EZB-Angestellte wollen Bitcoin-Preisanstieg gesetzlich verhindern
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Das neuste Stück aus der Feder von EZB-Generaldirektor Ulrich Bindseil sowie dem EZB-Berater Jürgen Schaaf ist eine Farce. Mit “The distributional consequences of Bitcoin” haben die beiden Bitcoin-Kritiker eine 29-seitige Abhandlung über die angebliche Ungerechtigkeit der Krypto-Leitwährung verfasst.
Das ist keine Überraschung: Bereits in der Vergangenheit haben die beiden EZB-Angestellten Anti-Positions-Papiere zu Bitcoin veröffentlicht. So hieß es 2022 noch: “Der Bitcoin-[Kurs] ist auf dem Weg in die Irrelevanz.” Diese Aussage hätten nach dem FTX-Crash womöglich einige Finanzexperten unterschrieben. Doch seitdem ist BTC um 318 Prozent gestiegen.
Deshalb haben Bindseil und Schaaf nun eine neue Richtung eingeschlagen. Das Argument: Wer Bitcoin früh gekauft hat, profitiert davon, wer spät investiert womöglich nicht. Und ohnehin sei Bitcoin: ungerecht verteilt.
EZB-Autoren verstehen Bitcoin nicht
Dieses Argument spiegelt ein Missverständnis des Bitcoin-Protokolls selbst wider. Denn: Im Gegensatz zu traditionellen Finanzsystemen haben Bitcoin-Inhaber mit einem großen Anteil der Umlaufmenge – beispielsweise MicroStrategy – keine privilegierte Position oder Einfluss auf das Netzwerk. Die Regeln des Protokolls gelten einheitlich für alle Teilnehmer, unabhängig von ihrem Besitz.
Das steht im Gegensatz zum aktuellen Fiatsystem – Zentralbanken verantworten die Geldpolitik, dadurch entsteht Ungerechtigkeiten zwischen einzelnen Parteien wie Unternehmen, Regierungen oder Privatpersonen (dazu später unter Cantillon-Effekt mehr). Zu diesem Fazit kommt auch Wirtschaftsökonom Murray Rudd, der das jüngste EZB-Papier kritisiert.
“In privaten Unternehmen kann ein bedeutender Minderheitsaktionär erheblichen Einfluss auf Unternehmensentscheidungen haben, ein solcher Einfluss ist bei Bitcoin nicht möglich. Die transparente Natur von Bitcoin ermöglicht im Vergleich zu traditionellen Finanzsystemen viel klarere Einblicke in Eigentumstrends”, heißt es in seinem Kritikschreiben an die EZB-Autoren.
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Ist Bitcoins Vermögensverteilung ungerecht?
Die Behauptung, dass die Vermögenskonzentration von Bitcoin ungerecht ist, wirft zudem Bedenken hinsichtlich der zugrunde liegenden Weltsicht von Bindseil und Schaaf auf. Sie implizieren, dass jede Form von Ungleichheit ungerecht ist, erklären aber nicht, warum dies zutrifft.
Immerhin: Bitcoin ist seit über 15 Jahren am freien Markt für viele Menschen zugänglich. Jeder hätte Bitcoin jederzeit erwerben können, um sowohl selbst davon zu profitieren als auch die angebliche Ungleichheit zu verringern.
Dieses Phänomen gibt es nicht nur bei Bitcoin, sondern am gesamten Kapitalmarkt. Wer früh in Apple, Microsoft oder Tesla investiert hat, konnte davon profitieren. Die Rechnung bei Bitcoin, Aktien und Co. ist einfach: Wer großes Risiko eingeht, bekommt womöglich eine große Rendite.
Cantillon-Effekt bei Bitcoin? Fehlanzeige
In ihrem Bericht implizieren Bindseil und Schaaf den Cantillon-Effekt bei Bitcoin. Dieser Effekt beschreibt, wie neues Geld ungleich auf die Wirtschaft wirkt:
- Neues Geld wird in Umlauf gebracht: Zentralbanken oder Geschäftsbanken schaffen neues Geld, beispielsweise durch geldpolitische Maßnahmen wie den Kauf von Anleihen oder die Kreditvergabe. Dieses neue Geld wird oft zuerst an bestimmte Institutionen oder Gruppen verteilt, beispielsweise Banken, Unternehmen oder Regierungsprojekte.
- Frühe Empfänger profitieren: Frühe Empfänger des neuen Geldes investieren es oft in Vermögenswerte wie Aktien oder Immobilien, bevor die Preise steigen. Sie profitieren von den anfänglich niedrigeren Preisen, was zu einer Vermögenswertinflation führt.
- Preise steigen: Durch die verstärkte Nachfrage nach Vermögenswerten steigen deren Preise weiter, was zu einer Überbewertung und zur Bildung von Marktblasen führt.
- Spätere Empfänger erleiden Nachteile: Menschen, die erst später Zugang zu Geld haben oder weniger investieren können, finden überteuerte Vermögenswerte vor. Der Kauf von Immobilien oder Aktien wird teurer und schwieriger, was die Vermögensungleichheit verschärft.
