EZB: Mehr Hebel als Lehman
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Hebel 33,54
Das Währungspaar Eurodollar steht unter Beschuss. Nachdem der Euro während des gesamten Jahres relativ unbeeindruckt behauptet notierte, dreht er jetzt klammheimlich im sonst ruhigen weihnachtlichen Handel dynamisch nach unten.
Eine Rolle spielen dabei zum einen die jüngsten geldpolitischen Maßnahmen der EZB, zum anderen der Foreign Account Tax Compliant Act (FATCA). Das US-Gesetz zwingt Banken im Ausland dazu, den US-Steuerbehörden umfassende Informationen zu US-Kunden zu liefern. Sollten die Angaben nicht vollständig sein, müssen 30% der US-Zinsen und Dividenden automatisch eingezogen werden. Da viele Banken den bürokratischen Aufwand scheuen, kündigen sie US-Kunden einfach das Konto, was zu einer Repatriierung von US-Dollars zurück in die USA führt und dort den Dollar stärkt.
Zum anderen sieht der Markt die Bilanz der EZB zunehmend kritisch. Die Bilanz der EZB hat sich im Dezember – auch durch die Vergabe von längerfristigen Refinanzierungsgeschäften um über 300 Milliarden Euro auf 2733 Milliarden Euro vergrößert – damit ist die Bilanz größer, als die der Federal Reserve – jene der Fed stand per 7. Dezember 2011 bei umgerechnet 2177 Milliarden Euro. Stellt man bei der EZB die Bilanzsumme der Summe aus Kapital und Rücklagen gegenüber, so arbeitet sie mit einem Hebel von 33,7 – das übersteigt selbst den Lehman-Hebel. Trotz der Tatsache also, dass alle Welt nach der EZB-Bazooka rief und enttäuscht verkaufte, als die EZB dem unbegrenzten Aufkauf von Staatsanleihen eine Absage erteilte, verlängert die EZB ihre Bilanz deutlich, so deutlich, dass einige Marktbeobachter ihre Stabilität beginnen anzuzweifeln.
Technisch ist das Währungspaar Eurodollar angeschlagen. Es könnte eine größere Bewegung in den kommenden Tagen und Wochen folgen. Sollte der Dollar dynamisch aufwerten, wäre dies negativ für alle Rohstoffe. Zyklisch betrachtet sind Wahljahre in den USA (siehe folgender Absatz) starke Jahre für den US-Dollar. Er steigt normalerweise in Wahljahren immer an.