Euroland: Inflation im Juli geringer als erwartet
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1. Obwohl bereits für Deutschland ein Anstieg des HVPI im Juli von 3,5 % yoy gemeldet wurde, der leicht über der Vorabschätzung lag, wurde die Inflationsrate in Euroland um einen Zehntelprozentpunkt auf 4,0 % yoy nach unten revidiert. Wichtigste Ursache dieser divergierenden Entwicklung ist ein starker Rückgang der Preise von Bekleidung und Schuhen, der zwar saisonal üblich ist, in den verschiedenen Mitgliedsländern der Eurozone aber unterschiedlich stark ausgeprägt war. So sind die Preise von Bekleidung und Schuhen in Deutschland um 3,1 %mom gesunken, im Durchschnitt der Eurozone dagegen um kräftige 9,3 % mom.
2. Die starken Preissenkungen bei Bekleidung und Schuhen waren auch die wesentliche Triebfeder für den Rückgang der Verbraucherpreise um 0,2 % im Monatsvergleich. Preisanstiege wurden dagegen in erster Linie bei Dienstleistungen im Bereich Tourismus sowie bei Energiegütern verbucht. So kam es bei Pauschalreisen (10,1 % mom), Beherbergungsdienstleistungen (5,9 % mom) und Flugreisen (8,0 % mom) saisonbedingt zu kräftigen Preissteigerungen. Kraftstoffe für Verkehrsmittel verteuerten sich nur noch um 0,8 % mom, während die beiden etwas weniger gewichtigen Komponenten Elektrizität und Gas mit höheren Raten von 1,8 % mom bzw. 2,1 % mom zu Buche schlugen.
3. Aufgrund des seit Anfang Juli stark gesunkenen Ölpreises dürften die Verbraucherpreise bereits im August einen Rückgang insbesondere der Preise für Benzin und Diesel ausweisen. Die Jahresrate der Inflation dürfte damit voraussichtlich schon im Juli ihren Zenit erreicht haben. Bleibt eine erneute Verteuerung von Erdöl oder anderen wichtigen Rohstoffen aus, werden mittelfristig die Verbraucherpreise unter Ausschluss von Energie und Nahrungsmitteln wieder von größerer Bedeutung für das Niveau der Inflationsraten sein. Wie schon seit Längerem entwickelte sich die Kerninflation auch im Juli mit einer Rate von 1,7 % yoy recht unauffällig. Bei Industriegütern ohne Energie hat sich der Preisauftrieb sogar von 0,8 % yoy auf 0,5 % yoy verlangsamt, was allerdings in erster Linie auf den oben erwähnten Sondereffekt bei Bekleidung und Schuhen zurückzuführen ist. Anzeichen für eine verstärkte Weitergabe der gestiegenen Rohstoffkosten sind hier jedoch nicht zu erkennen. Bei den Dienstleistungen hat sich die Teuerung mit 2,6 % yoy zwar marginal beschleunigt. Dies geht jedoch in erster Linie auf einen in den letzten Monaten zunehmenden Preisauftrieb im Bereich Wohnen (6,7 % yoy) und nicht auf die Folgen einer kräftigeren Lohnentwicklung zurück. Das von der EZB am meisten gefürchtete Risiko – Zweitrundeneffekte vom Arbeitsmarkt – hat sich damit bisher noch nicht in den Verbraucherpreisen bemerkbar gemacht.
4. Insgesamt unterstützen die heutigen Zahlen die optimistische Erwartung, dass die Inflationsraten in den kommenden Monaten deutlich abnehmen werden. Allerdings werden sie voraussichtlich nicht vor dem nächsten Frühjahr unter die Marke von 3,0 % fallen. Gerade für die EZB wäre es daher verfrüht, von einer Entwarnung zu sprechen.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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