Analyse
12:58 Uhr, 10.10.2013

Express-Zertifikate immer variantenreicher

Der Markt für Express-Zertifikate wird immer unüberschaubarer. WGZ-Bank und Landesbank Berlin bieten Anlegern bei ihren neuen Produkten mehr Flexibilität bei den Kupons.

Erwähnte Instrumente

  • Relax-Express-Zertifikat auf EURO STOXX 50
    Aktueller Kursstand:  
    VerkaufenKaufen
  • VarioKupon Express-Zertifikat auf EURO STOXX 50
    Aktueller Kursstand:   (Frankfurt)
    VerkaufenKaufen

Express-Zertifikate, die selbst bei fallenden Kursen noch den vollen Renditeanspruch gewähren, laufen der klassischen Variante immer mehr den Rang ab. Auch die Höhe des Express-Kupons variiert bei einigen Unter-Typen, wie die beiden neuen Produkte der WGZ-Bank und der Berliner Landesbank zeigen.

Express-Zertifikate gehören unbestritten zu den flexibelsten Instrumenten am Zertifikatemarkt. Eher selten wird heute noch die klassische Variante emittiert, bei der nur dann eine Extrazahlung erfolgt, wenn es auch tatsächlich zur vorzeitigen Tilgung kommt. In diesem Fall erhöht sich der Express-Betrag von Stichtag zu Stichtag entsprechend, so dass dem Anleger letztendlich nichts von der Rendite verloren geht, selbst wenn die jeweilige Tilgungsschwelle erst bei Endfälligkeit behauptet werden sollte. Gelingt dies allerdings nicht, schützt die zusätzliche Barriere bei der Express-Urform aber nur noch den Nennbetrag. In Sachen Rendite geht der Anleger dann jedoch leer aus. Da der Kündigungs-Level meist bei 100 Prozent des Auflageniveaus fixiert wird, muss der Basiswert auf Stichtagsbasis hier also mindestens seitwärts laufen, um überhaupt eine Rendite erzielen zu können. Spätere Varianten bieten dem Investor deutlich interessantere Chance-Risiko-Profile, da sie auch bei mehr oder weniger fallenden Kursen noch die volle Rendite-Chance ermöglichen und wie z.B. Memory-Express-Zertifikate den anteiligen Kupon bei Einhaltung der Barriere auch schon während der Laufzeit ausschütten bzw. bei Ausfall später vollständig nachholen können.

Relax-Express mit zwei festen Kupon-Stufen

Die Höhe der pro Betrachtungszeitraum jeweils ausgelobten Rendite ist bei den meisten Express-Typen von vornherein fix, sieht man einmal von der Best-Alternative ab, bei der sich die Höhe ausgehend von einem Mindestbetrag nach der tatsächlichen Wertentwicklung des Underlyings richtet. Bei zwei weiteren Varianten der WGZ-Bank sowie der Landesbank Berlin gibt es diesbezüglich jedoch Variationsmöglichkeiten. Das aktuelle noch bis 31. Oktober zeichenbare Relax-Express-Zertifikat der Genossen (WGZ7LZ) auf den Euro STOXX 50 besitzt eine Laufzeit von bis zu fünf Jahren und bietet dem Investor an jedem jährlichen Bewertungstag die Möglichkeit, einen Kupon von 7,00 oder 4,00 Euro einzufahren. Notiert der Index auf Stichtagsbasis mindestens auf Ausgangsniveau, wird automatisch vorzeitig gekündigt und der Anleger erhält zum Nennbetrag von 100 Euro eine Extrazahlung von 7,00 Euro dazu. Hat der Basiswert nicht mehr als 30 Prozent an Wert eingebüßt, wird immer noch der 4-prozentige Kupon gezahlt. Das Papier läuft dann automatisch weiter usw. Sollte der Stichtagsverlust aber noch höher ausfallen, fällt der Expressbetrag für die jeweilige Periode ohne eine spätere Nachholmöglichkeit komplett aus. Kommt es zu keiner vorzeitigen Fälligstellung, wiederholt sich das Prozedere auch am finalen Stichtag, wobei das Barriere-Kriterium für den 4-Prozent-Kupon sogar von 70 auf 62,50 Prozent reduziert wird. Wird auch diese Marke am Ende unterschritten, richtet sich die Rückerstattung nur noch nach der tatsächlichen Wertentwicklung des Euro STOXX 50.

Vario-Kupon-Express mit prozentualer Indexbeteiligung

Das noch bis 1. November zeichenbare Vario-Kupon-Express-Zertifikat der Landesbank Berlin (LBB3WD) unterscheidet sich bei Laufzeit und Basiswert nicht von dem der WGZ-Bank. Auch die vorzeitige Kündigung erfolgt hier bei Einhaltung des Emissionsniveaus am jährlichen Stichtag. Ansonsten ist die Funktionsweise allerdings deutlich verschieden. So muss sich der Investor bei dieser Variante die Barriere bei 57,50 Prozent des am 01.11.2013 festzustellenden Startniveaus ganz genau merken, da sowohl Zins als auch Tilgung von deren Einhaltung abhängen. Leider wird dabei nicht wie sonst üblich auf das Stichtagsprinzip abgestellt, sondern es werden stattdessen alle Schlusskurse des Euro STOXX 50 zwischen dem Ausgabe- und dem jeweiligen Bewertungstag herangezogen. Wurde die Schwelle dabei an keinem Tag unterschritten, erhält der Anleger am Stichtag einen Express-Kupon in Höhe von 0,2 Prozent des dann gültigen Referenzpreises. Wurde der Index also z.B. bei 3.000 Punkten festgestellt, würde die Expresszahlung genau 6,00 Prozent betragen. Sollte es auch nur ein einziges Mal zum Durchbrechen der Barriere nach unten kommen, würden damit nicht nur alle weiteren Kuponzahlungen entfallen, sondern es wäre auch die vollständige Rückzahlung des Nennbetrages bei Endfälligkeit gefährdet. Denn dann würde nicht mehr automatisch zum Nominal getilgt, sondern nur noch ein Betrag der sich nach der tatsächlichen Indexentwicklung richtet, zurückerstattet.

Express-Zertifikate auf den Euro STOXX 50:

WKN (Zeich. bis)

Emittent

Express-Typ

Kupon p.a.

Barriere

Barriere aktiv

Fälligkeit

WGZ7LZ (31.10.)

WGZ

Relax

4,00% bzw. 7,00%

70% (62,50% am LZE)

nur auf Stichtagsbasis

31.10.18

LBB3WD (01.11.)

LBB

Vario-Kupon

0,20% vom Index

57,50%

stets auf Schlusskurs-Basis

05.11.18

Der BörseGo Tipp:

Beide Express-Zertifikate gewähren selbst bei fallenden Kursen noch die volle Rendite. Allerdings gilt es dabei einiges zu beachten. So sollte beim stichtagesbezogenen Relax-Express nicht mit höheren Rückschlägen beim Euro STOXX 50 als 30 Prozent gerechnet werden, da die Rendite sonst für das jeweilige Jahr ganz ausfallen würde. Die Vario-Kupon-Lösung lässt mit einem Puffer von mehr als 40 Prozent zwar auch noch einen höheren Index-Verlust zu, doch müsste der Anleger bereits bei einmaliger Unterschreitung der täglich auf Schlusskursbasis unter Beobachtung stehenden Barriere sowohl den Teilschutz als auch alle späteren Ausschüttungen abhaken.

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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