Kommentar
15:48 Uhr, 12.11.2003

Fidelity - Market Wrap Up

USA: Aussichten auf eine freundlichere Konjunkturentwicklung und ein höher als erwartetes Wachstum der Industrieproduktion sorgten dafür, dass sich der Aufwärtstrend an der US-Börse moderat fortsetzte.

Umgekehrt ging die Talfahrt am Anleihemarkt weiter, da viele Anleger nach Gelegenheiten suchten, in Wertpapiere mit besseren Renditechancen zu investieren.

Nach Angaben des Handelsministeriums kletterte der ISM-Index für die Fertigungsbranche, der als wichtiger Konjunkturindikator gilt, auf den höchsten Stand seit fast vier Jahren. Den Hintergrund bildete eine Belebung der Industrieproduktion auf Grund steigender Auftragseingänge. Der Index lag im vierten Monat in Folge über der Marke von 50.

Die Zahl der Anträge auf Arbeitslosenunterstützung sank auf den niedrigsten Stand seit zwei Jahren. Angesichts der Konjunkturbelebung stellten die Unternehmen mehr neue Mitarbeiter ein. Einem Bericht des Arbeitsministeriums zufolge ging die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung von 391.000 in der Vorwoche auf 348.000 zurück.

Die amerikanische Börsenaufsicht SEC will nach eigenen Angaben ihre Ermittlungen in der Fondsbranche ausweiten. Insbesondere soll untersucht werden, ob die Fondsgesellschaften bei der Zuteilung von Anteilen Hedgefonds eine Vorzugsbehandlung gegenüber Privatkunden, die geringere Gebühren zahlen, eingeräumt haben.

Der angeschlagene, knapp der Pleite entronnene Mischkonzern Tyco kündigte ein umfassendes Sanierungsprogramm an. Das Unternehmen will sich von bis zu 50 Geschäftsfeldern trennen und rund 7.200 Mitarbeiter entlassen.

Der Netzwerkausrüster Cisco meldete für das erste Quartal seines Geschäftsjahrs einen Gewinnanstieg um 76 Prozent. Die Nachfrage nach Ausrüstungen nahm zu, während die Kosten sanken. Der Reingewinn erholte sich von 618 Mio. $ im Vorjahresquartal auf 1,09 Mrd. $.

Europa: Die europäischen Aktienmärkte stiegen im Wochenverlauf. Sie profitierten von Signalen für eine zunehmende Belebung der Weltwirtschaft.

Im Gegensatz dazu sanken die Anleihekurse im Euroraum vor dem Hintergrund überwiegend positiver Konjunkturdaten aus Europa und den USA.

So ergaben Zahlen des englischen Forschungsinstituts NTC Research, dass die europäische Dienstleistungsbranche - auf sie entfällt der Großteil der europäischen Wirtschaftsleistung - im Oktober so kräftig wuchs wie seit fast drei Jahren nicht mehr.

Die Nachrichten von den Unternehmen waren gemischt. BNP Paribas meldete einen Anstieg des Reingewinns um 69 Prozent. Das Unternehmen konnte hohe Gewinne am Aktienmarkt verbuchen.

Die schwedischen Sicherheitsunternehmen Assa Abloy und Securitas verzeichneten dagegen einen Ertragsrückgang. Securitas meldete für das dritte Quartal einen Gewinnrückgang um 24 Prozent, für den eine geringere Nachfrage und die Dollarschwäche verantwortlich gemacht wurden. Ähnliche Umstände führten bei Assa Abloy im gleichen Zeitraum zu einem Gewinnrückgang um 7,1 Prozent.

Der französische Aluminiumkonzern Pechiney meldete einen Reinverlust von 76 Mio. Euro im dritten Quartal. Hauptgrund war laut Pechiney der Übernahmeversuch von Alcan, dessen Offerte am 24. November ausläuft. Die Franzosen hatten hohe Summen für Abwehrmaßnahmen aufgewendet.

