Werbung
Kommentar
13:09 Uhr, 20.06.2025

EUTELSAT mit hochvolatiler Kursentwicklung

Erwähnte Instrumente

Die Eutelsat-Aktie hat sich in dieser Woche höchst volatil gezeigt, ausgelöst durch zwei zentrale Nachrichten. Zunächst meldete der französische Satellitenbetreiber am Mittwochabend im Rahmen der Paris Air Show einen Großauftrag vom französischen Verteidigungsministerium. Der Rahmenvertrag mit einem Volumen von bis zu 1 Mrd. € läuft über zehn Jahre und sichert den französischen Streitkräften bevorzugten Zugang zu den LEO-Kapazitäten der OneWeb-Konstellation. Enthalten sind auch sicherheitstechnische Dienstleistungen. Die Aktie reagierte mit einem Kurssprung von 14,5 % auf 2,84 € und stieg im frühen Donnerstagshandel zeitweise bis auf 3,67 €.

Noch am selben Tag folgte jedoch die Ankündigung einer Kapitalerhöhung über 1,35 Mrd. € und damit erst einmal ein empfindlicher Kursdämpfer. Die Mittel sollen für den Ausbau der LEO-Kapazitäten, die geplante europäische IRIS²-Satellitenkonstellation und den Abbau der Nettoverschuldung verwendet werden. Ziel ist es, das Verhältnis von Nettoschulden zu EBITDA bis 2025/26 auf 2,5 zu senken. Das ist auch dringend geboten, denn die hohe Verschuldung, zuletzt bei rund 3 Mrd. €, gilt als zentraler Risikofaktor. Analysten wie z.B. JP Morgan äußerten Zweifel, ob die Maßnahme für eine wettbewerbsfähige LEO-Strategie ausreicht.

Der französische Staat greift Eutelsat dabei kräftig unter die Arme. Über die Beteiligungsgesellschaft APE will er Aktien im Wert von rund 526 Mio. € zeichnen und so seinen Anteil auf knapp 30 % steigern. Weitere 189,6 Mio. € kommen von Großinvestoren wie Bharti Space (31,4 Mio. €), CMA CGM (100,4 Mio. €) und FSP (57,8 Mio. €). Eine öffentliche Übernahme wird ausgeschlossen. Die Regierung begründet ihr Engagement mit der Sicherung europäischer Unabhängigkeit im Satellitensektor. Präsident Macron sieht in Eutelsat den strategisch wichtigsten Anbieter Europas im niedrigen Erdorbit (LEO).

Der Kurs der Eutelsat-Aktie profitierte auch am Freitag weiter von dem Rückenwind. Sie legte an der Euronext Paris bis auf 3,87 € zu, kam dann aber wieder bis auf ca. 3,45 € zurück. Seit Wochenbeginn summiert sich das Plus damit aber immer noch auf rund 50 %, und das trotz des verwässernden Effekts der Kapitalerhöhung. Unterstützt wird der Kursaufschwung durch ambitionierte mittelfristige Ziele: Bis zum Geschäftsjahr 2028/29 erwartet Eutelsat Umsätze zwischen 1,5 und 1,7 Mrd. €, getragen von LEO-Diensten. Die EBITDA-Marge soll bis dahin auf mindestens 60 % steigen. Im Geschäftsjahr 2024 lag der Umsatz bei gut 1,2 Mrd. €.

Hintergrund ist die Fusion mit dem britischen Unternehmen OneWeb im Jahr 2023. Damals wurde ein Umsatzziel von 2 Mrd. € bis 2027 genannt. Dieses Ziel erscheint derzeit ambitioniert, da Eutelsat kürzlich einräumte, dreimal so viele Satelliten wie ursprünglich geplant zu benötigen. Der zusätzliche Kapitalbedarf wird auf bis zu 2,2 Mrd. € geschätzt. Die nun angestoßene Kapitalerhöhung mit staatlicher Beteiligung stellt einen ersten Finanzierungsschritt dar.

Der Kurs dürfte kurzfristig durch die Verwässerung gedeckelt bleiben, langfristig eröffnen sich jedoch neue Perspektiven. Sollte Eutelsat seine ambitionierten Pläne umsetzen und LEO-Kapazitäten in großem Maßstab vermarkten können, wäre das Unternehmen gut positioniert, zur europäischen Alternative zu Starlink zu werden. Generell gilt aber weiterhin: Die Aktie ist nur für erfahrene, risikobereite Anleger geeignet.

Oliver Kantimm, Redaktion "Der Aktionärsbrief"

Börsianer lesen Briefe der Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH unter www.bernecker.info im Abo oder im Einzelabruf.

Exklusiv-Angebot: Bernecker Aktionärsbrief + TV für stock3 Leser