Fed agiert zügig und systematisch, EZB schrittweise und vorsichtig
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Mit der Veröffentlichung ihrer „Minutes“ vom letzten FOMC-Treffen hat die amerikanische Notenbank gestern Abend den Plan untermauert, ihre geldpolitische Ausrichtung sowohl über Leitzinsanhebungen als auch über einen ambitionierten Abbau ihrer Bilanz zügig zu straffen. Heute wird die Europäische Zentralbank das Kurzprotokoll ihrer letzten Ratssitzung veröffentlichen. Auch hierin werden sich wohl Pläne für eine Abkehr von der ultra-expansiven geldpolitischen Ausrichtung finden, die aber deutlich weniger konkret ausfallen dürften als jene der Fed. An den Rentenmärkten sind die Kurven vorübergehend in einen Versteilerungsmodus gewechselt, während die hohe Verunsicherung unter den Anlegern auf der Aktienperformance lastet.
Über einige Monate hinweg beschrieb die Fed ihren Ansatz zur geldpolitischen Straffung mit den Begriffen „humble“ und „nimble“. Einerseits müsse den Inflationsrisiken „demütig“ begegnet werden, andererseits sei die geldpolitische Ausrichtung „geschickt“ den veränderten Umständen anzupassen. Diese beiden Schlagworte sind in den vergangenen Tagen präziseren Aussagen gewichen. Der Prozess in Richtung einer neutralen geldpolitischen Positionierung müsse „expeditious“, also zügig, erfolgen, hieß es gestern in dem Kurzprotokoll der letzten FOMC-Sitzung vom 15./16. März. Außerdem sprechen sich seit einigen Tagen immer mehr Mitglieder des Offenmarktausschusses für einen „methodical“ Zinsanhebungsprozess aus, die Leitzinsanpassungen sollten demnach „systematisch“, gewissermaßen einem Plan folgend, umgesetzt werden.
Der Ansatz, die Geldpolitik „zügig“ zu normalisieren, bezieht sich nicht nur auf die Leitzinsen, sondern auch auf den Abbau der Zentralbankbilanz. Im Zuge der Wertpapierkäufe hat sich das Volumen der Papiere auf den Büchern der Fed seit Ausbruch der Pandemie vor gut zwei Jahren auf fast 9 Billionen US Dollar mehr als verdoppelt. Dieser Anstieg soll nun durch eine „passive quantitative Straffung“ umgekehrt werden. Im Rahmen dessen wird die Fed Gelder aus fällig werdenden Anleihen bis zu einer monatlichen Obergrenze nicht mehr reinvestieren und die umlaufende Geldmenge auf diesem Wege reduzieren.
In den Minutes fand sich nun ein Plan, in welchem Tempo der Bilanzabbau erfolgen könnte. Demnach strebt die Fed an, fällig werdende Staatsanleihen im Umfang von 60 Mrd. Dollar pro Monat von ihren Büchern zu nehmen, bei den besicherten Papieren (Mortgage-Backed Securities, MBS) wird eine monatliche Zielmarke von 35 Mrd. Dollar angestrebt. Sollten in einem bestimmten Monat die Treasury-Fälligkeiten unter der Schwelle von 60 Mrd. Dollar liegen, würde der Differenzbetrag über einen Abbau von Geldmarktpapieren (T-Bills) erfolgen. Das anvisierte Abbauvolumen von insgesamt 95 Mrd. Dollar pro Monat ist fast doppelt so hoch wie während der letzten vergleichbaren Operation ab Oktober 2017, wo dieser Betrag auf 50 Mrd. Dollar gedeckelt war. Bis zum Erreichen der vollen Abbaugeschwindigkeit ist eine „Anlaufphase“ von drei Monaten angedacht.
Die formale Ankündigung des „Quantitative Tightening“ dürfte bereits auf der nächsten FOMC-Sitzung Anfang Mai erfolgen. Bei diesem Treffen könnte gleichzeitig auch der Leitzins das zweite Mal angehoben werden, höchstwahrscheinlich sogar um 50 Bp. Darauf deuten neben zahlreichen Äußerungen von Fed-Vertretern in den vergangenen Wochen auch die Minutes hin. Demnach hätten sich bereits im März „viele“ FOMC-Vertreter für einen 50-Bp-Schritt ausgesprochen, hätte der Militärkonflikt in der Ukraine nicht plötzlich für einen Unsicherheitsschub gesorgt.
Heute wird die EZB ihrerseits das Kurzprotokoll („Account“) ihrer Ratssitzung von 10. März publizieren. Die EZB wählt im Gegensatz zur Fed eher zurückhaltende Worte, um ihren geldpolitischen Normalisierungsprozess zu beschreiben. So solle dieser Prozess „schrittweise“ („gradual“), „geduldig“ („patient“), besonnen („prudent“) und „vorsichtig“ („careful“) erfolgen, wobei die Notenbank „flexibel“ („flexible“) agieren will und sich grundsätzlich viele Optionen offenhalten will („optional“). Außerdem wird die UN heute ihren weit beachteten monatlichen Lebensmittel-Preisindex für den Monat März veröffentlichen.
„Expeditious“ hier, „gradual“ dort – die Anleger zeigen sich im Umfeld hoher Inflationsraten, sich eintrübender Wachstumsaussichten und abnehmender geldpolitischer Unterstützung insgesamt eher wieder verunsichert („worried“)…
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