Fernost - Kräftige Aufwärtsbewegungen
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Die fernöstlichen Aktienmärkte präsentierten sich im Juni in freundlich bis fester Verfassung. Zunehmende Konjunkturhoffnungen in den USA und damit verbundene Kurssteigerungen an den amerikanischen Börsen inspirierten die asiatischen Märkte und führten auch hier zu teilweise kräftigen Aufwärtstendenzen. Vor allem die positiven Vorgaben der technologieorientierten NASDAQ fielen auf fruchtbaren Boden, da in Fernost High-Techs generell einen hohen Stellenwert haben. Darüber hinaus herrschte Erleichterung angesichts der nun endgültig überwundenen SARS-Epidemie, welche über Monate die Kursentwicklung der Region arg in Mitleidenschaft gezogen hatte.
Mit einem Plus von jeweils knapp 13 Prozent konnten vor allem die Börsen in Thailand und auf den Philippinen hohe Zuwachsraten verbuchen. Thailändische Aktien profitierten weiterhin von der guten fundamentalen Situation des Landes, wobei rückläufige Zinsen zusätzlich stimulierten. Auf den Philippinen haben sich die Zinsen ebenfalls kräftig ermäßigt, was gerade den hochverschuldeten philippinischen Unternehmen zugute gekommen ist. Aber auch Bank- und Immobilientitel, die im Berichtsmonat zu den Kursgewinnern zählten, wurden von dieser Entwicklung begünstigt. Eine ebenfalls erfreuliche Performance von jeweils rund sieben Prozent zeigten die Märkte in China, Taiwan und Singapur, wo insbesondere die sogenannten ,,China-Plays" gefragt waren. China, als Wachstumslokomotive der Region, kam vor allem die Eindämmung der SARS-Seuche zugute, während die technologieorientierte taiwanesische Börse erneut die positiven Vorgaben der NASDAQ honorierte. Darüber hinaus gaben die zunehmenden Konjunkturhoffnungen in den USA dem stark exportabhängigen Land Impulse. Auch die Börse in Malaysia tendierte fest, nachdem die Entwicklung in den letzten Monaten eher ,,eintönig" war, was sich allerdings in Phasen der Schwäche als vorteilhaft erwies. Angesichts des für den Herbst erwarteten Regierungswechsels stimuliert hier eine ,,pre-election"-Rallye. Mit nur verhaltenen Kurssteigerungen konnte hingegen der indonesische Aktienmarkt aufwarten. Nach den kräftigen Aufwärtstendenzen der vergangenen Monate erscheint eine ,,Verschnaufpause" aber nur gesund. Zudem herrschte am Markt Nervosität darüber, dass die SEC in New York dem gewünschten Wechsel eines Revisors für einen gelisteten ADR aus dem Telekombereich nicht zustimmte. Darüber hinaus belastete eine große Emission der Bank Mandiri das Geschehen, da Investoren zur Mittelbereitstellung andere Werte veräußerten.
Weiterhin konstruktive Haltung: Während die konjunkturellen Probleme in den USA auch die fernöstlichen Aktienmärkte belastet haben, sorgen nunmehr zunehmende Hoffnungen auf eine im späteren Jahresverlauf einsetzende wirtschaftliche Belebung für eine deutliche Stimmungsbesserung. Obwohl sich die fernöstlichenLänder in den letzten Jahren dank struktureller Reformen ein besseres wirtschaftliches Umfeld aufbauen konnten, das sich zunehmend auf die Binnennachfrage stützt, sind die USA doch ein sehr wichtiger Handelspartner der Region. Er erhält gerade in diesem Jahr, wo sich Asien zusätzlichen makroökonomischen Belastungen gegenübersieht, große Bedeutung. So wird etwa der im Vorfeld des Irak-Krieges gesehene Anstieg des Ölpreises den BIP-Zuwachs in Asien als Nettoimporteur dieses Rohstoffes tendenziell geschmälert haben, wobei Länder wie Korea und Thailand besonders betroffen sind. Allerdings werden etwa im Vergleich zu Europa, wo die Wirtschaft bislang immer noch kränkelt, die Auswirkungen weit weniger negativ sein. Darüber hinaus hat sich SARS zu einem stärker als zunächst erwarteten Belastungsfaktor für die Konjunktur entwickelt und dürfte in der gesamten Region das BIP-Wachstum ein wenig dämpfen. Mit Blick auf die Währungssituation ist festzustellen, dass die asiatischen Länder aufgrund von Wettbewerbsüberlegungen darum bemüht sind, Aufwertungstendenzen zu vermeiden. Durch die oftmals enge Anbindung an den US-Dollar ist dies derzeit aufgrund der Schwäche des ,,Greenback" ein relativ leichtes Unterfangen. Ansonsten werden Devisenreserven - sie werden in Asien auf etwa 1,6 Billionen USD geschätzt - dazu benutzt, US-Treasuries zu kaufen, um so Dollar ,,geben" zu können. Würden diese Mittel wenigstens zum Teil dazu genutzt, den inländischen Konsum zu stimulieren, könnte sich dies wachstumsfördernd auswirken. In Thailand sind entsprechende Ansätze seitens der Regierung zu beobachten, was sich bereits positiv in der konjunkturellen Entwicklung des Landes bemerkbar gemacht hat und sich auch in der festen Tendenz des Aktienmarktes widerspiegelt.
