Euroland: Geldmenge wächst überraschend stark
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1. Die Geldmenge M3 legte im Juli um 8,5 % (saisonbereinigt) gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres zu - entgegen unseren (8,1 % yoy) als auch den Marktprognosen (Bloomberg: 8,3 % yoy). Auch der gleitende Drei-Monatsdurchschnitt (Mai bis Juli) hat sich im Berichtszeitraum mit 8,5 % yoy deutlich kräftiger entwickelt als von den Analysten erwartet wurden war. Hier ergab die Bloomberg-Umfrage lediglich einen Wert von 8,1 % im Vorjahresvergleich.
2. Trotz des weiterhin starken Geldmengenwachstums zeigt sich die EZB nicht sonderlich besorgt. Nach Angaben der Notenbank erklärt sich ein Großteil des Wachstums mit Umschichtungen weg vom Aktienmarkt und hin zum Geldmarkt. Dies erscheint uns schwer nachvollziehbar, angesichts der seit Juni anhaltenden Aktienmarktrally. Die Unsicherheit der Marktteilnehmer scheint hier wohl noch beträchtlich zu sein. Die vorweggenommene Konjunkturerholung an den Aktienmärkten muss nun durch realwirtschaftliche Fakten unterfüttert werden. Erst dann sollte sich das Geldmengenwachstum deutlich verlangsamen. Gefahren für die Inflationsraten in Euroland sehen wir aufgrund des hohen Geldmengenwachstums bislang nicht. Vielmehr dürfte die Preisteuerung zum Ende des laufenden Jahres deutlich unter dem Zielkorridor der EZB von knapp unter 2 % liegen. Die weiterhin negative Outputlücke in Euroland dämpft den binnenwirtschaftlichen Preisdruck. Zudem schränkt ein intensiver Wettbewerb den Preissetzungsspielraum der Unternehmen ein. Solange die Wirtschaft unter Potenzial wächst, wird die EZB weiter eine expansive Geldpolitik fahren. Wir rechnen aufgrund der moderaten Inflationsaussichten sowie des verhaltenen Konjunkturausblicks mit einer Zinssenkung um 25 Basispunkte im Dezember des laufenden Jahres.
3. Komponentenanalyse: Im Juli blieb die Wachstumsrate von M1 mit 11,5 % yoy im Vergleich zum Juni (11,4 % yoy) nahezu unverändert. Dabei sank die Wachstumsrate des Bargeldumlaufs von 31,9 % im Juni auf aktuell 30,3 %. Die Geldmenge M2 erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr um 8,4 % (Juni: 8,4 %). Die marktfähigen oder auch handelbaren Instrumente, z.B. Geldmarktfonds und Schuldverschreibungen mit einer Laufzeit von bis zu zwei Jahren, legten im Jahresvergleich um 8,9 % (Vormonat: 8,5 %) zu.
4. Äußerst erfreulich entwickelt sich die Kreditvergabe in Euroland. Nach Angaben der EZB hat sich das private Kreditvolumen im Juli um 5,5 % gegenüber dem Vorjahr erhöht, nachdem es im Juni noch um 5,1 % gestiegen war. Die Buchkredite, der größte Anteil an den privaten Krediten, konnte ebenfalls deutlich um 4,9 % yoy zulegen. Nach einer immer restriktiveren Vergabepraxis, die es vor allem vielen kleinen und mittleren Unternehmen schwer gemacht hat, scheint sich nun eine Verbesserung einzustellen (vgl. Schaubild). Zum einen könnten die sich aufhellenden Konjunkturaussichten für ein Umdenken bei den Kreditinstituten geführt haben. Zum anderen verbessern die weltweit steigenden Aktienmärkte die Portfolios der Banken. Das wiederum führt zu größeren bilanziellen Spielräumen bei der Kreditvergabe. Sollte sich der Trend einer weiter zunehmenden Kreditvergabe fortsetzen, so ist das ein erfreuliches Zeichen für die konjunkturelle Erholung - Nicht nur die Unternehmen sind bereit in neue profitable Projekte zu investieren, auch die Banken finanzieren diese.
Quelle: DekaBank
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