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11:25 Uhr, 13.02.2002

Experten: die zukünftige Entwicklung - die Favoriten

Charles Pradilla ist leitender Marktstratege bei SG Cowen & Co. und nimmt Stellung zum Markt. Dieser sei zur Zeit durch die Nachwehen des Bankrotts von Enron belastet, da die Investoren in ihrem Vertrauen in die Bilanzierung der Unternehmen verletzt wurden.

Es sei zur Zeit schwierig, richtiges Aufwärtspotential im Markt zu erkennen. Viele Anleger seien zunehmend besorgt um das Rallye-Szenario und würden gleich aussteigen.

Der Stratege empfiehlt die Aktien von Pfizer und bewertet sie mit einem A++ Rating. Das Unternehmen verdiene sein Geld mit dem Entwickeln und Verkaufen von Medikamenten und habe ein sauberes Bilanzierungssystem, eine gute Wachstumshistorie und ist in den letzten 52 Wochen um 20 Prozent gefallen.

IBM sei auf Sicht von 12-18 Monaten interessant. Das Unternehmen konnte sogar in schwierigen Zeiten relativ gut weiter Geschäfte betreiben und ist in den vergangenen 52 Wochen um 11 Prozent gefallen.


Der US-Finanzminister Paul O`Neill ist der Meinung, dass die Weltwirtschaft nach dem Schock des 11. September wieder auf die Beine gekommen ist. Des weiteren bleibt er dem Szenario der baldigen Erholung der Wirtschaft optmistisch gegenüber eingestellt.

O`Neill war nach dem zweitätigen Treffen der G7-Länder der Meinung, dass seit dem letzten Treffen im Oktober eine starke Verbesserung der Stimmung zu bemerken sei.

Der Minister teilte mit, dass die "Samen für eine Erholung" in den USA zum Zeitpunkt der Anschläge bereits gesäht waren, nun möchte er wissen, was die anderen Länder zu einer Erholung beigetragen hätten.

Besonders Japan müsse nun entschieden durchgreifen, da es laut O`Neill sehr wichtig ist, dass die zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Welt wieder als Wachstumsmotor funktioniere. Der Finanzminister Japans, Masajuro Shiokawa, versprach vor zwei Wochen während einem Treffen mit O`Neill, nun "schnell zu handeln," um die Rezession aus dem Land zu vertreiben.


Experten sind zunehmend der Meinung, dass die Wirtschaft auf dem Wege der Erholung aus der Rezession ist, die im März vergangenen Jahres begann. Dies belegt eine Studie im Blue Chip Economic Indicators, die am Sonntag veröffentlicht wurde. 95 Prozent der befragten Volkswirte gehen davon aus, dass die Rezession Ende März ein Ende finden wird. Im Januar stimmten noch 90 Prozent der befragten Experten für ein Ende der Rezession zu diesem Zeitpunkt.

42 Prozent der Ökonomen gehen davon aus, dass die Rezession Vergangenheit sei und dass die Wirtschaft bereits wieder wachsen könne.


Alan Ackerman ist Marktstratege bei Fahnestock & Co. Er empfiehlt den Anlegern zur Zeit, sich "anzuschnallen," da die Widerstände im Markt getestet würden. Drei Signale seien zur Zeit ausschlaggebend für den Markt: Die Konjunktur, die Earnings der Unternehmen und die Neuigkeiten und Folgen durch den Bankrott von Enron. Es sei zu erwarten, dass der Markt noch eine Weile im "Enron" Mode weiterfahren werde, so Ackerman, auch die Regierung könne hier keine Veränderung herbeiführen. Der Anleger solle darauf achten, dass er einzelne Aktien herauspicke, er solle sich nicht von der Performance eines ganzen Sektors täuschen lassen. Der Anleger solle weiterhin nur Unternehmen kaufen, dessen Produkte er versteht, und dessen Management professionell arbeitet.

Es sei laut Ackerman noch nicht die Zeit für den Anleger gekommen, wo er sich auf die Suche nach billigen Aktien machen könne. In Sachen Earnings gebe es weiterhin die Schwierigkeit, die nächsten Quartale zu prognostizieren.

Der Stratege empfiehlt den Investoren, Unternehmen näher zu betrachten, die bereits eine Restrukturierung hinter sich haben und nun positiveren Zeiten entgegen stehen. Dabei soll noch darauf geachtet werden, dass die Unternehmen nicht unbekannt sind.


