Kommentar
10:57 Uhr, 31.10.2003

Fed muss über eine Exit-Strategie denken

1. Die gestern erschienenen Sitzungsprotokolle (Minutes) des Offenmarktausschusses (FOMC) der US-Notenbank vom 16. September 2003 zeigen, dass die Fed die derzeitige Niedrigzinspolitik zeitlich nicht spezifiziert hat. Was mit einer expansiven Geldpolitik, die "for a considerable period" betrieben werde, gemeint ist, bleibt damit weiter unklar. Der Inflationsdruck werde angesichts anhaltender Überkapazitäten weiter niedrig bleiben, die BIP-Wachstumsaussichten besserten sich.

2. Am Dienstag hat die Fed die Zinsen wiederum bei 1,00 % belassen. Das Statement zum Zinsentscheid lautet wie folgt:

"The Federal Open Market Committee decided today to keep its target for the federal funds rate at 1 percent. The Committee continues to believe that an accommodative stance of monetary policy, coupled with robust underlying growth in productivity, is providing important ongoing support to economic activity. The evidence accumulated over the intermeeting period confirms that spending is firming, and the labor market appears to be stablising. Business pricing power and increases in core consumer prices remain muted. The Committee perceives that the upside and downside risks to the attainment of sustainable growth for the next few quarters are roughly equal. In contrast, the probability, though minor, of an unwelcome fall in inflation exceeds that of a rise in inflation from its already low level. The Committee judges that, on balance, the risk of inflation becoming undesirably low remains the predominant concern for the foreseeable future. In these circumstances, the Committee believes that policy accommodation can be maintained for a considerable period."

3. Das Statement zeigte im Gegensatz zum Statement vom 16. September praktisch keine Veränderungen auf - Ausnahme: statt von einem schwächeren Arbeitsmarkt wird nun von einem sich stabilisierenden Arbeitsmarkt gesprochen. Die für Investoren wohl wichtigste Frage ist, wie lange die "considerable period" sein wird, in der die Geldpolitik expansiv gehalten wird. Fed-Vertreter hatten im Vorfeld schon angedeutet, dass eine expansive Geldpolitik nicht gleichbedeutend mit einem Leitzinsniveau von 1 % sei.

4. Der vorsichtige Ton des Statements steht in Kontrast zu dem starken BIP-Wachstum im dritten Quartal 2003 von 7,2 % (annualisiert) qoq. Einige Analysten hatten die verbale Verpflichtung der Fed, die Leitzinsen vor dem Hintergrund positiver Konjunkturdaten für eine im historischen Vergleich relativ lange Zeitspanne niedrig zu halten, kritisiert. Die Fed scheint allerdings entschlossen zu sein, die Nachhaltigkeit des Aufschwungs mittels niedriger Zinsen sicherzustellen. Dies sollte so lange der Fall sein, wie kein Lohn- und Preisdruck nach oben zu sehen ist, und die Kapazitäten unterausgelastet sind. Momentan liegt das von der Fed präferierte Kerninflationsmaß für den Index der persönlichen Konsumausgaben mit 1,3% am unteren Rand der von der Fed angestrebten Range von 1% bis 2% für die Inflationsrate.

5. Einige Fed-Vertreter ist zwar nicht ganz wohl bei der Verpflichtung zu einer anhaltenden Niedrigzinspolitik, da diese der Fed ein Glaubwürdigkeitsproblem bescheren könnte, wenn wieder Inflationsdruck zu sehen wäre. Die Tatsache, dass die Verpflichtung wieder im Statement stand, zeigt aber, dass die Sicht des Notenbankchefs Greenspan dominiert. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass Greenspan die Wortwahl materiell ändert, solange keine Gewissheit darüber besteht, dass die US-Wirtschaft einen nachhaltigen Anstieg der langfristigen Zinsen aushält. Denn ein starker Anstieg würde den Konsum aufgrund der hohen Verschuldung der privaten Haushalte belasten. Hinzu kommt, dass im Offenmarktausschuss ein breiter Konsens besteht, die Zinsen auf dem jetzigen Niveau zu belassen: Alle zwölf stimmberechtigten Mitglieder des FOMC votierten für konstante Zinsen.

6. Die Herausforderung für die Fed in den nächsten Monaten wird sein, auf welche Weise sie die Märkte vor einer Zinserhöhung warnen soll. Sollte sie das Satzglied "a considerable period" aus dem Statement herausnehmen, ohne die Märkte vorher zu warnen, so würde dies sicher einen Schock für die Märkte darstellen. Es ist gut möglich, dass die Fed im Frühjahr 2004 ihre Wortwahl ändert, um dann im Spätsommer 2004 die Zinsen vom jetzigen Niveau von 1% zu erhöhen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 122 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands.

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