Kommentar
13:35 Uhr, 01.03.2016

Fällt bald Geld vom Himmel?

Nach dem G20 Gipfel der Finanzminister in Shanghai sind sich alle einige: die Weltwirtschaft wächst zu langsam und braucht Unterstützung. Wie das geschehen soll, ist unklar. Jeder dürfte da so seine eigene Vorstellung haben.

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Der G20 Gipfel war relativ unspektakulär. Die drängenden Probleme wurden diskutiert, doch ohne greifbares Ergebnis. Alle sind sich einig, dass das Weltwirtschaftswachstum auf der Kippe steht und es Maßnahmen braucht. Monetäre Maßnahmen sind nicht ausreichend. Auch darüber sind sich alle einige.

Der wohl kleinste gemeinsame Nenner war die Verständigung auf die Forderung nach Reformen. Weltweit müssen Staaten Reformen einleiten, um das Wachstum langfristig zu sichern. Das klingt gut, ist jedoch nicht das erste Mal, dass sich die Finanzminister auf eine solche Forderung verständigen. Fordern kann man ja mal...

Auch nach früheren Beschlüssen ist bisher wenig geschehen. Es ist ja nicht so, dass die G20 mitten in der Finanzkrise nicht auch große Reformen gefordert und versprochen hatten. Geschehen ist wenig bis nichts. Japan hat seit 3 Jahren ein Reformprogramm, ein Bestandteil der Abenomics. An Reformen wurde bisher wenig bis gar nichts umgesetzt.

Ähnlich reformresistent wie Japan zeigen sich auch so manche europäische Staaten. Frankreich ist ein gutes Beispiel dafür. Schon Sarkozy wollte große Reformen anstoßen. Es gab Demonstrationen und Streiks noch und nöcher. In der Folge wurde wenig umgesetzt. Kurz gesagt: die meisten Länder, selbst wenn sie Reformen versprechen, setzen wenig um. So wird es auch diesmal sein.

Was bleibt der Weltwirtschaft dann noch? – Die Geldpolitik. Die Geldpolitik kann nicht alle Probleme dieser Welt lösen. Inzwischen ist die Geldpolitik sogar so aggressiv, dass sie langfristig mehr Probleme schafft als sie zu lösen. Trotzdem wird es wohl auf eine neue Runde geldpolitischer Lockerung hinauslaufen.

Munition für die Argumentation haben Notenbanken genug. Die Grafik zeigt die nach Wirtschaftsleistung gewichtete Weltinflationsrate sowie das Weltwirtschaftswachstum. Das Wachstum scheint sich bei etwas über 2 % einzupendeln. Die Inflation ist hingegen weiter auf dem Rückmarsch. Sie fiel 2015 aller Voraussicht nach das erste Mal seit Jahrzehnten auf 2 %. Das entspricht der Zielteuerung der meisten Notenbanken, doch die regionalen Unterschiede sind groß.

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Was Notenbankern vor allem den Angstschweiß auf die Stirn treiben dürfte ist der Trend, den die Inflation zeigt. Der Trend ist klar abwärts gerichtet. Setzt er sich fort, dann ist die Inflationsrate in 2 Jahren unter 1 % - global.

Das Problem niedriger Inflation beschränkt sich schon lange nicht mehr auf Europa oder Japan. Es ist ein globales Phänomen. Ausgenommen sind Länder, deren Währungen wegen der Rohstoffschwäche drastisch abwerteten. Diese Länder leiden an zu hoher Inflation bei gleichzeitig schrumpfender Wirtschaft.

Der übergeordnete globale Trend scheint eindeutig. Viele haben Angst, dass sich die Weltwirtschaft bei einer Trendfortsetzung in eine neue Depression begibt wie sie in den 1930er Jahren erlebt wurde. Das würde die wirtschaftliche und auch politische Entwicklung um Jahrzehnte zurückwerfen. Die reflexartige Reaktion auf Rezession und Depression ist die Abschottung der Wirtschaft. Die Globalisierung würde einen großen Schritt zurück machen.

