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14:35 Uhr, 21.01.2025

EZB prüft bei Stresstest Bilanzdaten der Banken genauer

Von Hans Bentzien

DOW JONES--Die Europäische Zentralbank (EZB) will mit genaueren Prüfungen der Praxis von Banken begegnen, im Rahmen von Stresstests zu optimistische Angaben zu ihrer Bilanzentwicklung zu machen. Banken haben einen Anreiz, ihre prognostizierten Verluste im Rahmen eines widrigen makroökonomischen Szenarios zu reduzieren, was wiederum Einfluss auf ihre Kapitalpuffer und - durch die Veröffentlichung der Ergebnisse - darauf hat, wie sie von den Marktteilnehmern wahrgenommen werden.

"Dies erhöht das Risiko, dass Banken und Aufsichtsbehörden Schwachstellen nicht erkennen und beseitigen, bevor Schocks mit potenziell hohen Verlusten eintreten", heißt es in einem Blogbeitrag von EZB-Vizepräsident Luis de Guindos und EZB-Direktor Frank Elderson. Sie legen dar, welche drei Gegenmaßnahmen die EZB ihm Rahmen des am Montag begonnenen Stresstests ergreift.

1. Banken müssen der EZB zunächst ihre Kreditrisikoinformationen übermitteln, ohne bereits die Kreditrisikobenchmarks der EZB erhalten zu haben. Diese Benchmarks enthalten die Projektionen der EZB zu den Kreditrisikoparametern für den Test und werden von den Mitarbeitern der EZB verwendet, um die Projektionen der Banken zu hinterfragen. Eine verzögerte Verteilung dieser Benchmarks verhindert, dass Informationen über bevorstehende Herausforderungen zu frühzeitig bekannt gegeben werden.

2. Banken, die allzu optimistische Projektionen vorlegen, werden in der Qualitätssicherungsphase des Stresstests einer zusätzlichen Prüfung unterzogen. Dies kann Vor-Ort-Besuche umfassen, bei denen die Aufsichtsbehörden die interne Berichterstattung und die Governance-Rahmen sowie festgestellte Qualitätssicherungsprobleme untersuchen, die für den Stresstest relevant sind.

3. Einige Banken könnten auf der Grundlage der Erkenntnisse, die bei diesen Besuchen gewonnen wurden, und des Verhaltens der Banken während des Tests im Anschluss an den Stresstest zusätzlichen Vor-Ort-Prüfungen unterzogen werden. Diese werden sich auf strukturelle Schwächen in ihren Stresstestfähigkeiten konzentrieren.

"Wenn es Banken wiederholt nicht gelingt, die Mängel in ihren Stresstestabläufen zu beheben, könnte das zu zusätzlichen Maßnahmen mit zunehmender Strenge führen, die den Instituten Anreize bieten sollen, rechtzeitig und wirksam zu handeln", erläutert die EZB.

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

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