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13:36 Uhr, 17.04.2009

EZB: Weber zieht bei 1% den Schlussstrich

Externe Quelle: Nord/LB

Ungewöhnlich offen tragen die EZB-Ratsmitglieder in diesen Tagen ihren Diskurs hinsichtlich der weiteren Zinspolitik aus. Die EZB hatte im Rahmen ihrer letzten Ratssitzung überraschend den Leitzins um lediglich 25 Basispunkte auf 1,25% gesenkt. Hinzu kommt, dass die Äußerungen von EZBChef Jean-Claude Trichet auf Unstimmigkeiten innerhalb des Gremiums schließen lassen. Vor allem der zypriotische Notenbankchef Athanasios Orphanides hatte sich zuletzt wiederholt als „Taube“ geoutet. Seiner Ansicht nach könnte eine zusätzliche Lockerung der Geldpolitik geboten sein, falls die Inflationsrate für eine beträchtliche Zeit deutlich unter 2% falle. Nun ist es so, dass die Teuerungsrate innerhalb der Eurozone seit geraumer Zeit rückläufig und mittlerweile auf einem Niveau von 0,6% Y/Y angekommen ist. Hinzu kommt, dass Basiseffekte infolge der deutlich gesunkenen Rohstoffpreise die Inflationsrate in den Sommermonaten wohl sogar in den negativen Bereich drücken werden. Entsprechend hat für Orphanides die Gefahr einer Deflation zugenommen. Für EZB-Ratspräsident Trichet ist diese Gefahr jedoch eher gering. So wird er nicht müde, auf den feinen Unterschied zwischen Deflation und Disinflation hinzuweisen.

Weber zieht bei 1% den Schlussstrich ...

Aus den Äußerungen von Orphanides nun jedoch auf einen geänderten Zinskurs der Notenbank zu schließen, halten wir für überzogen. Vertreten doch gewichtige Kollegen nach wie vor eine andere Linie. So sprach sich beispielweise Bundesbankpräsident Axel Weber am Mittwoch dafür aus, den Tendersatz angesichts der Preisentwicklungen auf 1,00% abzusenken. Weitergehende Zinssenkungen lehnt er hingegen kategorisch ab, „weil gegenseitige Ausleihungen von überschüssiger Liquidität dann praktisch überhaupt nicht mehr vergütet würden.“ Weber spielt damit auf den Umstand an, dass der Tagesgeldsatz – also der Zins, zu dem sich Banken untereinander Liquidität (über Nacht) leihen – aktuell deutlich unterhalb des Hauptrefinanzierungssatzes liegt. Dies ist die unmittelbare Konsequenz einer regelrechten Liquiditätsflut seitens der Notenbank innerhalb der letzten Monate.

... und stellt sich gegen Papademos!

Weber unterstrich zudem noch einmal die Ankündigung von Jean-Claude Trichet, dass man im Rahmen der Maisitzung über „Maßnahmen unkonventioneller Geldpolitik“ entscheiden werde. Der Bundesbankpräsident sprach sich dafür aus, die Refinanzierung von Banken durch die Verlängerung der Laufzeiten der Liquiditätszuteilung zu erleichtern. Direkte Eingriffe, wie etwa durch den unmittelbaren Ankauf von Anleihen, lehnte er ab. Damit stellt sich Weber gegen die Überlegungen von EZB-Vizepräsident Lucas Papademos. Der Grieche hatte sich deutlich offener für derartige Maßnahmen gezeigt – ein weiteres Indiz für die Uneinigkeit der Notenbanker in diesen Tagen. Welche Haltung sich letztlich durchsetzen wird, ist momentan nur schwer abzuschätzen. Vieles spricht dafür, dass die EZB bei einem Tendersatz von 1,00% einen Schlussstrich zieht und zumindest beide Stossrichtungen einer unkonventionellen Geldpolitik, d.h. die Verlängerung der Laufzeiten der Liquiditätszuteilung und den Ankauf von Wertpapieren, avisiert. Ob sie dann – insbesondere beim Ankauf von Wertpapieren – auch sogleich in die Umsetzung geht, bleibt abzuwarten.

