Kommentar
14:38 Uhr, 05.07.2004

EZB wird sich mit Zinswende Zeit lassen

Auch wenn sich die Stimmung im Hinblick auf die Wachstumsaussichten Eurolands im Juni wieder etwas aufgehellt hat: Der alte Kontinent wird weiter hinter der konjunkturellen Entwicklung in den USA hinterherhinken. Denn die Verbesserung ist nach wie vor zykl ischer, und nicht struktureller Natur. Positiv wirken lediglich die weltwirtschaftlichen Einflüsse auf die Investitionen der Unternehmen. Die Konsumenten insbesondere in Deutschland bleiben dagegen verhalten. Vom Konsum sind auch im weiteren Jahresverlauf keine großen Impulse zu erwarten. Voraussetzung für eine stärkere Nachfrage ist eine Wende am Arbeitsmarkt, die aber bislang noch nicht zu erkennen ist. Die hohen Rohölpreise haben zwar auch in Euroland zu einer anziehenden Inflation geführt. Da aber im Gegensatz zu den USA der Konsummotor noch stottert, ist das Inflationsrisiko in Euroland bedeutend geringer als in den USA. Mit einer Zinswende wird sich die EZB deshalb weiterhin Zeit lassen. Hierauf deuten auch die von den Notenbankern wiederholt geäußerten Unsicherheiten hin, wie nachhaltig die Konjunkturverbesserung tatsächlich ist.

Aktien: Bewertung weiter attraktiv

Die Börsen sind wieder einmal zwischen guten Konjunkturdaten und besser als erwarteten Unternehmensgewinnen einerseits sowie Zins- und Inflationsängsten bzw. hohen Ölpreisen und Terrorängsten andererseits hin und her gerissen. Während das monetäre Umfeld eingetrübt bleibt, wirken die moderaten Langfristzinsen weiterhin unterstützend. Obwohl die technischen Trendindikatoren noch keine klaren Einstiegssignale liefern, haben sie doch ihre Bodenbildungsphase abgeschlossen und sollten bei leicht steigenden Kursen wieder Kaufsignale generieren.

Der Ölpreis verharrt zwar weiterhin auf hohem Niveau, seine Konsolidierung hat jedoch kurzfristig einigen Druck von den Aktienkursen genommen. So spricht auch der Pessimismus der Anleger dafür, dass die Risiken bereits größtenteils in den momentanen Kursen eskomptiert sind und eher Überraschungen nach oben zu erwarten sind. Neben dem besonderen Zyklus in US-Wahljahren, der für ein positives zweites Halbjahr am amerikanischen Aktienmarkt spricht und sich auch positiv auf die Börsen in Euroland auswirken sollte, deuten auch die attraktiven Bewertungsindikatoren auf weiter steigende Kurse. Allerdings werden die latenten geopolitischen Risiken in den kommenden Monaten zu nervösen Kursausschlägen führen.

Renten: Zinsanstieg nur moderat

Im Sog der US-Renditen haben sich auch die Renditen in Euroland von ihren zwischenzeitlichen Tiefständen im März deutlich entfernt. So stieg die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen im Juni bis auf ein Niveau von rund 4,40 Prozent. Auslöser hierfür war ein überraschend starker Beschäftigungs- und Inflationsanstieg in den USA. Da sich die EZB um die Inflationsentwicklung auf mittlere Sicht aber keine Sorgen zu machen braucht und das Wachstum in Euroland nur moderat ist, kann sie ihren expansiven geldpolitischen Kurs fortführen. Ausgehend von einer langsamen Straffung der Geldpolitik durch die US-Notenbank erwarten wir auch für Euroland nur noch moderat steigende Zinsen. Unsere Durationsausrichtung ist gegenüber der Benchmark gegenwärtig neutral.

Quelle: Activest

Activest, die Investmentgruppe der HypoVereinsbank, entstand durch Zusammenlegung der Activest Institutional Investmentgesellschaft mbH und Activest Investmentgesellschaft mbH zum 01. Juli 2002. Zusammen mit der Activest Luxembourg S.A. werden mehr als 18,4 Mrd. Euro in 164 Publikumsfonds für Privatkunden und rund 30,8 Mrd. Euro in 345 Spezialfonds für institutionelle Anleger verwaltet (12/2002). Damit zählt die Gesellschaft zu den größten und erfahrensten Kapitalanlagegesellschaften in Deutschland und kann auf eine mehr als dreizehnjährige Erfahrung im Publikumsfondsbereich und einundvierzigjährige Erfahrung in der institutionellen Vermögensverwaltung zurückgreifen.

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