kupfernachfrage hob die Preise auf den höchsten Stand seit acht Jahren.

AUSBLICK:

Die Auswirkungen des Ölpreisanstiegs auf die Inflation dürften die Anleger weiter beschäftigen.

Quelle: Fidelity

Die US-Investmentgesellschaft Fidelity wurde 1946 gegründet und ist mit einem verwalteten Vermögen von rund 1.000 Mrd. US-Dollar das größte unabhängige Fondsmanagement-Unternehmen der Welt. Es beschäftigt insgesamt 31.595 Mitarbeiter und stellt privaten und institutionellen Anlegern Investmentprodukte und -dienstleistungen zur Verfügung.

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