Euroland: Teuerung setzt sich fest!
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Externe Quelle: Nord/LB
• Das Statistikamt der Europäischen Union hat soeben die Ergebnisse seiner Schnellschätzung zur Konsumentenpreisentwicklung für die Eurozone veröffentlicht. Demnach setzt sich die Inflation oberhalb der 4%-Marke fest. Im Juli steigen die Preise für die Verbraucher in der Eurozone um 4,1% Y/Y. Vor allem die EZB dürfte sich angesichts dieser Entwicklung in ihrer Entscheidung vom 3. Juli, den Leitzins anzuheben, bestätigt fühlen.
• Die Schnellschätzung des Statistikamtes beruht auf den bis zum heutigen Tag verfügbaren Preisdaten aus Deutschland und Italien. Bereits am Dienstag hatte das Statistische Bundesamt vorläufige Zahlen zur Konsumentenpreisentwicklung im Juli veröffentlicht. Die hiesige Teuerungsrate beträgt demnach weiterhin 3,3% Y/Y. Entsprechend konnte eine Entspannung an der europäischen Preisfront nicht erwartet werden.
• Zwar liegt in Deutschland die Inflation nach wie vor deutlich unter dem europäischen Mittel, dennoch schmerzen die für unsere Verhältnisse ungewöhnlich hohen Teuerungsraten. Noch keinen Einfluss auf die Daten hat die zuletzt stattgefundene leichte Erholung beim Rohölpreis. Ein Barrel der Marke West Texas Intermediate (WTI) kostete zuletzt „nur“ noch ca. 126 USD. Der Preis liegt damit immerhin 20 USD/Barrel unter den Mitte Juli markierten Höchstständen. Hat diese Erholung Bestand, wirkt sie natürlich auch entlastend auf die Inflationsraten im August. Von einer spürbar nachgebenden Inflation ist dennoch nicht auszugehen. Mehr als 100 Versorger haben bereits angekündigt, zum 1. August ihre Preise für Gas und Fernwärme zum Teil deutlich anzuheben. Positive Rohölpreiseffekte werden insofern durch eine negative Entwicklung bei den Wohnnebenkosten schlicht „aufgefressen“.
• Dies führt im Ergebnis dazu, dass wohl auch die Konsumentenpreise in Euroland im August nicht spürbar nachgeben. Dies dürfte vor allem der EZB ein Dorn im Auge sein. Zwar konnte sie mit ihrem Zinsschritt die Inflationserwartungen einfangen, nachgebende Inflationsraten wären ihr aber sicher noch lieber. EZB-Ratsmitglied Klaus Liebscher hatte zuletzt erklärt, dass die Zentralbank ihren Handlungsspielraum noch nicht ausgeschöpft habe. Ein weiterer Zinsschritt nach oben ist für den Notenbanker offensichtlich noch im Bereich des möglichen. Wir wollen an dieser Stelle jedoch darauf hinweisen, dass im Herbst aufgrund zu erwartender Basiseffekte mit deutlich nachlassenden Inflationsraten zu rechnen ist. Dennoch ist keineswegs ausgemacht, dass die EZB am bestehenden Zinsniveau festhält.
• Fazit: So sehr uns die hohen Inflationsraten auch schmerzen, wirklich überraschen kann die heutige Veröffentlichung nicht. Alle Indizien deuteten darauf hin, dass es für eine Entspannung an der Preisfront noch zu früh ist. Auch im August werden wir wohl aufgrund steigender Wohnnebenkosten noch mit den hohen Inflationsraten leben müssen. Behält der Ölpreis seinen Trend der letzten zwei Wochen allerdings bei, dann werden wir spürbare Basiseffekte im Herbst sehen. Diese sollten dann endlich wieder zu erträglicheren Teuerungsraten führen. Vor dem Hintergrund einer sich immer deutlicher abzeichnenden Konjunkturabkühlung ist eine solche Entspannung auch höchste Zeit. Eine EZB mit dem Finger an der Zinsschraube sollte sich daher zunächst in Gelassenheit üben.
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