Abgesehen von einigen negativen, teilweise vom Markt bereits eingepreisten Einflussfaktoren, stehen wir den fernöstlichen Aktienmärkten jedoch per saldo positiv gegenüber. Auf längere Sicht gesehen gehören Indonesien und Thailand neben Indien nach wie vor zu unseren Anlagefavoriten. Während der thailändische Markt weiterhin von einer unternehmensfreundlichen Regierung, sinkenden Zinsen und guten Gewinnausweisen profitieren sollte, dürften in Indonesien günstige Bewertungen, erfreuliche Unternehmensergebnisse und feste Währungsverhältnisse noch attraktive Investitionsmöglichkeiten eröffnen. Außerdem ist das Land als eine der wenigen asiatischen Ausnahmen ein Ölexporteur und kann so von den relativ hohen Ölpreisen profitieren. Allerdings sollte man nicht gewisse potenzielle Gefahrenherde aus dem Auge verlieren, wie etwa die hartnäckigen Unabhängigkeitsbestrebungen der Provinz Aceh oder die im nächsten Jahr anstehenden Wahlen, welche mit Blick auf die moslemische Bevölkerung für Unruhe sorgen könnten. Ebenfalls positiv beurteilen wir die chinesische Börse, die nicht zuletzt durch das Wachstumspotenzial des Landes gestützt wird. In Malaysia könnte es im Vorfeld der anstehenden Wahlen zu einer Rallye gerade in den Small- und Mid-Caps kommen, zumal ausländische Investoren hier untergewichtet sind und bei freundlicher Markttendenz auf den ,,fahrenden Zug" aufspringen müssten. Für Taiwan sind wir optimistisch gestimmt, insbesondere da der Markt aufgrund der SARS-Epidemie, die in Taiwan vergleichsweise lange angedauert hat, zurückgeblieben ist und so noch Nachholpotenzial besitzt. Darüber hinaus profitiert er aufgrund seiner Technologielastigkeit von den Erholungstendenzen im High-Tech-Bereich. Wir favorisieren hier unter anderem Gesellschaften, die über ein geschäftliches Standbein in China verfügen (,,China-Plays"). Mit Blick auf Südkorea sind zwar die Fundamentaldaten wenig erfreulich, doch gibt es Bereiche wie beispielsweise Handy-Zulieferer oder Internet-Titel, welche die Gunst der Anleger besitzen. Überhaupt spielen High-Tech-Werte an der koreanischen Börse eine große Rolle, sodass hier die Erholungstendenzen an der NASDAQ in besonderem Maße honoriert werden. Darüber hinaus scheint sich die Kreditkartenkrise ihrem Ende zu nähern, was den Markt ebenfalls entlasten würde. Allerdings stehen im Zusammenhang mit ,,Corporate Governance" nunmehr Untersuchungen bei den großen Unternehmen des Landes, den Chaebols an, welche das Marktpotenzial zwischenzeitlich dämpfen könnten.
Quelle: Union Investment
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