Ungewöhnlich offen tragen die EZB-Ratsmitglieder in diesen Tagen ihren Diskurs hinsichtlich der weiteren Zinspolitik aus. Die EZB hatte im Rahmen ihrer letzten Ratssitzung überraschend den Leitzins um lediglich 25 Basispunkte auf 1,25% gesenkt. Hinzu kommt, dass die Äußerungen von EZBChef Jean-Claude Trichet auf Unstimmigkeiten innerhalb des Gremiums schließen lassen. Vor allem der zypriotische Notenbankchef Athanasios Orphanides hatte sich zuletzt wiederholt als „Taube“ geoutet. Seiner Ansicht nach könnte eine zusätzliche Lockerung der Geldpolitik geboten sein, falls die Inflationsrate für eine beträchtliche Zeit deutlich unter 2% falle. Nun ist es so, dass die Teuerungsrate innerhalb der Eurozone seit geraumer Zeit rückläufig und mittlerweile auf einem Niveau von 0,6% Y/Y angekommen ist. Hinzu kommt, dass Basiseffekte infolge der deutlich gesunkenen Rohstoffpreise die Inflationsrate in den Sommermonaten wohl sogar in den negativen Bereich drücken werden. Entsprechend hat für Orphanides die Gefahr einer Deflation zugenommen. Für EZB-Ratspräsident Trichet ist diese Gefahr jedoch eher gering. So wird er nicht müde, auf den feinen Unterschied zwischen Deflation und Disinflation hinzuweisen.

Weber zieht bei 1% den Schlussstrich ...

Aus den Äußerungen von Orphanides nun jedoch auf einen geänderten Zinskurs der Notenbank zu schließen, halten wir für überzogen. Vertreten doch gewichtige Kollegen nach wie vor eine andere Linie. So sprach sich beispielweise Bundesbankpräsident Axel Weber am Mittwoch dafür aus, den Tendersatz angesichts der Preisentwicklungen auf 1,00% abzusenken. Weitergehende Zinssenkungen lehnt er hingegen kategorisch ab, „weil gegenseitige Ausleihungen von überschüssiger Liquidität dann praktisch überhaupt nicht mehr vergütet würden.“ Weber spielt damit auf den Umstand an, dass der Tagesgeldsatz – also der Zins, zu dem sich Banken untereinander Liquidität (über Nacht) leihen – aktuell deutlich unterhalb des Hauptrefinanzierungssatzes liegt. Dies ist die unmittelbare Konsequenz einer regelrechten Liquiditätsflut seitens der Notenbank innerhalb der letzten Monate.

... und stellt sich gegen Papademos!

Weber unterstrich zudem noch einmal die Ankündigung von Jean-Claude Trichet, dass man im Rahmen der Maisitzung über „Maßnahmen unkonventioneller Geldpolitik“ entscheiden werde. Der Bundesbankpräsident sprach sich dafür aus, die Refinanzierung von Banken durch die Verlängerung der Laufzeiten der Liquiditätszuteilung zu erleichtern. Direkte Eingriffe, wie etwa durch den unmittelbaren Ankauf von Anleihen, lehnte er ab. Damit stellt sich Weber gegen die Überlegungen von EZB-Vizepräsident Lucas Papademos. Der Grieche hatte sich deutlich offener für derartige Maßnahmen gezeigt – ein weiteres Indiz für die Uneinigkeit der Notenbanker in diesen Tagen. Welche Haltung sich letztlich durchsetzen wird, ist momentan nur schwer abzuschätzen. Vieles spricht dafür, dass die EZB bei einem Tendersatz von 1,00% einen Schlussstrich zieht und zumindest beide Stossrichtungen einer unkonventionellen Geldpolitik, d.h. die Verlängerung der Laufzeiten der Liquiditätszuteilung und den Ankauf von Wertpapieren, avisiert. Ob sie dann – insbesondere beim Ankauf von Wertpapieren – auch sogleich in die Umsetzung geht, bleibt abzuwarten.

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