Um das zu verhindern muss etwas geschehen. Reformen wird es vermutlich nicht geben. Insbesondere müsste die Staatengemeinschaft im Einklang agieren. Es hilft wenig, wenn nur einer der G20 Staaten eine Reform einleitet. Solche Handlungen im Akkord sind unwahrscheinlich. Man könnte sich immerhin noch auf der Ebene der Notenbanken einigen und gemeinsame Maßnahmen durchführen.

Die G20 einigten sich darauf sich gegenseitig im Voraus zu informieren, wenn geldpolitische Entscheidungen von großer Tragweite beschlossen werden sollen. Nun kann man schon einmal trefflich darüber streiten, was „große Tragweite“ überhaupt bedeutet. Zählt eine weitere Zinssenkung der EZB um 0,1 Prozentpunkte dazu?

Miteinander zu sprechen ist besser, als es überhaupt nicht zu tun. Der Nutzen der gegenseitigen Information ist vermutlich gering. Zudem: leitet eine Notenbank zusätzliche Maßnahmen ein, dann wirkt es vor allem zugunsten der regionalen Wirtschaften. Wer Inflation über niedrige Zinsen erzeugen will (letztlich über die Abwertung der Währung), tut dies auf Kosten anderer. Würden alle Zentralbanken der Welt gleichzeitig die Zinsen senken, hätte dies wohl kaum einen Effekt.

Die Wirkung der konventionellen und experimentellen Geldpolitik sind inzwischen an ihren Grenzen angelangt. Die Diskussion über den nächsten Schritt gewinnen an Fahrt. Bereits im vergangenen Jahr wurde ein Paper des Internationalen Währungsfonds veröffentlicht, indem über „Monetary Financing“ gesprochen wurde.

Bei Monetary Financing handelt es sich um die Finanzierung zusätzlicher Staatsausgaben durch die Notenbank. Ein Staat würde z.B. 100 Mrd. an zusätzlichen Anleihen begeben, die dann direkt in der Bilanz der Notenbank verschwinden und vermutlich eine unendliche Laufzeit mit 0 % Zinsen haben. Effektiv geht es bei Monetary Financing darum Geld aus dem Helikopter abzuwerfen.

Die direkte Staatsfinanzierung dürfte in einigen Staaten auf großen Widerstand stoßen. Daher wird auch in andere Richtungen des Monetary Financing gedacht. Bisher ist noch nicht klar, ob und wie man Verbrauchern direkt Geld der Notenbank zukommen lassen kann, doch höchstwahrscheinlich ist es das effektivste Mittel, um Nachfrage zu stimulieren.

Einen Haken hat die Sache natürlich. Bekommen Verbraucher während einer Krise Geld geschenkt, dann tendieren sie dazu, das Geld zu sparen. Notenbanken müssten also recht bald agieren. Man kann nur hoffen, dass Notenbanken keinen schnellen Weg für eine solche „Lösung“ finden, denn wenn dieses Instrument erst salonfähig geworden ist, dann dürften einige Regionen davon so viel Gebrauch machen, dass das Ganze im Exzess mit wirtschaftlichem Zusammenbruch endet.

Das Bild des Weltwirtschaftswachstums und der Inflation lässt aktuell Böses ahnen, doch zu Beginn dieses Jahres zeigt sich eine deutliche Entspannung an. Bis Jahresende sollte die Inflation wieder global auf 2,5-3 % steigen. Da braucht es wirklich keinen Abwurf von Bargeld!

Dass Notenbanken überhaupt über solche Möglichkeiten diskutieren, ist extrem beunruhigend. Würde die Weltwirtschaft vor dem Zusammenbruch stehen, dann müsste man die Möglichkeiten ausloten. Davon sind wir jedoch meilenweit entfernt. Notenbanken bekämpfen eine globale Depression, die es schlichtweg nicht gibt. Kein Wunder, dass der Erfolg ausbleibt.

Lars Gottwik

Partner & COO JFD Brokers
JFD Brokers – Just FAIR and DIRECT
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