EZB-Kompass lässt Zinserhöhungen erwarten
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1. Gesamtergebnis: Der Deka-EZB-Kompass lag im November mit 53 Punkten höher als im Oktober mit herunterrevidierten 49,2 Punkten. Die Revision des Oktoberwertes um gut einen Punkt ist insbesondere auf eine niedriger als erwartet ausgefallene Industrieproduktion zurückzuführen. Aufgrund des starken Geldmengenwachstums musste der Vormonatswert der monetären Analyse dagegen nach oben revidiert werden.
2. Gewichtung: Das Gewicht der monetären Analyse stieg im November von 15 % auf 20 %. Das Gewicht der wirtschaftlichen Analyse sank entsprechend auf 80 %. Grund für die Verschiebung der Gewichte ist unsere Prognose einer im November auf 5,3 % ansteigenden Kreditvergabe, deren Score damit über die kritische Grenze von 40 ansteigt. Das Geldmengenwachstum und die Kreditvergabe geben zwar immer noch qualitativ unterschiedliche Signale, diese sind jedoch nicht mehr so stark ausgeprägt wie bislang.
3. Kompassprognosen: Die Sechsmonatsprognosen zeigen erstmals seit mehreren Quartalen im Vergleich zur aktuellen Lage keinen Rückgang des EZB-Kompass mehr an. Statt dessen ist bis Mai nun eine Seitwärtstendenz in einem Korridor zwischen 50 und 55 Punkten zu erwarten. Neben auslaufenden Basiseffekten hat dies jedoch auch eine Revision unserer Inflationsprognosen als Ursache. Während sich die Erzeuger- und Importpreise im Rahmen unserer Erwartungen entwickeln, bleiben die Verbraucherpreise auf einem unerwartet hohen Niveau. Diverse Erhöhungen administrierter Preise in 2004 führen dazu, dass die Inflationsraten auch nicht mehr so tief sinken werden, wie vor ein paar Monaten noch erwartet. Das Prognoseprofil des EZB-Kompass hat sich damit klar nach oben verschoben. In der Vergangenheit hat die Verschiebung des Prognoseprofils einen guten Vorlauf vor Veränderungen des Refisatzes gehabt. Die EZB erachtet das Leitzinsniveau immer unter der Prämisse einer gewissen Zukunftserwartung als angemessen. Unterstellt man, dass der EZB-Rat ähnliche Prognosen vorliegen hat wie wir, so würde die Formulierung des "angemessenen Leitzinsniveaus" immer unpassender werden, je mehr sich die Zukunftserwartungen oder Prognoseprofile verändern.
4. Wirtschaftliche und monetäre Analyse: Für die Beurteilung der Fiskalpolitik verwenden wir die OECDSchätzungen des strukturellen Haushaltsdefizites. Diese werden auf Grundlage der Stabilitätsprogramme und der neuesten Konjunktur- und Steuerschätzungen halbjährlich vorgenommen. Die aktuellen OECDSchätzungen beinhalten den Stand von Anfang November und damit noch nicht die jüngsten Entwicklungen um den Stabilitäts- und Wachstumspakt. Es ist daher zu betonen, dass von potenziellem Revisionsbedarf bei den Haushaltsdefiziten ausgehend, leichter Aufwärtsdruck auf den EZB-Kompass wahrscheinlich ist. Allein die Unsicherheit, wie sich die Haushaltsdisziplin in einigen Ländern entwickeln wird, könnte die Neigung der EZB, die Zinsen lange konstant zu halten, etwas abmildern. Die Lohnpolitik zeigt dagegen weiter Entlastung an. Die Schätzungen der EU-Kommission für die Lohnstückkosten weisen mit 1,0 % und 1,1 % für 2004 und 2005 sehr niedrige Werte und damit unterdurchschnittlichen Preisdruck auf. Die Consensus-Inflationserwartungen sind dagegen aufgrund einer höheren Inflationsprognose für 2005 leicht angestiegen. Wie oben dargestellt überrascht das hohe Geldmengenwachstum weiter. Die bislang schwache Kreditvergabe normalisiert sich langsam.
5. Cross-Checking und Zinsprognose: Der Score der wirtschaftlichen Analyse ist mit 46,2 Punkten nahe dem neutralen Bereich. Der Score der monetären Analyse liegt mit 80,1 Punkten klar im restriktiven Bereich. Allerdings sind die Signale der monetären Analyse nicht konsistent. Insgesamt kommen wir somit zu dem Schluss, dass der EZB-Kompass neutrale Signale liefert. Das Niveau des Refisatzes der EZB ist aber keineswegs als neutral anzusehen. Mittelfristig dürften damit Zinserhöhungen zu erwarten sein. Wir erwarten weiterhin die nächsten Zinsänderungen im September und Dezember 2004 um jeweils 50 Basispunkte auf dann 3,0 %.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 122 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands.
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