Expertenrat fordert Versicherungspflicht gegen Elementarschäden
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Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones) - Vor dem Hintergrund des Hochwassers in Süddeutschland fordert der neue Vorsitzende des Sachverständigenrats für Verbraucherfragen, Christoph Busch, eine Versicherungspflicht gegen Elementarschäden. "Der Sachverständigenrat für Verbraucherfragen spricht sich für die Einführung einer Elementarschaden-Pflichtversicherung aus", sagte Busch der Neuen Osnabrücker Zeitung. "Voraussetzung ist, dass sich die Prämien grundsätzlich am versicherten Risiko orientieren."
Die Höhe der Versicherungsbeiträge könnte von den Bemühungen der Versicherten abhängig gemacht werden, sagte Busch, desen Gremium das Bundesumweltministerium berät: "Denkbar wäre auch ein Modell, bei dem zusätzliche Maßnahmen für den Hochwasserschutz seitens der Versicherten zu einem Prämienrabatt führen." Einen Versicherungsbeitrag, der für alle gleichermaßen gilt, lehnte Busch ab: "Eine Einheitsprämie setzt die falschen Anreize und führt zu einer Umverteilung in die falsche Richtung." Pflichtversicherung und Hochwasserschutz müssten sich ergänzen.
Frankreich, wo der Schutz gegen Elementarrisiken staatlich geregelt ist, diene nicht als Vorbild. "Die Prämien, die dort gezahlt werden, sind nicht risikobasiert. Daher ist das französische System total untertarifiert und wirtschaftlich auf längere Sicht nicht tragfähig", sagte er. Auch der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) betonte, das vom französischen Staat ins Leben gerufene System Catastrophe Naturelles (CatNat) sei "keine Blaupause" für Deutschland.
"Eine Eins-zu-Eins-Übernahme des französischen CatNat-Systems in Deutschland würde nicht weniger als einen vollständigen Paradigmenwechsel in der Versicherungslandschaft und in der Zusammenarbeit von Staat und Assekuranz nach sich ziehen", warnte Vize-Hauptgeschäftsführerin Anja Käfer-Rohrbach. Es sei von umfassender staatlicher Intervention und zentralistischen Entscheidungen geprägt und "kein risikobasiertes privatwirtschaftliches Versicherungssystem im Sinne des Europäischen Aufsichtsregimes Solvency II". Aufgrund der Klimafolgen sei das CatNat-System in seiner Stabilität gefährdet und bereits seit 2015 defizitär.
Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com
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