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17:04 Uhr, 04.12.2000

FED: Bald wieder leichtere Zinspolitik?

Die US-Wirtschaft verliert so stark an Wachstum, dass die Federal Reserve in den USA fast schon dazu gezwungen werde, die Zinsen im nächsten Jahr wieder zu senken, um eine Rezession abzuwenden.

Laut Allen Sinai von Decision Economics Inc. in New York habe die FED nur noch eine Möglichkeit, nämlich die Zinsen zu senken. Die einzige Frage sei laut Sinai, wie schnell die FED dies bewerkstelligen würde.

Es sind ganz klar die Anzeichen in den Wirtschaftsdaten erkennbar, die den durch den höheren Zinssatz geringeren Anreiz für Neuinvestitionen widerspiegeln. Die Verkäufe für Neuwagen gehen zurück, das Konsumentenvertrauen nimmt ab, Unternehmen verwenden weniger Kapital für Neuinvestitionen in Computer und Software, welche mit dem wachsenden Output der US-Wirtschaft zu tun haben.

Die USA hatte seit Juni 1990 keine Rezession.

Kein Analyst erkennt aktuell eine Rezession, doch sind eine Reihe von Signalen, welche darauf hin deuten, unübersehbar.

Die US-Zentralbank hatte die Absicht, das Wachstum auf eine Rate zu senken, die Druck vom Arbeitsmarkt nehme, beabsichtigte aber nicht, die US-Wirtschaft in eine Abwärtsspirale zu bewegen.

Das Bruttoinlandsprodukt, welches die Summe des Umsatzes aller Güter und Dienstleistungen repräsentiert, welche innerhalb der USA produziert wurden, stieg im dritten Quartal um 2.4 %, nachdem noch im zweiten Quartal ein Wachstum von 5.6 % verzeichnet wurde.

Laut Mark Zandi von Economy.com sei die US-Wirtschaft in einer Übergangsphase von Boom-artigen Zuständen in eher gemäßigte Verhältnisse. Daraus resultieren Unzufriedenheit und Ängste, so Zandi.

Die Risiken einer Rezession würden steigen, aber die Risiken seien aktuell noch gering, so Zandi. Doch halten sich Kosumenten wie auch Unternehmen bei ihren Ausgaben überdurchschnittlich zurück. Diese Entwicklung alleine würde die Risiken für eine Rezession in den USA überdurchschnittlich erhöhen, so Zandi.

Analysten sind der Meinung, dass die FED die Risiken beachten müsse, doch würde dies traditionell schrittweise getan werden.

Die US-Zentralbank hat die Zinsen sechs mal seit Mitte 1999 bis Mai erhöht und hat in den letzten vier Treffen nicht entschieden, den Zinssatz weiter zu senken. Die FED gab in der letzten Sitzung bekannt, weiterhin eine vorsichtige Zinspolitik zu betreiben.

Analysten vertreten die Haltung, dass die Zinssätze nicht vor der Jahreswende gesenkt werden würden. So sei es unwarscheinlich, dass man bereits am Treffen zum 19. Dezember für eine Zinssenkung votieren würde.

Die FED wird voraussichtlich vorerst bei dem aktuellen Zinsniveau verharren. Zuerst würde die FED ihre Haltung auf neutral stellen, und spätestens im März eine leichtere Haltung einnehmen, so Sinai. In Folge dessen bleibt offen, wie stark die Zinsen gesenkt würden und wie oft Zinsschritte in Folge dessen ergriffen würden.

Ein Signal, dass die FED sich auf eine neutrale Haltung gegenüber der Zinspolitik vorbereite, könnte am 19. Dezember mit der Aussage gegeben werden, dass sich das schwacher werdende Wachstum und die höhere Inflation nun ausgleichen würden.

Zu den Begründungen für eine langsamer vorangehende Zinssenkung zählen u.A. die knappe Zahl der Arbeitskräfte, welche in den USA für bestimmte Berufe eingestellt werden können. In Folge sieht die FED eine evtl. Lohnerhöhung, welche die Inflation schüren könnte. Des weiteren sieht die FED eine Gefahr für inflationäre Tendenzen in den steigenden Energiekosten, doch spiegelte sich diese Preiserhöhung noch nicht in der Kern-Inflationsrate wider. Die Kern-Inflationsrate beobachtet die Preissteigerungen von allen Gütern und Dienstleistungen in den USA, außer den Nahrungsmitteln und Energiekosten.

So sieht Sinai keinen Bedarf für eine weiterhin strenge Zinspolitik, sollten sich die steigenden Energiekosten nicht nach Winter in der Kern-Inflationsrate widerspiegeln.

Lynn Reaser von Banc of America Capital Management stimmte dem zu, und sieht auch eine leichtere Zinspolitik und mindestens eine Zinssenkung im ersten Quartal 2001.

Laut Reaser sei die Wirtschaft in den USA stärker von einer harten Landung bedroht als noch vor 3 Wochen. Aber es scheine nicht, so Reaser, dass die US-Wirtschaft eine Rezession erleben würde, woraus eine ganze Reihe von Einschränkungen resultieren würden.

Reaser hälte es des weiteren für möglich, dass die FED eine neutrale Haltung bereits im Dezember-Meeting einnehmen und darauf die LeitZinsen um 25 Basispunkte senken würde.

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