Kommentar
12:17 Uhr, 14.02.2012

Facebook geht an die Börse – seien Sie dabei!

Erwähnte Instrumente

Als ob sich die Börse im ersten Monat des neuen Jahres noch nicht schillernd genug präsentiert hätte, heizte in der vergangenen Woche die Nachricht über den geplanten Börsengang von Facebook die Internetfantasie nach langem wieder einmal richtig an. Kein Börsen-Talk, der an diesem Thema vorbeikam. Von einem neuen Goldrausch kann hier allerdings noch lange nicht die Rede sein, wie sich auch an der aktuellen Online-Umfrage auf unserem Internetportal www.boerse-go.de zeigt, in der wir nach dem Interesse der User an der neuen Aktie fragen. Denn im Vergleich zu der starken Verbreitung des sozialen Netzwerks in bestimmten vorwiegend jüngeren Bevölkerungsschichten, scheinen die Anleger bei der Investment-Variante mit einer Ablehnungsquote von knapp 83 Prozent doch überraschend skeptisch zu sein. Gerade einmal 13 Prozent halten die Aktie danach für kaufenswert. Laut einer Erhebung des Deutschen Anleger-Fernsehens (DAF) würden sich ebenfalls nur 39 Prozent zum jetzigen Zeitpunkt den Titel selbst ins Depot legen.

Bei den Investoren ist also noch jede Menge Überzeugungskraft nötig, um eine der größten Innovationen „seit der Erfindung des Massendrucks vor einigen hundert Jahren“ auch zu einem Renner an der Börse werden zu lassen. Zumindest der Web-2.0-Forscher Dr. Klemens Skibicki sieht die Bedeutung des Themas „Social-Media“ gegenüber dem „DAF“ so. Seiner Meinung nach handelt es sich dabei nicht um einen momentanen Hype, sondern um einen grundsätzlichen Wandel in der Kommunikationsstruktur, der sich nicht mehr umkehren lässt, auch wenn Facebook eines Tages tatsächlich seine Marktführerschaft verlieren sollte. Dann würden andere Anbieter an dessen Stelle treten. Die von vielen Datenschützern beklagte massenhafte Sammlung individueller Daten sieht der Wissenschaftler dagegen sogar als Vorteil, da mit der gegenüber anderen Online-Diensten geringeren Anonymität auch eine höhere Authentizität verbunden ist, die für einen gewissen Selbstreinigungsprozess sorgt.

Wie dem auch sei, stellt sich für alte „Börsenhasen“ bei dem für April/Mai geplanten IPO sowieso nur die eine entscheidende Frage: Gelingt es dem Unternehmen aus seinen aktuell rund 845 Mio. Nutzern tatsächlich entsprechend Kapital zu schlagen? Dazu bedarf es allerdings noch weiterer Einkunftsquellen außer Werbeeinnahmen, beispielsweise im Bereich E-Commerce, so Zertifikateexperte Peter Bösenberg von der Société Générale, erwirtschaftet das Unternehmen mit einem Wert von 75 bis 100 Mrd. US-Dollar oder 125 bis 150 US-Dollar pro Nutzer aktuell gerade einmal einen Wert von einem US-Dollar pro Nutzer. Die Bewertung ist also bereits jetzt mehr als ambitioniert.

Eine weitere Frage besteht darin, wie man als interessierter Anleger überhaupt an die wohl vor allem an institutionelle Investoren gehenden Aktien kommt. Auch hier weiß das französische Bankhaus Rat, hat man doch schon im Januar 2011 ein Partizipations-Zertifikat ohne Laufzeitbegrenzung auf den von dem Indexsponsor Structured Solutions berechneten Solactive Social Networks Index oder kurz SONIX aufgelegt. Damals noch ohne das eigentliche „Zugpferd“ Facebook, dafür aber bereits bestückt mit dem berufsbezogenen Netzwerk Xing ebenso wie mit dem Karriereportal LinkedIn. Dazu besteht der zehn Unternehmen abbildende Index derzeit auch noch aus den Social-Network-Vertretern von China (Renren) und Japan (Dena, Gree und Mixi), sowie weiteren Internetfirmen aus Russland (Mail.ru) und Amerika (United Online). Komplettiert wird die eigenwillige Benchmark durch den chinesischen Online-Spiele-Anbieter Tencent und die europäische Partnerbörse Meetic. Der Index wird halbjährlich überprüft und nach der Marktkapitalisierung gewichtet, wobei der maximale Anteil eines Titels auf 20 Prozent begrenzt ist.

Unter „Facebook“-Gesichtspunkten ist das Zertifikat aus zweierlei Grund interessant. Zum einen sorgt das bei dem Papier angewandte sogenannte Fast-Entry-Verfahren dafür, das IPOs direkt mit dem Börsengang in den SONIX aufgenommen werden. Deshalb sollte Facebook aufgrund seiner Größe automatisch mit 20 Prozent im neu zusammengesetzten Index vertreten sein. Außerdem dürfte auch der schon jetzt mit 20 Prozent hochgewichtete russische Internetriese Mail.ru von dem Börsengang profitieren, da er allein schon fünf Prozent an Facebook hält.

Der Investor partizipiert über das Zertifikat, das seit der Facebook-Ankündigung schon einen Zugewinn von über 16 Prozent vorweisen kann, eins zu eins an der Wertwicklung des SONIX, wobei eine Managementgebühr von einem Prozent p.a. in Abzug gebracht wird. Die Nettodividenden werden reinvestiert. Allerdings besteht keine Währungssicherung.

Der BörseGo Tipp:

Das Social-Networks-Zertifikat dürfte eigentlich erst jetzt durch die Facebook-Fantasie deutliche Beachtung erhalten. Anleger können dabei über den schillernden Einzelwert hinausgehend auf den gesamten Sektor setzen und profitieren damit auch von dessen weiterer Entwicklung. Allerdings handelt es sich hier natürlich „nur“ um eines von vielen Themen, was allenfalls eine kleinere Depotbeimischung mit längerfristigem Anlagehorizont rechtfertigt.

Partizipations-Zertifikat auf den Solactive Social Networks Index (SONIX)

Emittent/WKN:

Société Générale / SG10SN

Laufzeit:

Endlos

Preis: (13.02.2012)

Geld / Brief: 104,56 € / 105,61 €

Aktuelle Indexzusammensetzung laut Société Générale (Stand: 23.05.2011)

Unternehmen

Land

Währung

Gewichtung in %

TENCENT HOLDINGS LTD

China

HK-Dollar

20.00%

MAIL.RU GROUP-GDR

Russland

US-Dollar

20.00%

RENREN INC-ADR

China

US-Dollar

15.98%

DENA CO LTD

Japan

Yen

15.62%

GREE INC

Japan

Yen

13.40%

MIXI INC

Japan

Yen

3.00%

UNITED ONLINE INC

USA

US-Dollar

3.00%

MEETIC

Frankreich

Euro

3.00%

XING AG

Deutschland

Euro

3.00%

LinkedIn Corp

USA

US-Dollar

3.00%

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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