Das in Madrid ansässige Unternehmen Repsol, Europas fünftgrößte Ölgesellschaft, verzeichnete ebenfalls eine Ergebnisverschlechterung. Der Gewinn sank im dritten Quartal um 3,9 Prozent, was im Wesentlichen auf die Dollarschwäche, höhere Steuern und eine Explosion in einer der Raffinerien von Repsol zurückzuführen war. Der Reingewinn sank von 463 Mio. Euro im Vorjahr auf 443 Mio. Euro.

Japan: Der japanische Aktienmarkt beendete die Woche nach starken Schwankungen mit einem leichten Plus. Die Anleger waren hin- und hergerissen zwischen Optimismus angesichts überwiegend positiver Konjunkturdaten und Sorgen über die Yen-Stärke.

Neue Zahlen belegten eine Fortsetzung der Konjunkturbelebung. So stieg der Index japanischer Frühindikatoren im September auf 80 (von 54,5 im August). Damit notierte er im fünften Monat in Folge über der wichtigen Marke von 50, die zwischen Auf- und Abschwung unterscheidet.

Weitere Unternehmen präsentierten ihre Ergebnisse, die überwiegend erfreulich ausfielen. Suzuki Motor meldete für die erste Hälfte seines Geschäftsjahrs einen Gewinnanstieg von über 100 Prozent auf Grund von Kosteneinsparungen und höheren Umsätzen im Ausland. Der Reingewinn des Autobauers stieg auf 25 Mrd. ¥ (229 Mio. $). Im Vorjahreszeitraum waren es 10,2 Mrd. ¥ gewesen.

Auch Toyota verzeichnete im zweiten Quartal seines Geschäftsjahrs einen Gewinnsprung, und zwar um 68 Prozent. Beide Autokonzerne profitierten von einer Nachfragebelebung in den USA. Toyotas Reingewinn erreichte fast 302 Mrd. ¥, gegenüber 179 Mrd. ¥ im Vorjahr. Das Unternehmen trat an die Stelle von NTT DoCoMo als größter japanischer Börsenwert.

Das größte Kosmetikunternehmen des Landes, Shiseido, meldete für die erste Geschäftsjahreshälfte einen Gewinnrückgang auf Grund sinkender Umsätze. Der Konzerngewinn betrug 6,56 Mrd. ¥, verglichen mit 9,87 Mrd. ¥ im entsprechenden Zeitraum des Vorjahres.

Großbritannien: Der britische Aktienmarkt beendete die Woche mit einem Plus, und der FTSEIndex erreichte ein 15-Monatshoch.

Die Bank of England kündigte eine weithin erwartete Zinsanhebung um einen Viertelprozentpunkt an. Es war die erste Erhöhung der Zinsen seit Februar 2000. Die Notenbank teilte mit, sie wolle mit dem Schritt die wachsenden Ausgaben der privaten Haushalte sowie den Preisanstieg bei Wohnimmobilien dämpfen.

Der FT Government All Stocks Index für britische Staatsanleihen ("Gilts") verzeichnete im Wochenverlauf leichte Einbußen. Anleihen reagierten weltweit mit Kursverlusten auf neue Beschäftigungsdaten aus den USA.

Eine Untersuchung des National Institute of Economic and Social Research ergab, dass der britische Dienstleistungssektor im Oktober so stark gewachsen ist wie seit fast vier Jahren nicht mehr. Im Gegensatz dazu sank die Industrieproduktion nach offiziellen Angaben zwischen August und September um 0,2 Prozent.

Die Einzelhandelsunternehmen Marks & Spencer und Boots machten mit ihren Halbjahreszahlen wenig Eindruck auf die Anleger. M&S bestand darauf, mit seinem Sanierungsprogramm im Plan zu sein, obwohl die Umsätze im dritten Quartal in Folge stagnierten. Der neue Chef der Drogeriekette Boots kündigte Maßnahmen an, die eine Wende zu besseren Ergebnissen einleiten sollen.

