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10:00 Uhr, 23.01.2024

EZB: Banken straffen Kreditstandards im 4Q weniger stark

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones) - Die Banken des Euroraums haben ihre Kreditstandards im vierten Quartal 2023 nach Angaben der Europäischen Zentralbank (EZB) weniger als erwartet gestrafft. Zugleich nahm die Nachfrage nach Krediten erneut deutlich ab. Die Ergebnisse des Quartalsberichts zur Kreditvergabe deuten nach Aussage der EZB darauf hin, dass die Kreditvergabe im Euroraum 2024 schwach bleiben wird. Nach Angaben der EZB überstieg der Prozentsatz der Banken mit strengeren Unternehmenskreditstandards den Prozentsatz von Instituten mit lockereren Standards um 4 Punkte. Die Banken selbst hatten einen Straffungssaldo von 7 erwartet. Für das erste Quartal 2024 wird ein Straffungssaldo von 9 prognostiziert.

Die Risikowahrnehmung der Banken in Bezug auf die wirtschaftlichen Aussichten und die Lage der Unternehmen wirkten nach Aussage der EZB weiter verschärfend auf die Kreditstandards. Dagegen hatten die Auswirkungen der Kapitalkosten der Banken, ihre Bilanzsituation, der Wettbewerb sowie die Risikotoleranz der Institute eine neutrale Wirkung auf die Kreditstandards. Unter den vier größten Euro-Ländern war Deutschland das einzige mit strengeren Unternehmenskreditstandards (plus 6), während Frankreich, Italien und Spanien unveränderte Standards meldeten.

Kreditstandards umfassen unter anderem Zinsen, Anforderungen an Sicherheiten, Kreditlaufzeiten und Tilgungsraten. Sie sind bankinterne Richtlinien dafür, welche Art von Krediten eine Bank wünschenswert findet, welche sektorspezifischen und geografischen Prioritäten zu beachten sind, welche Sicherheiten als akzeptabel gelten und welche Voraussetzungen (Bilanzsituation, Einkommenslage, Alter oder Beschäftigungsstatus) ein Kreditnehmer erfüllen muss.

Die Nachfrage nach Unternehmenskrediten nahm im vierten Quartal wie erwartet erneut deutlich ab (Saldo minus 20). Nach dem starken Rückgang im dritten Quartal (minus 36) war für das vierte Jahresviertel ein weniger starkes Minus erwartet worden. Für die nächsten Monate wird erstmals seit 2022 ein leichter Anstieg der Kreditnachfrage prognostiziert (plus 2).

Bei den Standards für Hauskaufkredite ergab sich ein Straffungssaldo von 2. Erwartet worden waren nahezu unveränderte Standards (minus 1). Für das erste Quartal werden straffere Standards (plus 8) prognostiziert. Die Standards bei Konsumentenkrediten waren ebenfalls strenger (plus 11). Erwartet worden war ein Saldo 12. Für das erste Quartal werden erneut strengere Standards erwartet (plus 11). Die Nachfrage nach Hauskauf- und Konsumentenkrediten nahm im vierten Quartal deutlich ab - um 26 beziehungsweise 7 Punkte.

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

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