Exklusiv aus der Value-Szene
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Sehr geehrte Privatkunden,
am Montag bin ich, mit vielen Eindrücken aus den USA, wieder in Deutschland gelandet. Der überwiegende Tenor ist: Value-Investoren kaufen wieder kräftig ein. Neben der Berkshire-Hathaway-Hauptversammlung mit Warren Buffett und Charlie Munger nahm ich am Treffen der deutschsprachigen Value-Investoren statt, das traditionell am Tag zuvor stattfindet. In New York traf ich Martin Whitman, Gründer der Third Avenue Funds, einen der großen Männer des Value Investing, der im Pantheon des Value Investing fast auf einer Ebene mit Warren Buffett steht. Ebenso konnte ich mich mit Tom Shrager, Partner von Tweedy, Browne, der ältesten, valueorientierten Investmentgesellschaft, treffen. Tweedy Browne wurde im Jahr 1920 gegründet.
Vorab eine Entwarnung: Alle erkennen an, dass die Subprime-Krise noch nicht ausgestanden ist. Aber alle investieren derzeit wieder massiv, da Aktien nun wirklich billig seien. Am konsequentesten wird das durch Tweedy, Browne illustriert: Der Fonds nahm seit 2005 keine Investoren mehr auf, da Aktien generell zu teuer gewesen seien. Jetzt nimmt Tweedy Browne wieder neues Kapital an.
Hier einige Eindrücke:
Pharma: Warren Buffett und Charlie Munger haben die Aktien etlicher großer Pharmafirmen gekauft, zum Teil auch schon deutlich über den jetzigen Kursen. Nach eigenen Angaben verstehen sie nichts von der Bewertung von Pipelines der Pharmafirmen. Aber diese großen Unternehmen seien jetzt so billig, dass sie als Gruppe insgesamt den Gesamtmarkt outperformen sollten. Das sollte für viele von Ihnen, die bereits in Pharmatiteln engagiert sind, Musik in den Ohren sein. GlaxoSmithKline (WKN: 940561), Sanofi-Aventis (WKN: 920657) und Novartis (WKN: 904278) sind also gute Investments.
Finanzen: Fast alle Value-Investoren sind wieder stark in Finanztiteln investiert. Martin Whitman, der im Geschäft mit Firmen in wirtschaftlicher Bedrängnis groß geworden ist und daher das Kreditgeschäft sehr gut versteht, ist der Ansicht, dass es hier viele Schnäppchen gibt. Tom Shrager wies mich darauf hin, dass die Finanztitel einen großen Teil der Indizes ausmachten und dass jeder, der nicht in diesem Sektor engagiert sein, bei der Erholung der Indizes das Nachsehen habe. Wir empfehlen weiterhin Allianz (WKN: 840400).
Wenn die Notenbanken die Welt weiter in Liquidität ertränken – wonach es aussieht – wird dies die Inflation anheizen. Die Banken können sich billig refinanzieren und Ihr Geschäft weiter betreiben. Die Außenstände der Banken werden hingegen durch die Inflation immer weniger wert.
Energie/Rohstoffe: Hier sind die Ansichten gemischt. Derzeit ziehen die Preise wieder an. Tom Shrager hat keine Meinung zum Ölpreis, da China und Indien das Öl noch subventionieren. Wenn diese Subventionen aufhörten, könnte es eine deutliche Dämpfung der Nachfrage geben. Warren Buffett hat Petro China (WKN: A0M4YQ) verkauft. Diese Aktie war allerdings besonders teuer.
Berkshire Hathaway (WKN: 854075): Berkshire ist ein großes und recht schwerfälliges Unternehmen geworden. Deswegen kauft Buffett auch am liebsten ganze Unternehmen (der Hauptgrund für den Deutschlandbesuch). Beim Kauf ganzer Unternehmen bekommt er aber, nach eigenen Aussagen, nicht den Abschlag vom fairen Wert wie manchmal beim Kauf am Aktienmarkt – es gibt keine echten Schnäppchen. Buffett möchte weiter besser sein als der Gesamtmarkt, ist aber zufrieden, wenn er für seine Aktionäre 10 Prozent Performance erzielt. Wir sehen den Inneren Wert der A-Aktie konservativ bei 150.000 Dollar, was mindestens einer Unterbewertung von 20 Prozent entspricht.
Ich bin, mit den meisten Value-Investoren, durchaus optimistisch, dass sich die Börsen nun gefangen haben. Value-Aktien fallen oftmals VOR einer Rezession. Wenn dann die Rezession da ist, flüchtet alles in Sicherheit, und die Value-Titel beginnen zu steigen.
Auf gute Investments,
Ihr
Prof. Dr. Max Otte
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