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Das trifft zwar im Zusammenhang mit dem Fiatsystem auch auf Bitcoin zu, liegt aber der expansiven Geldausweitung der Zentralbanken. Denn: Bei Bitcoin gibt es durch die festgelegte Geldmenge von 21 Millionen Coins keine willkürliche Geldausweitung. Zudem ist die Mining-Industrie ein offener und wettbewerbsorientierte Prozess, an dem jeder teilnehmen kann. Außerdem ist die Blockchain öffentlich einsehbar ist, es herrscht maximale Transparenz.
Von Zentralbanken und Regierungsbehörden kann man das nicht behaupten.
Podcast
EZB muss sich bei der eigenen Nase fassen
Durch ihre expansive Geldpolitik – die EZB hat zuletzt den Leitzins wieder gesenkt – fördert man den Cantillon-Effekt in den eigenen Reihen.
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Während der Corona-Pandemie sind die zehn reichsten Menschen noch deutlich reicher geworden. Ihr Vermögen ist um 540 Milliarden US-Dollar gestiegen, während viele Menschen in dieser Zeit auf ihr Erspartes zurückgreifen mussten. Eine Analyse von Oxfam aus dem Jahr 2023 bestätigt: In Deutschland besitzt ein Prozent der Bevölkerung 81 Prozent des Vermögens. Die restlichen Bürger besitzen hingegen nur 19 Prozent.
Bei Bitcoin liegt zwar ebenfalls ein Gros der Umlaufmenge bei einigen wenigen Entitäten. Die Verteilung hat sich in den letzten Jahren aber deutlich verbessert, wie Daten von Glassnode belegen:
Bei Bitcoin schließt sich die Schere zwischen “arm” und “reich” also langsam. Im Fiatsystem sind die Scheiden weit geöffnet, der Mechanismus ist bereits an der Belastungsgrenze.
EZB will BTC-Preisanstieg gesetzlich verhindern
In ihrem Bericht erklären Bindseil und Schaaf, dass “Early Adopter” ihre BTC mit Gewinn verkaufen können, weil es Latecomer (oder Nicht-Inhaber) gibt, die zu höheren Kursen investieren. Das sei aus “sozialer Sicht” ein Problem. Deshalb fordern die EZB-Autoren:
Auf jeden Fall sollten die derzeitigen Nicht-Inhaber erkennen, dass sie gute Gründe haben, gegen Bitcoin zu sein und sich für eine entsprechende Gesetzgebung einzusetzen, um einen Anstieg des Bitcoin-Preises zu verhindern oder Bitcoin gänzlich verschwinden zu lassen.
Mit anderen Worte: Anstatt auf steigende Kurse zu setzen – und eine immer noch anschauliche Rendite einzufahren – sollen potenzielle Investoren Bitcoin lieber boykottieren. Damit am Ende niemand profitiert?
3/ Then they go on to brazenly advocate for legislation … "to prevent bitcoin prices from rising or to see bitcoin disappear altogether" in order to prevent "the division of society". pic.twitter.com/kqQfOxeYuk
— Tuur Demeester (@TuurDemeester) October 19, 2024
Zugegeben: Zum Milliardär wird man mit 1000 Euro in BTC wohl nicht (so schnell). Dass Bitcoin aber noch immer einer der erfolgreichsten Vermögenswerte ist, zeigt das Kurswachstum eindrucksvoll. Mehr noch: Zum Zeitpunkt des Schreibens sind über 90 Prozent aller Investoren im Gewinn.
Eine Umverteilung der Gelder von Latecomer zu Early Adopters findet also nur bedingt statt – und gehört ohnehin zu einem Kapitalmarkt, der auf Angebot und Nachfrage basiert.
Deshalb ist die EZB gegen Bitcoin
Mit Logik lässt sich diese Forderung nach einer gesetzlichen Preisregulierung nicht erklären. Vielmehr betreiben die EZB-Autoren mit ihrem Bericht (geld-)politischen Aktionismus. Das ist keine Überraschung.
Während Bitcoin seinen Investoren dabei hilft, Geldwert ohne Kaufkraftverlust in die Zukunft zu transportieren, machen Fiatwährungen das Gegenteil: Wer mit dem Euro spart, leidet unter einem garantieren Kaufkraftverlust.
In einem freien Markt setzt sich das bessere Produkt durch, in diesem Fall langfristig Bitcoin. Als EZB-Angestellte können Bindseil und Schaaf das natürlich aber nicht zulassen – in gewisser Hinsicht sind ihre Arbeitsplätze an den Misserfolg von Bitcoin gebunden.
Deshalb versuchen sie, die Krypto-Leitwährung zu stoppen, sei es mit einem schlechten Kursausblick oder dem fadenscheinigen Argument der Ungleichheit bei Bitcoin. Bei diesem Versuch diskreditieren sich die EZB-Autoren nicht nur selbst.
Sondern verleiten auch potenzielle Investoren dazu, nicht in Bitcoin zu investieren. Das könnte sich in der Zukunft als großer finanzieller Fehler herausstellen.
Anmerkung der Redaktion: Die Forderungen sind die privaten Ansichten der EZB-Autoren und spiegeln womöglich nicht die Ansicht der Europäischen Zentralbank wider.
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