EZB-Protokoll: Rat sieht erhöhte Unsicherheit über Zinspfad nach Juni
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Von Andreas Plecko
FRANKFURT (Dow Jones) - Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) stimmte bei seiner Sitzung am 11. April darin überein, dass es eine erhöhte Unsicherheit über den Zinspfad nach Juni gibt. Für Juni erwarten die allermeisten Experten eine erste Zinssenkung der EZB um 25 Basispunkte. "Während die jüngsten Mitteilungen der EZB die Erwartungen hinsichtlich des Zeitpunkts der ersten Senkung der Leitzinsen gestärkt hatten, blieb die Unsicherheit über den weiteren Verlauf der Politik groß", hieß es im Protokoll der Sitzung.
Eine Ursache für die nach wie vor große Unsicherheit über den geldpolitischen Kurs der EZB habe darin gelegen, dass die Anleger die Risiken für die Inflationsaussichten im Euroraum trotz des laufenden Desinflationsprozesses auf der Grundlage von Optionspreisen weiterhin als eher aufwärtsgerichtet einschätzten. Zu den Ursachen dieser wahrgenommenen Aufwärtsrisiken für die Inflationsaussichten gehörten die stark gestiegenen Lebensmittelpreise, die zum Teil auf extreme Wetterereignisse im Zusammenhang mit dem Klimawandel und dem El-Niño-Phänomen zurückzuführen waren. Die Rohölpreise der Sorte Brent waren zudem wegen der Konflikte im Nahen Osten auf über 90 Dollar pro Barrel gestiegen.
Die EZB-Ratsmitglieder betonten, dass die Beibehaltung eines datenabhängigen Ansatzes mit voller Optionalität bei jeder Sitzung gerechtfertigt sei, so dass alle eingehenden Daten berücksichtigt werden können, ohne dass eine Vorfestlegung auf einen bestimmten Zinspfad erfolge. "Datenabhängigkeit bedeutet, dass man sich nicht zu sehr auf einen einzigen Datenpunkt konzentrieren darf, da der Weg, den viele Indikatoren nehmen, wahrscheinlich holprig sein wird", hieß es im Protokoll.
Insbesondere bei der Gesamtinflation werde davon ausgegangen, dass sie kurzfristig um das derzeitige Niveau herum schwanken und später wieder zurückgehen werde, was darauf hindeute, dass eine gewisse Unbeständigkeit des Inflationsprofils vorhergesehen wird und mit einer Rückkehr der Inflation zum Zielwert bis Mitte 2025 vereinbar sei.
Insgesamt waren die Ratsmitglieder der Ansicht, dass die Märkte die Kommunikations- und Reaktionsfunktion der EZB verstanden haben und auf die Möglichkeit einer Zinssenkung auf der Juni-Sitzung vorbereitet seien, sollten die Daten die aktuellen Aussichten bestätigen.
Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com
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