Express-Zertifikate – maßgeschneidert auf Renditekurs
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Bei keiner anderen Produktkategorie am Zertifikatemarkt wird der Begriff „Flexibilität“ so groß geschrieben wie bei Express-Produkten, die 2003 erstmals bei der HypoVereinsbank das Licht der Zertifikatewelt erblickten. Mit einem Marktanteil von etwas mehr als fünf Prozent dominieren sie mittlerweile das Teilschutz-Segment zusammen mit Discountern und Aktienanleihen noch deutlich vor den beliebten Bonus-Papieren.
Dass es sich bei dem Produkttyp um einen echten „Seitwärts-Künstler“ handelt, zeigt bereits der Blick auf das Auszahlungsprofil der klassischen Variante. Hier reicht in der Regel an einem der meist jährlich stattfindenden Stichtage schon die Bestätigung des Basiswert-Startniveaus aus, um das Produkt vorzeitig zum Nennwert zuzüglich eines festen von Jahr zu Jahr steigenden Bonus-Betrages zu tilgen. Gelingt das nicht, wiederholt sich das gleiche Prozedere maximal bis zum finalen Stichtag nach einigen Jahren, wobei im Falle einer erneuten Zielverfehlung beim Underlying ein zusätzlicher relativ hoher Puffer zumindest noch das eingesetzte Anfangskapital vor einem Verlust schützt.
Besonders aussichtsreich erscheinen in diesem Zusammenhang Abwandlungen, bei denen bereits die Barriere am letzten Stichtag die Rolle der ursprünglichen Tilgungsschwelle übernimmt. Der Anleger kann dadurch selbst bei stärkeren Basiswert-Rückgängen am Ende immer noch die vollständige Rendite erzielen. Greift man dabei zu einem sogenannten „Memory-Express“-Papier, wird die Extrazahlung während der Laufzeit sogar ohne eine gleichzeitige Tilgung erstattet, wenn die Barriere z.B. am betreffenden Stichtag eingehalten wird. Der „Memory-Effekt“ sorgt zusätzlich dafür, dass selbst ausgefallene Kupons in den Folgeperioden noch vollständig nachgeholt werden können. Kein Wunder, dass diese von der Société Générale vor einigen Jahren erstmals vorgestellte eher defensive Komfort-Variante bei Investoren besonders gut ankommt.
Ein ganz aktuelles erst vor kurzem in den Sekundärmarkt gestartetes Memory-Papier von Morgan Stanley auf den Euro STOXX 50 (MS0E30) besitzt eine maximale Laufzeit von fünf Jahren, kann jedoch bereits nach einem Jahr gekündigt werden, wenn der Index am ersten Stichtag auf oder über dem Emissionskurs schließt. Im anderen Fall geht es automatisch in die nächste Runde usw. Für die Zahlung des jährlichen 6-prozentigen Express-Kupons genügt dagegen bereits die Einhaltung der bei 60 Prozent des Auflageniveaus fixierten Barriere, die im Extremfall am finalen Stichtag als Kriterium für die Erstattung aller ausgefallenen Express-Zahlungen, sowie der Nominaltilgung dient. Schließt die Euroland-Benchmark bei Endfälligkeit allerdings unterhalb von dieser Marke, muss der Anleger den Indexverlust in voller Höhe realisieren und ist damit einem Direktinvestor gleichgestellt.
Emit. |
WKN |
Basiswert |
Typ |
Barriere |
Tilgungsschwelle |
Express-Zahlung |
Fälligkeit |
MS |
MS0E30 |
Euro STOXX 50 |
Memory-Express |
60% |
100% |
6,00 € p.a. |
21.02.18 |
Bei allen Vorteilen wie z.B. dem Stichtagsprinzip besitzen Express-Zertifikate aber auch ein Manko: Sie sind nach oben gedeckelt bzw. ermöglichen immer nur eine feste Express-Rendite, was sie beispielsweise in stärkeren Erholungs-Phasen hinter anderen Produkttypen renditemäßig zurückbleiben lässt. Aber auch hier gibt es eine Ausnahme: Sogenannte „Best-Express“-Zertifikate, von denen die Commerzbank mit Zeichnungsende dem 24. Februar gerade ein neues bis zu 4-jähriges Produkt ebenfalls auf den Euro STOXX 50 (CZ35GQ) emittiert. Auch bei diesem Papier wird jährlich am Stichtag überprüft, ob der Index das Startniveau verteidigen konnte. War das der Fall, erhält der Anleger diesmal mindestens eine Express-Zahlung von fünf Euro für jedes bis dahin verstrichene Laufzeitjahr. Sollte der Basiswert bis zum jeweiligen Termin eine noch stärkere Wertentwicklung vorweisen, umso besser, wird dann dem „Best-Express“-Mechanismus folgend stattdessen zum höheren Wert getilgt. Sollte es beispielsweise zu keiner vorzeitigen Kündigung gekommen sein, müsste das Euroland-Barometer bei Endfälligkeit also schon eine noch höhere Performance als zwanzig Prozent, die dem Mindest-Kupon nach vier Jahren entsprechen würde, aufs Parkett legen, um zusätzlich von der Variante ohne Performancebegrenzung profitieren zu können. Dies dürfte aber sicherlich eher ein „Luxus-Problem“ darstellen. In jedem Fall sollte beim Index am Ende zumindest ein kleines Plus bzw. eine Seitwärtsentwicklung auf dem Kurszettel stehen, um die Mindest-Rendite einfahren zu können. Hat der Index dagegen sein Minimalziel verfehlt und endet im Verlust, schützt die nach Zeichnungsende bei 55 Prozent zu fixierende Barriere wenigstens noch den Nennwert von 100 Euro. Anders als bei herkömmlichen Express-Produkten wird hierbei allerdings einmal das Stichtagsprinzip außer Kraft gesetzt, was die Kursschwelle die ganze Laufzeit über angreifbar werden lässt. Sollte der Euro STOXX 50 folglich auch nur ein einziges Mal in den nächsten vier Jahren mindestens 40 bzw. 45 Prozent an Wert verlieren, wäre der Teilschutz zum Laufzeitende ähnlich wie z.B. bei einem klassischen Bonus-Zertifikat nicht mehr existent.
Emit. |
WKN |
Basiswert |
Typ |
Barriere |
Tilgungsschwelle |
Express-Zahlung |
Fälligkeit |
COBA |
CZ35GQ |
Euro STOXX 50 |
Best-Express |
55% |
100% |
5,00 € p.a. (Minimum) |
03.03.17 |
Memory- und Best-Express-Zertifikate stellen nur einen kleinen Ausschnitt aus der reichhaltigen Palette an Vertretern der „schnellen Truppe“ dar. Kaum eine andere Produkt-Kategorie kann mittlerweile eine ähnlich große Vielfalt mit zahlreichen Zusatz-Features wie z.B. einer bereits vierteljährlichen Kündigungsmöglichkeit oder von Stichtag zu Stichtag sinkenden Tilgungsschwellen vorweisen. Der Anleger erhält damit stets ein genau auf sein individuelles Chance-Risiko-Profil abgestimmtes Papier.
Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate
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