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12:14 Uhr, 27.07.2011

„Fette“ Rendite nach dem Hamsterprinzip

Erwähnte Instrumente

  • Hamster-Optionsschein auf DA
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  • Hamster-Optionsschein auf Eu
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Während Direktanlegern immer nur die Wahl bleibt, auf steigende oder evtl. durch Leeverkäufe auch auf fallende Kurse zu setzen, steht Investoren am Zertifikate- und Derivatemarkt mittlerweile ein beinahe unerschöpfliches Instrumentarium zur Verfügung, um auch ganz gezielt eine Seitwärtsentwicklung zu spielen. Bei Zertifikaten wäre dabei in erster Linie an den Einsatz der verschiedensten Formen von Discountern, Bonus- oder Express-Produkten zu denken. Aber auch bei Hebel-Papieren warten inzwischen verschiedene Optionsscheintypen auf das Interesse risikofreudiger Anleger.

Die besonders auf „Exoten“ spezialisierte Société Générale erweitert ihren Baukasten gerade in diesem Bereich ständig. Wer davon überzeugt ist, dass ein ausgewählter Basiswert während der fixierten Laufzeit stets in einer bestimmten Range verbleibt, greift dabei beispielsweise zu Inlinern. Traut er eine ebensolche Entwicklung gleichzeitig auch zwei Underlyings zu, könnten Duo-Inline-Optionsscheine für ihn vielleicht gerade das richtige, wegen des zusätzlichen Basiswertes aber auch das deutlich spekulativere Produkt sein. Denn bei beiden Formen der digitalen Papiere zieht bereits die einmalige Erreichung der unteren oder oberen Barriere während der Laufzeit automatisch den Totalverlust nach sich. Deutlich „entspannender“ stellt sich deshalb der Gebrauch von sogenannten End-Inlinern dar, bei denen das Stichtagsprinzip zum Laufzeitende über Erfolg d.h. zehn Euro Tilgungssumme oder nur noch steuerlich relevante 0,001 Euro entscheidet. Wie bei Optionsscheinen üblich, lassen sich die individuellen Volatilitäts-Erwartungen auch bei diesen Produkten geschickt in die Spekulation miteinbeziehen.

Dies gilt übrigens auch für eine etwas andere Art von exotischen Seitwärtskünstlern, die noch vor einigen Jahren deutlich populärer waren als heute, den Korridor-Optionsscheinen. Die zur Kategorie der ansammelnden Range-Warrants gehörenden Produkte tragen sinnigerweise auch den Namen „Hamster“-Optionsscheine, der sich allerdings nicht, wie man vielleicht im ersten Moment vermuten könnte, an deren Funktionsweise orientiert, sondern tatsächlich für den Begriff „Hoffen auf Marktstabilität in einer engen Range“ steht. Die Markterwartung für diesen aus vielen einzelnen Paaren digitaler Optionen zusammengesetzten Optionsschein-Typ ist damit von vornherein klar, bei dem der Anleger für jeden Tag, an dem sich der Basiswert innerhalb einer bestimmten Kursspanne befindet, einen festen Cent-Betrag als inneren Wert gutgeschrieben bekommt. Bei den jeweils sechs neuen Produkten der Franzosen auf DAX und Euro STOXX 50 sind das genau zehn Cent, die bei den 100 Handelstagen bis zur Fälligkeit am ersten Dezember dieses Jahres einen maximal möglichen Auszahlungswert von zehn Euro liefern. Da sich bislang kein Papier einen Ausrutscher leistete, verfügen die zwölf Kandidaten nach ebenfalls zwölf Tagen im Korridor über einen inneren Wert von 1,2 Euro. Für die volle Summe muss der jeweilige Indexwert auf Schlusskursbasis auch an den noch ausstehenden Börsenhandelstagen in der Range notieren, wobei hier auch die Korridorgrenzen miteingerechnet werden.

Frühere Varianten bezogen sich auch auf längere Zeiträume, sowie Kalender- statt Handelstage. Bei den neuen Produkten der Société Générale handelt es sich darüber hinaus um die konservativere Single-Version, bei der das zwischenzeitliche Verlassen der Range ohne negative Folgen für den Anleger bleibt und nur die „In“-Tage gezählt werden, während ansonsten bei der deutlich spekulativeren aber auch entsprechend einträglicheren Dual-Methode der Tagesfaktor außerhalb des Korridors wieder von dem bereits erarbeiteten inneren Wert abgezogen wird, wobei sich wie bei Retail-Derivaten üblich auch dort keine Nachschusspflicht ergeben würde. Das Renditehamstern könnte sich bei einer solchen Variante aber trotzdem zu einer Art Sisyphus-Aufgabe erweisen.