Richard Dickson, technischer Stratege bei Hilliard Lyons, bezeichnet die Rallye vom Freitag als "mittelmäßig," da das Volumen schwach gewesen sei und da die Sektoren mit der besten Performance - Telekom und Finanzen - im S&P 500 auch die überverkauftesten gewesen waren.

"Als solches gesehen war dies nur eine Reaktion auf die kurzfristig überverkaufte Situation, das kann keinen Bestand haben," so Dickson, der allerings betont, dass der Markt weiterhin so sehr überverkauft ist, dass weitere Anstiege möglich seien. "Wir erwarten, dass jede Rallye kurzlebig sein wird und nicht die Zielzonen von 9,900 Punkten beim Dow Industrials und 1,850 beim Nasdaq überschreiten wird."

Der Dow erreichte heute ein Intraday Hoch bei 9,854 Punkten, der Nasdaq stieg heute bis 1,834 Punkte an.


Die Aufwärtsbewegung der US-Märkte in den letzten Handelsstunden und das sehr positive Verhältnis von Gewinnern zu Verlierern zeige dem leitenden Chartanalysten von Prudential Securities, Ralph Acampora, dass kurzfristig Aufwärtspotential im Markt sei. Die Signale würden allerdings nicht ausreichen, um langfristig eine Rallye rechtfertigen zu können. Kurzfristig sieht es allerdings gut aus, so Acampora: Er vermutet, dass einige Anleger ihre Short Positionen begleichen werden und kurzfristig befände sich der Markt in einem leicht überverkauften Terrain.


Laut Byron Wien von der renommierten US-Investmentbank Morgan Stanley hängen dunkle Wolken über der Wall Street. Wien stellt sich die Frage, ob die Wall Street sich nicht zu schnell vom Schock des 11. September erholt habe. Das Bewertungsmodell zeigt, dass der Markt im Durchschnitt um 50 Prozent überbewertet ist. Die Wirtschaft wird schrittweise eine Erholung durchlaufen, die Märkte werden noch weiterhin mit der extremen Überbewertung zu kämpfen haben, die im Jahr 2000 herrschte und noch heute negative Spätfolgen auf den Markt zeige, so Wien.

Fast jeder denkt nun, dass wir eine V-förmige Konjunkturerholung erleben, allerdings würde die Erholung langsamer voranschreiten, sobald die Lagerbestände wieder ein normales Niveau erreicht hätten. Wien erwartet, dass die Aktienmärkte in diesem Jahr erneut im roten Bereich schließen werden, dies wäre das dritte Jahr in Folge, wo die Aktienmärkte niedriger schließen. Hauptgrund für diese Abwärtsbewegung ist die Überbewertung der Aktien am Markt. In weniger als 2 Monaten konnte der Markt die Verluste nach dem 11. September wieder gut machen.

Für die Anleger wird es nun wichtig sein, dass die Gewinne der Unternehmen wieder ansteigen. Danach sollte es für den Anleger möglich sein, wieder Gewinne am Markt zu machen, so Wien.


Laut Steve Milunovich von Merrill Lynch wird das Jahr 2002 ein "Stock Picker Jahr" sein. 40-60 Prozent der Aktien im High Tech Sektor würden sich besser als der Markt entwickeln. Der Anleger solle auf Unternehmen Wert legen, die während des Konjunkturabschwungs Marktanteile gewinnen konnten, so wie Dell oder Cisco Systems. Unternehmen mit sehr starkem Momentum wie NVidia oder Electronic Arts oder Unternehmen mit gutem Cash Flow und detaillierten Zukunftsprognosen wie First Data oder Affiliated Computer seien am interessantesten.

Für langfristige Positionen empfiehlt der Analyst einen Kauf der Aktien von IBM um 90 Dollar. Computer Associates sei ebenfalls interessant, da das Unternehmen einen positiven Cash Flow aufweise. Sun Microsystems sei bei 8 Dollar interessant. Allerdings seien Unternehmen wie Lucent oder Nortel mit Vorsicht zu genießen.

Der Analyst erwartet ein starkes zweites Halbjahr und erwartet eine U-förmige Bewegung der Wirtschaft.

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