Kommentar
14:35 Uhr, 02.06.2003

Euroland: Schlechte Stimung - aber nicht überall

Die wirtschaftliche Stimmung in Euroland (Economic Sentiment) hat sich wieder geringfügig eingetrübt. Der Index sank von nach oben revidierten 98,1 Punkten (vorher 97,9 Punkte) auf 98,0 Punkte. Mit diesem Indexstand wurden die Erwartungen der von Bloomberg befragten Volkswirte wie auch unsere genau getroffen.

Von den vier Teilindikatoren, die in die wirtschaftliche Stimmung eingehen, hat sich allein das Vertrauen des Einzelhandels um drei Punkte auf -14 Punkte verbessert. Das Vertrauen der Bauwirtschaft sank um zwei Punkte auf -23 Punkte und befindet sich damit wieder unter seinem langfristigen Mittelwert. Das Konsumentenvertrauen sank auf -20 Punkte (Median Bloomberg: -18,5 Punkte; DekaBank: -19 Punkte) und das Industrievertrauen von nach oben revidierten -12 Punkten (vorher -13 Punkte) auf -13 Punkte (Median Bloomberg: -12 Punkte; DekaBank: -13 Punkte).

Diese Daten muten schlechter an als sie in Wirklichkeit sind. So verbirgt sich hinter dem Rückgang des Verbrauchervertrauens eine sehr unterschiedliche regionale Entwicklung: In fünf Ländern sank es (DE, GR, IR, AT, FI), in fünf Ländern stieg es (SP, FR, LU, NL, PT) und in zweien blieb es unverändert (BE, IT). Es war vor allem der spürbare Einbruch des Verbrauchervertrauens in Deutschland um drei Punkte, der zu der Verschlechterung in Euroland beitrug. Auch der Blick in die Komponenten des Verbrauchervertrauens zeigt kein einheitliches Bild: Während die Haushalte die Perspektiven für die Gesamtwirtschaft schlechter beurteilen, wollen sie in den kommenden zwölf Monaten ihre Ersparnisbildung nicht ausdehnen und sind sogar mit Blick auf ihre eigene finanzielle Situation und die Arbeitsmarktentwicklung in den kommenden zwölf Monaten zuversichtlicher.

Ein ähnliches Bild ergibt sich auch beim Industrievertrauen: In fünf Ländern gab es eine Verschlechterung (BE, SP, IR, NL, AT), in vier eine Verbesserung (GR, LU, PT, FI) und in den verbleibenden drei großen Volkswirtschaften (DE, FR, IT) keine Änderung. Die Verschlechterung des Industrievertrauens resultiert allein aus geringeren Produktionserwartungen, die Auftragsbücher und die Fertigwarenlager werden dagegen unverändert beurteilt. Bemerkenswert ist, dass die Auslandsaufträge schlechter eingeschätzt werden. Damit hält sich die schlechtere Beurteilung der Auslandsnachfrage auch im zweiten Nachkriegsmonat.

Anders als die heute veröffentlichten Einkaufsmanagerindizes vermitteln die Indikatoren des Business & Consumer Surveys ein etwas weniger pessimistisches Bild, zumindest wenn man die Detaildaten betrachtet. Dieser scheinbare Widerspruch löst sich aber auf, wenn man den Befragungshorizont berücksichtigt. Während die Einkaufsmanagerindizes von ihrer Fragestellung her auf die nahe Zukunft abstellen, bilden die Vertrauensindikatoren die Erwartungen über einen längeren Zeitraum ab. Fügt man beide Indikatoren zusammen, so ergibt sich folgendes Bild: Kurzfristig tritt die Wirtschaft auf der Stelle, das zweite Quartal gestaltet sich schwierig. Die Erholung in der zweiten Jahreshälfte wird erst im Herbst spürbar, bleibt aber verglichen mit früheren Phasen schwach. Dabei wird sich die Kluft zwischen den dynamischeren Volkswirtschaften und den wachstumsschwachen Volkswirtschaften wie Deutschland, Italien und inzwischen auch den Niederlanden weiter auftun.

Quelle: Deka

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