Kommentar
12:59 Uhr, 28.10.2003

Euroland: M3-Wachstum geht zurück

1. Die Geldmenge M3 legte im September unerwartet gering um 7,4 % (saisonbereinigt) gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres zu. Dies entspricht einer Vormonatsveränderungsrate von 0,2 %. Die von Bloomberg befragten Analysten hatten lediglich mit einem Rückgang der Zuwachsrate auf 7,8 % yoy gerechnet. Der gleitende Drei-Monatsdurchschnitt (Juli bis September) hat sich im Berichtszeitraum mit 8,1 % ebenfalls schwächer als vom Markt erwartet entwickelt.

2. Komponentenanalyse: Im September wiesen sämtliche Komponenten der Geldmenge M3 niedrigere Zuwachsraten auf als noch im August. So verringerte sich die Zuwachsrate von M1 mit 11,3 % yoy im Vergleich zum August um 0,5 Prozentpunkte. Außerdem sank die Wachstumsrate des Bargeldumlaufs von 28,8 % yoy im August auf aktuell 27,8 % yoy. Hierbei bleibt aber zu beachten, dass die Euro- Bargeldeinführung nach wie vor verzerrende Effekte zur Folge hat. Die Geldmenge M2 blieb mit 8,0 % yoy ebenfalls gegenüber dem Vormonat (August: 8,5 % yoy) zurück. Die marktfähigen Finanzinstrumente (Repogeschäfte, Geldmarktfonds und Schuldverschreibungen mit einer Laufzeit von bis zu zwei Jahren) legten im Jahresvergleich lediglich um 4,3 % zu - ein Zeichen dafür, dass es Umschichtungen vom Geldmarkt hin anderen Märkten gibt (vgl. Schaubild). Noch im Vormonat lag diese Komponente bei 6,3 % yoy.

3. Hinter unseren Erwartungen blieb dagegen die Kreditvergabe an den privaten Sektor in Euroland zurück. Nach Angaben der EZB hat sich das private Kreditvolumen im September (+5,5 % yoy) lediglich unverändert gezeigt. Dabei verringerte sich die Veränderungsrate der Buchkredite, die den größten Anteil an den privaten Krediten ausmachen, mit 4,9 % yoy sogar leicht (Vormonat: 5,0 % yoy). Nach unserer Auffassung sollte sich dennoch bis zum Jahresende ein positiver Trend ergeben. Zum einen dürfte die Nachfrage nach Krediten steigen. Die sich aufhellenden Konjunkturaussichten bilden hier ein gutes Fundament für zukünftige Investitionen und somit einen erhöhten Fremdkapitalbedarf. Ebenso sorgt das historisch niedrige Leitzinsniveau der EZB für kräftige Impulse. Die weltweit steigenden Aktienmärkte verbessern die Portfolios der Banken, was wiederum zu größeren bilanziellen Spielräumen bei der Kreditvergabe führt.

4. Nach einer zeitlichen Verzögerung von einigen Monaten verdeutlicht sich jetzt, dass die Kassenhaltung (Liquidität) sinkt und verstärkt an den Aktien- oder Immobilienmärkten investiert wird. Die Geldmenge M3, welche die liquiden Mittel innerhalb einer Volkswirtschaft misst, wird sich nach unserer Meinung im Wachstum in den nächsten zwölf Monaten deutlich abschwächen. So sehen wir bis zum Jahresende die Möglichkeit, dass die Jahresveränderungsrate auf unter 6,0 % zurückgeht. Gefahren für die Inflationsraten in Euroland sehen wir trotz des aktuell hohen Geldmengenwachstums nicht. Vielmehr dürfte die Preisteuerung zum Ende des laufenden Jahres deutlich unter dem Zielkorridor der EZB von knapp unter 2 % liegen. Die weiterhin negative Outputlücke in Euroland dämpft den binnenwirtschaftlichen Preisdruck. Zudem schränkt ein intensiver Wettbewerb den Preissetzungsspielraum der Unternehmen ein. Solange die Wirtschaft unter Potenzial wächst, wird die EZB auch weiterhin eine expansive Geldpolitik fahren.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 122 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands.

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