Kommentar
11:17 Uhr, 05.09.2023

Eurozone: Erzeugerpreise fallen deutlich

Die Erzeugerpreise gelten als vorlaufender Indikator für die Entwicklung der Inflation. Zuletzt sind die Erzeugerpreise in der Eurozone rapide gesunken, wie am Dienstagvormittag veröffentlichte Daten zeigen.

Die Erzeugerpreise in der Industrie der Eurozone lagen im Juli 2023 um 7,6 Prozent niedriger als im Vorjahresmonat, wie Eurostat am Dienstag mitteilte. Im Juni hatte die Jahresveränderungsrate minus 3,4 Prozent betragen. Die Volkswirte hatten im Mittel für Juli ebenfalls mit einem Rückgang um 7,6 Prozent gerechnet.

Im Zuge des hohen Inflationsdrucks hatte die Jahresveränderungsrate der Erzeugerpreise seit Anfang 2021 stets im positiven Bereich gelegen. Zeitweise waren die Erzeugepreise sogar mit Raten im mittleren zweistelligen Prozentbereich gestiegen. Der Höhepunkt wurde dabei im August 2022 erreicht, als die Erzeugerpreise um mehr als 40 Prozent höher lagen als ein Jahr zuvor. Seit Mai liegt die Jahresveränderungsrate wieder im negativen Bereich.

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Im Vergleich zum Vormonat nahmen die Erzeugerpreise im Juli, ebenfalls wie erwartet, um 0,5 Prozent ab, nach einem Rückgang um 0,4 Prozent im Juni.

Die Erzeugerpreise gelten als vorlaufender Indikator für die Entwicklung der Verbraucherpreise, weil Änderungen des Preisniveaus auf der Ebene der Produzenten meist früher oder später an die Verbraucher weitergegeben werden.

Es scheint also keineswegs ausgeschlossen zu sein, dass auf die hohe Inflation in der Eurozone nicht nur eine Disinflation (also eine Abschwächung der Teuerung), sondern sogar eine Deflation (also fallende Preise) folgt.

Allerdings macht die Industrie nur einen Teil der Gesamtwirtschaft aus. Im wichtigeren Dienstleistungssektor zeigte sich zuletzt ein anhaltend hoher Inflationsdruck, während die Warenpreise teilweise bereits eine rückläufige Tendenz zeigten. Deshalb sollten die Ausschläge bei der Erzeugerpreisentwicklung nicht überbewertet werden. Gleichzeitig ist die jüngste Entwicklung aber ein weiteres Indiz dafür, dass sich die hohe Teuerung in der Eurozone auf Ebene der Verbraucherpreise in den kommenden Monaten weiter abmildern dürfte.