Kommentar
08:28 Uhr, 11.09.2003

Fernost - Weiterhin positive Einschätzung

Überwiegend kräftige Aufwärtsbewegungen: Die fernöstlichen Aktienmärkte tendierten im August in überwiegend fester Verfassung. Vor allem zunehmende Konjunkturhoffnungen in den USA, die durch immer neue positive Daten wie etwa den kräftig nach oben revidierten BIP-Zuwachs von 3,1 Prozent für das zweite Quartal 2003 gestützt wurden, stimulierten das Geschehen. Zu den größten Gewinnern gehörten die Börsen in Hongkong, Thailand, Südkorea und Taiwan, welche im Berichtszeitraum kräftige Kurssteigerungen verbuchen konnten.

In der ehemaligen Kronkolonie waren es insbesondere Immobilienwerte, die das Augenmerk der Anleger auf sich zogen. Darüber hinaus fanden die seit Jahren vernachlässigten Einzelhandelstitel zunehmend Beachtung, da es sich abzeichnet, dass die Einreisemöglichkeiten für Chinesen gelockert werden. Sowohl an der Börse in Hongkong als auch dem chinesischen Aktienmarkt kam es bei Red-Chips und H-Shares, die insgesamt eine sehr gute Performance vorwiesen, zu Gewinnmitnahmen. In China hatte die Regierung eine Anhebung der Mindestreserveverpflichtung für Banken um einen Prozentpunkt angeordnet, um den Gefahren einer Überhitzung der Konjunktur, gerade auch mit Blick auf die hohen Direktinvestitionen von Ausländern, vorzubeugen. An der thailändischen Börse waren es vor allem kleinere Unternehmen aus den Bereichen Immobilien, Maschinenbau und Bau, die mit kräftigen Kurssteigerungen aufwarteten. Diese Aufwärtsbewegungen spiegelten sich allerdings nicht im Hauptindex wider, der sich vorwiegend aus Bank- und Telekommunikationstiteln zusammensetzt, die eher lustlos tendierten. Am koreanischen Aktienmarkt konzentrierte sich die Aufmerksamkeit wieder einmal auf Aktien von Schiffsbauern. Sie zeigten erneut eine gute Performance, auch wenn die Kurssteigerungen nicht mehr so imposant ausfielen wie in den Vormonaten. Der Ordereingang in diesem Bereich ist gerade mit Blick auf die doppelwandigen Tanker weiterhin erfreulich. Darüber hinaus wurden nach wie vor Zulieferer für Handsets präferiert, die auch in Taiwan und an der Börse in Singapur gefragt waren. In Singapur richtete sich das Anlegerinteresse zudem auf kleinere Titel, die ein Standbein im Chinageschäft unterhalten. In Malaysia fanden vor allem Spezialwerte Beachtung, die kräftige Kurssteigerungen verbuchen konnten. Höher kapitalisierte Titel hingegen zogen in nur geringem Umfang das Augenmerk der Investoren auf sich, was auch an den eher verhaltenen Zuwachsraten der entsprechenden großen Marktindizes abzulesen war. Die mit einem BIP-Anstieg von 4,4 Prozent recht erfeulichen Wachstumsraten für das zweite Quartal wurden vom Markt hingegen kaum honoriert.