Der Hedgefonds-Anbieter Man Group meldete Halbjahresergebnisse, die am oberen Ende der Analystenschätzungen lagen. Das Unternehmen teilte mit, im Fondsgeschäft sei die Nachfrage sehr lebhaft und man erwarte eine Verdoppelung des verwalteten Anlagevermögens innerhalb der nächsten fünf Jahre.

Südostasien: An den meisten Aktienmärkten der asiatisch-pazifischen Region ging die Rally der letzten Zeit weiter.

Der Wochenauftakt war erfreulich. Nach Veröffentlichung sehr positiver Zahlen herrschte lebhaftes Interesse an den Aktien führender Chiphersteller. Der Verband der Halbleiterindustrie meldete für September einen Anstieg der weltweiten Chipumsätze um 6,5 Prozent gegenüber dem Vormonat. Das war der größte Monatszuwachs seit 1990. Im asiatisch-pazifischen Raum lagen die Verkaufszahlen der Chiphersteller im dritten Quartal 19 Prozent über dem Vorjahresniveau (weltweiter Branchendurchschnitt: 17 Prozent).

Taiwans größter Elektronikhersteller Hon Hai Precision Industries verständigte sich mit seinem ebenfalls taiwanischen Rivalen Ambit Microsystems auf eine Übernahme. Die Fusion steht im Einklang mit Hon Hais Strategie, die Kommunikations- und Notebook-Sparten auszubauen.

Die Regierung Singapurs unternahm erste Schritte in dem Bemühen, ein Freihandelsabkommen mit der Volksrepublik China, dem viertgrößten Handelspartner des Stadtstaats, zu schließen. Zwischen Singapur und den USA, Australien, Japan und der EU bestehen bereits Handelsabkommen.

Lateinamerika: Die lateinamerikanischen Aktienmärkte folgten im Großen und Ganzen der Richtung der US-Börse.

In Brasilien sank die Inflationsrate im Oktober auf den niedrigsten Stand seit Jahresbeginn. Hintergrund war ein Preisrückgang bei Brennstoffen. Eine weitere gute Nachricht war der Anstieg der Zahl verkaufter Automobile auf den höchsten Stand seit zwölf Monaten. Zudem wuchs die Industrieproduktion im September zum ersten Mal seit sechs Monaten.

Der Internationale Währungsfonds stimmte einem Kreditabkommen im Volumen von 14 Mrd. $ zu, mit dem Brasilien geholfen werden soll, seine Schulden von 400 Mrd. $ zu bedienen. Einen Tag später stufte die Rating-Agentur Fitch die Kreditwürdigkeit des Landes herauf.

Die Regierung Mexikos teilte mit, sie rechne für 2004 mit einem Wirtschaftswachstum zwischen 3,0 und 3,5 Prozent. Weiter kündigte sie eine Senkung der Mehrwertsteuer auf 10 Prozent bei gleichzeitiger Ausdehnung der Besteuerung auf Lebensmittel und Medikamente an, die bisher noch ausgenommen sind. Der Mehrwertsteuersatz liegt in Mexiko derzeit bei 15 Prozent, aber die Regierung hofft, dass mit der Abschaffung von Ausnahmeregelungen Mehreinnahmen in die Staatskasse fließen werden, sodass die geplante Herabsetzung auf 10 Prozent keine Löcher in den Haushalt reißt.

Lateinamerikas größter Goldproduzent Peru erhöhte die Fördermenge im September um 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Sie erreichte damit den höchsten Stand seit zwei Jahren.

AUSBLICK:

Nach dem Zinssignal der Bank of England dürften die Anleger vorsichtig agieren, bevor die amerikanische Federal Reserve in dieser Woche zu ihrer monatlichen Sitzung zusammentritt.

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