Kommentar
14:09 Uhr, 21.11.2008

Euroland: Einkaufsmanagerindizes im November - letzter Widerstand gebrochen

1. Der Gesamtindex der Einkaufsmanager ist erstmals in seiner Historie, die bis Mitte 1998 zurückreicht, unter die Marke von 40 Punkten gefallen. Er notiert nun bei 39,7. Sein Rückgang um fast vier Punkte war im laufenden Monat abermals drastisch. Mit einem solchen Wert hatte keiner der 19 von Reuters befragten Volkswirte gerechnet (Reuters-Median: 42,8; DekaBank: 42,3).

2. Ausgelöst wird der Abwärtsstrudel durch die Entwicklung im verarbeitenden Gewerbe. Hier sackte der Index um fast fünf Punkte auf 36,2 ab. Auch das ist ein neues Allzeittief des seit Mitte 1997 berechneten Indikators. Die Entwicklung deutet auf ungewöhnlich starke Probleme der Weltwirtschaft hin, da das verarbeitende Gewerbe in hohem Maße exportorientiert ist.

3. Eine Aufzählung der schlechten Nachrichten vorzunehmen, würde vermutlich die Geduld des Lesers überstrapazieren. Deshalb nur ein weiterer Wert zum Index des verarbeitenden Gewerbes: Die Beurteilung des Auftragseingangs sank um 6,6 Punkte auf nur noch 29,7. Beides sind Negativrekorde, die eindeutig auf eine ausgewachsene Rezession in Euroland hindeuten. Leider stehen aber aufgrund der Kürze der Indexreihe keine Vergleichszahlen für die letzten Rezessionen im heutigen Euroland zur Verfügung (Anfang der 1990er und Anfang der 1980er Jahre).

4. Der Widerstand ist mittlerweile auch bei den Dienstleistern gebrochen. Denn dort konnte sich der Einkaufsmanagerindex nach dem vierten Finanzkrisenschock vom September und Oktober nun im November nicht wieder erholen. Vielmehr sank er um 2,5 auf nur noch 43,3 Punkte. Bei den drei Schocks zuvor – September 2007, Januar 2008 und März 2008 – zeigte der Dienstleisterindex im Folgemonat stets eine Gegenbewegung nach oben. Diese blieb nun aus. Gleichzeitig konnten sich die – nicht saisonbereinigten – Geschäftserwartungen für die nächsten zwölf Monate nicht verbessern. Sie stagnierten vielmehr auf einem bis dato nie gesehenem niedrigen Niveau von rund 42 Punkten.

5. Neben den aggregierten Indizes für Euroland wurden heute – wie üblich – auch die Einkaufsmanagerindizes für Deutschland und Frankreich veröffentlicht. Hieran ist Folgendes interessant: Der Rückgang des Index des verarbeitenden Gewerbes war in Deutschland massiv. Er brach um über sechs Punkte auf nur noch 36,7 Zähler ein (ebenfalls Allzeittief seit Beginn der Erhebung Mitte 1996). In Frankreich liegt der Index trotz eines stärker als erwarteten Rückgangs nun sogar etwas „besser“ bei 37,9. Bei den Dienstleistern war die Entwicklung bei den Euroland-Schwergewichten Deutschland und Frankreich auch schwach (Deutschland: von 48,3 auf 46,2; Frankreich: 47,5 auf 46,6), allerdings muss sie in den anderen Ländern (Italien, Spanien, Irland) noch deutlich schlechter gewesen sein. Konkret: In den übrigen drei Ländern, aus denen Daten erhoben werden, muss der Index um durchschnittlich 4,8 Punkte gefallen sein.

6. Die extrem schwachen Daten legen massive Leitzinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) nahe (s. Grafik ganz oben links). Das zeigen nicht nur die (Rezession signalisierenden) Einkaufsmanagerindizes an sich, sondern auch deren Teilreihen zu den Preisen. Dort ist eine kräftige Abwärtstendenz auszumachen und auch ihr Niveau ist bereits niedrig (Inputpreise, Gesamtwirtschaft: 50,3; Outputpreise, Gesamtwirtschaft: 47,6). Wir gehen – auch deshalb – davon aus, dass die EZB ihre Leitzinsen bis Februar auf 2,00 % senken. Auch für die Zeit danach erwarten wir noch weitere Schritte, sodass die Leitzinsen im dritten Quartal bei 1,50 % liegen dürften.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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