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11:28 Uhr, 24.06.2024

EZB: Anonymität von Offline-Zahlungen in digitalem Euro ähnlich Bargeld

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones) - Die Europäische Zentralbank (EZB) will dafür sorgen, dass Offline-Zahlungen in digitalem Euro eine ähnlich hohe Anonymität wie Barzahlungen gewähren. Wie die EZB in ihrem ersten Fortschrittsbericht zur möglichen Emission einer digitalen Währung schreibt, sollen die Details einer Offline-Zahlung nur dem Zahlenden und dem Zahlungsempfänger bekannt sein, nicht aber dem Zahlungsdienstleister, der Zentralbank oder eine irgend einem anderen Dienstleister.

"In den vergangenen Monaten hat sich die EZB auf die technischen Merkmale geeinigt, die erforderlich sind, um zu gewährleisten, dass digitale Online-Euro-Transaktionen einen noch höheren Datenschutzstandard bieten als die derzeitigen digitalen Zahlungslösungen und gleichzeitig einen soliden Schutz der Endnutzer vor Betrug sicherstellen", heißt es in einer Presseerklärung.

Das Eurosystem würde Maßnahmen wie Pseudonymisierung, Hashing und Datenverschlüsselung einsetzen, um sicherzustellen, dass es selbst nicht in der Lage ist, digitale Euro-Transaktionen direkt mit bestimmten Nutzern zu verknüpfen. Zahlungsdienstleister hätten demnach nur Zugang zu den personenbezogenen Daten, die erforderlich seien, um die Einhaltung des EU-Rechts, zum Beispiel der Vorschriften zur Bekämpfung der Geldwäsche, zu gewährleisten.

Das Eurosystem (die EZB und die nationalen Zentralbanken des Euroraums) entwickelt eine Offline-Funktion, die es Nutzern des digitalen Euro ermöglicht, ohne Internetverbindung zu bezahlen, nachdem sie ihr digitales Euro-Konto über das Internet oder einen Geldautomaten aufgeladen haben. Die Zahlungen würden direkt zwischen den Offline-Geräten - zum Beispiel Mobiltelefonen oder Zahlungskarten - der an der Transaktion beteiligten Nutzer stattfinden, ohne dass diese auf Dritte angewiesen wären.

Digital-Euro-Bestände von Einzelpersonen würden nicht verzinst und unterlägen Bestandsobergrenzen. Darüber hinaus hätten die Nutzer die Möglichkeit, ihr digitales Wallet mit einem Geschäftskonto zu verknüpfen, so dass sie Zahlungen über ihr Wallet vornehmen könnten, ohne es vorher mit Geld aufladen zu müssen. Die Höhe der Bestandsobergrenzen will die EZB zusammen mit den nationalen Zentralbanken und Behörden bestimmen und mit Konsumenten, Händlern und Finanzinstituten diskutieren. Die EZB kann über die Emission eines digitalen Euro erst entscheiden, wenn der Gesetzgeber die nötigen rechtlichen Voraussetzungen geschaffen hat.

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

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