Weiterhin positive Einschätzung: Während die konjunkturellen Probleme in den USA auch die fernöstlichen Aktienmärkte belastet haben, sorgen nunmehr die sich für dieses Jahr abzeichnenden Belebungstendenzen der US-Wirtschaft für eine deutliche Stimmungsbesserung. Obwohl sich die fernöstlichen Länder in den letzten Jahren dank struktureller Reformen ein besseres wirtschaftliches Umfeld aufbauen konnten, das sich zunehmend auf die Binnennachfrage stützt, sind die USA doch ein sehr wichtiger Handelspartner der Region. Er erhält gerade in diesem Jahr, wo die SARS-Epidemie, welche sich zu einem stärkeren Belastungsfaktor entwickelt hat als zunächst erwartet und das BIP-Wachstum der gesamten Region ein wenig dämpfen dürfte, eine besondere Bedeutung. Auch der zwischenzeitlich kräftige Anstieg des Ölpreises wird den BIP-Zuwachs in Asien als Nettoimporteur dieses Rohstoffes tendenziell geschmälert haben, wobei Länder wie Korea und Thailand besonders betroffen sind. Allerdings werden etwa im Vergleich zu Europa, wo die Wirtschaft bislang immer noch kränkelt, die Auswirkungen weit weniger belastend sein. Mit Blick auf die Währungssituation ist festzustellen, dass die asiatischen Länder aufgrund von Wettbewerbsüberlegungen darum bemüht sind, Aufwertungstendenzen zu vermeiden. Durch die oftmals enge Anbindung an den US-Dollar werden Devisenreserven - sie werden in Asien auf etwa 1,6 Billionen USD geschätzt - dazu benutzt, US-Treasuries zu kaufen, um so Dollar geben zu können. Würden diese Mittel wenigstens zum Teil dazu genutzt, den inländischen Konsum zu stimulieren, könnte sich dies wachstumsfördernd auswirken. In Thailand sind entsprechende Ansätze seitens der Regierung zu beobachten, was sich bereits positiv in der konjunkturellen Entwicklung des Landes bemerkbar gemacht hat und sich auch in der festen Tendenz des Aktienmarktes widerspiegelt. Ferner ist hervorzuheben, dass die asiatischen Länder jeweils einen Zahlungsbilanzüberschuss ausweisen, was ihre Währungen zusätzlich stützt.

Abgesehen von einigen negativen, teilweise vom Markt bereits eingepreisten Einflussfaktoren, stehen wir den fernöstlichen Aktienmärkten jedoch per saldo nach wie vor positiv gegenüber. Auf längere Sicht gehören Indonesien und Thailand neben Indien nach wie vor zu unseren Anlagefavoriten. Während der thailändischeMarkt weiterhin von einer unternehmensfreundlichen Regierung, sinkenden Zinsen und guten Gewinnausweisen profitieren sollte, dürften in Indonesien günstige Bewertungen, erfreuliche Unternehmensergebnisse und feste Währungsverhältnisse noch attraktive Investitionsmöglichkeiten eröffnen. Außerdem ist das Land als eine der wenigen asiatischen Ausnahmen ein Ölexporteur, was ihm in Zeiten eines relativ hohen Ölpreises zugute kommt. Allerdings sollte man nicht gewisse potenzielle Gefahrenherde aus dem Auge verlieren, wie etwa die hartnäckigen Unabhängigkeitsbestrebungen der Provinz Aceh oder die im nächsten Jahr anstehenden Wahlen, welche mit Blick auf die moslemische Bevölkerung für Unruhe sorgen könnten. Ebenfalls positiv beurteilen wir den chinesischen Markt, der nicht zuletzt durch das Wachstumspotenzial des Landes gestützt wird. Die chinesische Regierung ist mittlerweile dazu übergegangen, den privaten Konsum stärker zu fördern und überhitzte Branchen wie Automobilbau und Wohnungsbaunachfrage etwas einzudämmen. In Malaysia könnte es im Vorfeld der anstehenden Wahlen zu einer Rallye unter anderem in den Small- und Mid-Caps kommen, zumal ausländische Investoren in Malaysia insgesamt untergewichtet sind und bei freundlicher Markttendenz auf den fahrenden Zug aufspringen müssten. Für Taiwan sind wir optimistisch gestimmt, insbesondere da der Markt aufgrund der SARS-Epidemie, die in Taiwan vergleichsweise lange angedauert hat, zurückgeblieben ist und so noch Nachholpotenzial besitzt. Darüber hinaus profitiert er aufgrund seiner Technologielastigkeit von den Erholungstendenzen im High-Tech-Bereich. Wir favorisieren hier unter anderem Gesellschaften, die über ein geschäftliches Standbein in China verfügen (China-Plays). Mit Blick auf Südkorea sind zwar die Fundamentaldaten wenig erfreulich, doch gibt es Bereiche wie beispielsweise Handy-Zulieferer, welche die Gunst der Anleger besitzen. Überhaupt spielen High-Tech-Werte an der koreanischen Börse eine große Rolle, sodass hier die Erholungstendenzen an der NASDAQ in besonderem Maße honoriert werden. Darüber hinaus scheint sich die Kreditkartenkrise ihrem Ende zu nähern, was den Markt ebenfalls entlasten würde. Allerdings stehen im Zusammenhang mit Corporate Governance immer wieder Untersuchungen bei den großen Unternehmen des Landes, den Chaebols an, welche das Marktpotenzial zwischenzeitlich dämpfen könnten.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 110 Milliarden Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende Juni 2003. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 3,9 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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