Euroland: Inflationsrückgang stößt Tor für Zinssenkungen weit auf
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Externe Quelle: NORD/LB
Gerade hat Eurostat, das Statistikamt der Europäischen Union, aktuelle Zahlen zur Inflationsentwicklung in der Eurozone veröffentlicht. Der Inflationsrückzug fällt noch deutlicher aus als dies von den von Bloomberg befragten Analysten und Volkswirten erwartet wurde. Im November stiegen die Konsumentenpreise vorläufigen Schätzungen zufolge um nur noch 2,1% Y/Y bzw. fielen um -0,5% M/M gegenüber dem Vormonat Oktober. Die Jahresrate hat sich demnach allein innerhalb eines Monats um satte 1,1 Prozentpunkte verringert. Damit hat sich die Jahresrate von dem Höhepunkt im Sommer halbiert und liegt damit praktisch wieder auf dem von der EZB angestrebten Niveau.
Bereits am Mittwoch hatte die Schätzung für die Entwicklung der deutschen Verbraucherpreise einen deutlichen Rückgang der Inflation ergeben. Der harmonisierte Verbraucherpreisindex stieg im Vergleich zum Vorjahresmonat lediglich um 1,5% Y/Y und damit so gering wie zuletzt im Dezember 2006. Der Preisauftrieb konnte damit hierzulande erstmals seit Februar 2007 wieder unter die wichtige 2%-Marke rutschen. Für den deutlichen Rückgang der Inflation sind zwei wesentliche Faktoren auszumachen. Der nochmalige Preisrückgang beim Rohöl – seit seinem Höhepunkt im Sommer ist der Preis um zwei Drittel gefallen - entlastet die Verbraucher spürbar. Zudem haben sich zum Vorjahr deutliche Basiseffekte inflationsdämpfend ausgewirkt.
Mit dem erheblichen Inflationsrückgang wird der Handlungsspielraum der EZB noch einmal größer. Für die in der kommenden Woche anstehende Zinsentscheidung der EZB ist deshalb mit einer Fortführung des eingeschlagenen Zinssenkungskurses zu rechnen. Wir rechnen mit einem Zinsschritt von 50 Basispunkten im Dezember und einem weiteren im Januar. Allerdings ist nicht auszuschließen, dass die EZB-Verantwortlichen in der letzten Sitzung vor Weihnachten nun einen stärkeren Schritt vollziehen, ganz im Sinne von „macht hoch die Tür, die Tor macht weit“. Die Beruhigung beim Thema Inflation und der fortgesetzte Einbruch wichtiger Stimmungsindikatoren in der Eurozone bieten alle Argumente, nun schnell und mit aller Kraft auf die Verwerfungen an den Finanzmärkten und die Rezession zu reagieren. Zudem wird auch die EZB-Projektion für das Jahr 2009 sowohl für die Inflation als auch für das Wachstum deutlich nach unten revidiert werden. Gegen ein zu forsches Vorgehen spricht allerdings die Neigung der EZB, gleichmäßige und vorab angedeutete Zinsschritte zu vollziehen. Auch wird die EZB noch etwas Pulver trocken halten wollen.
Fazit: Die Inflation ist in atemberaubender Geschwindigkeit auf dem Rückzug. Mit einer Jahresrate von nur noch 2,1% Y/Y in Euroland ist das Thema Inflation nun vorerst vom Tisch. Inzwischen werden gar erste Befürchtungen laut, die schwache Wirtschaftsentwicklung könne eine Deflation auslösen. Auch wenn dies aus unserer Sicht derzeit übertrieben erscheint, der EZB liefert der drastische Inflationsrückgang die besten Argumente, ihren Zinssenkungskurs energisch fortzusetzen. Spannend wird daher nicht nur die Zinsentscheidung in der kommenden Woche, sondern wieder einmal die Äußerungen Trichets in der anschließenden Pressekonferenz. Wir erwarten klare Hinweise auf weitere Zinssenkungen. Die bis zuletzt gebetsmühlenartig wiederholte Warnung vor Zweitrundeneffekten dürfte zudem bis auf weiteres aus dem Vokabular der Notenbanker verschwunden sein.
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