Euroland-HVPI trotzt im Juli der Hitze
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1. Entgegen der Befürchtung einiger Volkswirte, die Hitzewelle in Europa könnte einen deutlichen Anstieg der Inflationsrate zur Folge haben, wurde heute eine rückläufige Inflationsrate (HVPI) für Juli bekannt gegeben. Demnach sind die Preise im Erhebungszeitraum auf 1,9 % im Vorjahresvergleich gesunken. Gegenüber dem Vormonat verringerte sich das Preisniveau in den Euroländern um 0,2 %. Im Durchschnitt (Median) hatten die von Bloomberg befragten Analysten mit einer Inflationsrate von 2,0 % yoy gerechnet, während wir eine Teuerungsrate von 1,9 % yoy, entsprechend dem vorläufig von Eurostat veröffentlichten Juliwert, ausgegangen vorausgesagt hatten. Die sogenannte Kernrate der Inflation (HVPI ohne Energie, Lebensmittel, Alkohol und Tabak) verringerte sich gegenüber dem Vorjahr im Juli noch deutlicher von 1,8 % auf 1,6 %. Sowohl die Gesamtinflationsrate als auch die Kernrate erreichen damit das Inflationsziel der EZB von unter 2,0 %.
2. Die Analyse der Einzelkomponenten liefert folgendes Bild: Deutliche Preisnachlässe im Bekleidungseinzelhandel, die Geschäfte versuchten im Juli die Kunden mit Rabatten zum beginnenden Sommerschlussverkauf zu locken, führten zu einem Rückgang der Preise um 5,5 % im Monatsvergleich. Das Einsetzen der extrem heißen und anhaltenden Hitzephase hat sich bisher noch nicht in den Preisen niedergeschlagen: Die Nahrungsmittel, hier sollte sich das heiße Wetter vor allem bei den saisonalen Nahrungsmittel niederschlagen, sind gegenüber dem Vormonat sogar um 0,3 % zurückgegangen. Da in einigen Mitgliedsländern (Deutschland) die Preisdaten schon zur Monatsmitte erfasst werden, sollte erst der August endgültig die Auswirkungen auf die Preise wiedergeben. Wir rechnen trotz der hohen Gewichtung der Lebensmittelkomponente im Gesamtindex (vgl. Schaubild) nicht mit einer Zunahme der Preise - die saisonalen Lebensmittelpreise repräsentieren lediglich 3,7 % des Gesamtindex. Vielmehr erwarten wir eine Seitwärtstendenz beim HVPI die sich gegen Ende des laufenden Jahres mit Raten von 1,5 % yoy ihrem Tiefpunkt nähert. Auch die Energiepreise haben sich trotz des wiederholten Anstiegs der Rohölpreise mit einem Plus von 0,4 % mom im Juli noch moderat entwickelt. Die Preissteigerungen in den Sektoren Hotels und Restaurant (+1,0 % mom), Freizeit und Kultur (+0,6 % mom) sowie Transport (+0,6 % mom) sind der Reisesaison geschuldet. Bereits im August sollten wir ein leichtes Abflauen in den reisesensiblen Preiskomponenten sehen.
3. Die weiteren Aussichten des HVPI bleiben mittelfristig gut. Bis September prognostizieren wir eine Seitwärtstendenz, danach einen Rückgang der Inflationsraten für Euroland. Erst im vierten Quartal sollten die Jahresveränderungsraten deutlicher fallen und gegen Jahresende bei 1,5 % liegen. In den nächsten Monaten werden ein steigender Ölpreis und aufgrund der Hitzewelle leicht steigenden Lebensmittelpreise die Preisentwicklung belasten, während die Außenwertentwicklung des Euros und der negative Outputgap die Inflationszahlen entlasten sollten. Wir bleiben mit unserer Jahresprognose von 2,0 % für 2003 über der Consensusprognose von 1,9 % und mit 1,3 % für 2004 unterhalb der Consensusprognose von 1,5 %.
4. Besonderheit: Aufgrund einer Revision der niederländischen HVPI-Zahlen für den Zeitraum Juni 2002 bis Juli 2003 werden für den aktuellen Juliwert Schätzungen Eurostats für die niederländischen Verbraucherpreise eingestellt. Aufgrund einer fehlerhaften Verarbeitung von Scannerdaten in Supermärkten sind Fehler bei der Berechnung aufgetreten. Das niederländische Statistikamt rechnet mit einer Korrektur nach unten. Dennoch sollten sich für den gesamten Euroland-HVPI aufgrund der geringen Gewichtung der Niederlande nur geringe Abweichungen bemerkbar machen.
Quelle: DekaBank
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