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08:35 Uhr, 19.09.2024

EY sieht keine baldige Erholung auf EU-Neuwagenmarkt

FRANKFURT (Dow Jones) - Die Beratungsgesellschaft EY rechnet nicht mit einer baldigen Erholung auf dem EU-Neuwagenmarkt und schätzt, dass 2024 etwa 2 Millionen Neuwagen weniger verkauft werden als 2019, also vor dem Ausbruch der Pandemie. "Der Neuwagenmarkt verharrt im Krisenmodus. Es gibt keinerlei positive Impulse, die Nachfrage bleibt auf einem sehr niedrigen Niveau. Der Abstand zu den vor der Pandemie üblichen Absatzzahlen bleibt riesig, somit vertieft sich die Krise der europäischen Autoindustrie", sagte Constantin M. Gall, Managing Partner und Leiter Mobility bei EY für die Region Westeuropa. Denn nicht nur der europäische Markt schwächele, auch wichtige Überseemärkte entwickelten sich enttäuschend. Dementsprechend kämpften viele Hersteller mit einer Unterauslastung ihrer Autofabriken, und das könnte Kapazitätsanpassungen nötig machen.

Ein deutlicher Anstieg der Verkaufszahlen sei vorerst nicht zu erwarten, sagte Gall und fügte hinzu: "Die Konjunktur erholt sich nicht, die erheblichen geopolitischen Spannungen werden nicht geringer und sorgen für Verunsicherung sowohl bei privaten wie auch bei gewerblichen Kunden". Dazu trägt seiner Ansicht nach auch eine nicht immer zielgerichtete Wirtschafts- und Energiepolitik bei, die Wettbewerbsnachteile sowohl bei Fahrzeugpreisen als auch bei den Betriebskosten mit sich bringe. Zudem verliere die Elektromobilität, der wichtigste Wachstumstreiber der Vorjahre, derzeit massiv an Dynamik.

"Die Elektro-Krise vertieft sich gerade", sagte Gall. Zwar werde die Auswahl attraktiver und leistungsstarker Modelle mit elektrischem Antrieb immer größer, aber die Käufer hielten sich zurück. Das liegt laut Gall auch an auslaufenden oder sinkenden Förderungen, denn einer der Hauptgründe für den schwachen Absatz von Elektroautos sei der hohe Preis. Aber auch bei den Themen Reichweite, Ladedauer, Ladeinfrastruktur und Stromkosten blieben viele Kunden skeptisch.

Der EU-Neuwagenmarkt verzeichnete im August den stärksten Einbruch seit über zwei Jahren: Mit einem Rückgang der Pkw-Neuzulassungen um 18 Prozent lag das Absatzniveau zudem 32 Prozent niedriger als im Vorkrisenvergleichsmonat August 2019. EU-weit hat sich der Abwärtstrend bei Elektroautos im vergangenen Monat deutlich verstärkt: Im August sanken die Neuzulassungen von Elektroautos in der EU um 44 Prozent. Besonders stark war mit minus 69 Prozent der Einbruch in Deutschland, was laut EY darauf zurückzuführen ist, dass im Vorjahresmonat das bevorstehende Förder-Aus für gewerbliche Käufe von E-Autos für einen kurzen Neuzulassungs-Boom sorgte. Aber auch außerhalb Deutschlands entwickelten sich die Elektro-Neuzulassungen schwach: In 18 der 27 Länder wurden im August weniger Elektroautos neu zugelassen als im Vorjahresmonat.

Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

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