So muss der Investor bei den aktuell angebotenen Single-Produkten auch entsprechend tiefer in die Tasche greifen. Wer dabei z.B. den DAX als Basiswert präferiert, kann mit dem breitesten Hamster-Optionsschein in einer Range zwischen 6.000 und 8.000 Punkten operieren. Berufsoptimisten wie Folker Hellmeyer von der Bremer Landesbank, der kürzlich gegenüber dem „DAF“ die Wirtschaft so gut aufgestellt sieht wie seit den fünfziger Jahren nicht mehr und noch in diesem Jahr mit bis zu 8.800 Zählern im DAX rechnet, müssten also selbst von dem konservativsten Papier der Société Générale die Finger lassen, da sie angesichts eines aktuellen Einstiegspreises von 9,49 Euro wahrscheinlich einen hohen Verlust einfahren würden, wenn der Index rasch die 8.000er-Marke erklimmen und das Hamstervergnügen jäh beenden würde. Wer es allerdings eher mit Norbert Walter, dem ehemaligen Chefvolkswirt der Deutschen Bank hält, der von einer Überbewertung der stark liquiditätsgetriebenen Aktienmärkte spricht, die korrigiert werden dürfte, könnte sich durchaus für den erwähnten Schein interessieren. Allerdings ermöglicht dieser wegen seiner großen Kursspannweite aktuell nur noch eine maximale Rendite von 5,49 Prozent bzw. 16,21 Prozent p.a.

Besser ins Beuteschema eines Optionsscheinanlegers passen deshalb andere Kombinationen wie z.B. 6.500/7.700 oder 6.750/7.750 Punkte, die immerhin Renditen jenseits der 18 Prozent abwerfen, was annualisiert einen Wert von über 60 Prozent bedeuten würde. Der spekulativste Range-Warrant auf den Euro STOXX 50 besitzt momentan eine Renditechance von 21,36 Prozent oder 72,37 Prozent p.a. Der Korridor beträgt hier 2.550/2.950 Punkte. Leider gibt es keine Produkte mit Grenzen am Rande oder knapp außerhalb des Korridors, mit denen man beispielsweise auf eine gezielte Entwicklung zurück in die Range spekulieren könnte und dadurch Hamsterprinzip hin oder her auch auf Basis nur weniger Tage bereits eine überproportionale Rendite erzielen könnte. Aber die Produkte sind ja erst einige Wochen am Markt und möglicherweise ergeben sich in der Folgezeit bei einer entsprechenden Entwicklung an den Märkten noch interessante Einstiegsgelegenheiten aus Sicht des Zeitwerts. Da der innere Wert mit jedem weiteren Tag innerhalb des Korridors weiter zunimmt, empfiehlt sich aber unter normalen Bedingungen eher eine frühzeitige Investition in das jeweilige Papier.

Hier eine Aufstellung der angebotenen Korridor-Optionsscheine:

WKN

Basiswert

von

bis

Fälligkeit

Max.Rendite

Geld

Brief

[Link "SG2CZC" auf www.sg-zertifikate.de/... nicht mehr verfügbar]

DAX

6250

7750

01.12.11

14,03%

8,57

8,77

[Link "SG2CZB" auf www.sg-zertifikate.de/... nicht mehr verfügbar]

DAX

6750

7750

01.12.11

18,48%

8,24

8,44

[Link "SG2CZA" auf www.sg-zertifikate.de/... nicht mehr verfügbar]

DAX

6500

7700

01.12.11

18,91%

8,21

8,41

[Link "SG2CZD" auf www.sg-zertifikate.de/... nicht mehr verfügbar]

DAX

6850

7950

01.12.11

10,86%

8,82

9,02

[Link "SG2CZE" auf www.sg-zertifikate.de/... nicht mehr verfügbar]

DAX

6000

8000

01.12.11

5,49%

9,28

9,48

[Link "SG2CY9" auf www.sg-zertifikate.de/... nicht mehr verfügbar]

DAX

6400

7700

01.12.11

17,23%

8,33

8,53

[Link "SG2CZK" auf www.sg-zertifikate.de/... nicht mehr verfügbar]

Euro STOXX 50

2400

3100

01.12.11

6,38%

9,20

9,4

[Link "SG2CZG" auf www.sg-zertifikate.de/... nicht mehr verfügbar]

Euro STOXX 50

2500

3000

01.12.11

13,12%

8,64

8,84

[Link "SG2CZJ" auf www.sg-zertifikate.de/... nicht mehr verfügbar]

Euro STOXX 50

2400

2900

01.12.11

20,63%

8,09

8,29

[Link "SG2CZL" auf www.sg-zertifikate.de/... nicht mehr verfügbar]

Euro STOXX 50

2550

2950

01.12.11

21,36%

8,04

8,24

[Link "SG2CZH" auf www.sg-zertifikate.de/... nicht mehr verfügbar]

Euro STOXX 50

2450

3050

01.12.11

8,93%

8,98

9,18

[Link "SG2CZF" auf www.sg-zertifikate.de/... nicht mehr verfügbar]

Euro STOXX 50

2500

3100

01.12.11

8,81%

8,99

9,19

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

Bitte vergessen Sie nicht, sich an unserer wöchentlichen Zertifikate-Umfrage unter dem folgenden Link zu beteiligen: http://www.godmode-trader.de/Zertifikate

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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