Kommentar
15:02 Uhr, 16.12.2008

Euroland: Einkaufsmanagerindizes im Dezember - düsteres Ende eines schwarzen Quartals

1. Der Gesamtindex der Einkaufsmanager hat sich im Dezember nur leicht verschlechtert. Er sank von 38,9 auf 38,3 Punkte und übertraf damit die Erwartungen der meiste Konjunkturbeobachter (Reuters-Median: 37,8; DekaBank: 35,6). Dennoch bieten die heutigen Einkaufsmanagerindizes keinen Anlass zur Erleichterung.

2. Tatsache ist: Die Dramatik des Absturzes der Einkaufsmanagerindizes hat sich merklich vermindert. Aber: Die Details verraten, dass die nächsten Monate noch unbequemer werden als die letzten. Vor allem ist davon auszugehen, dass die Aktivität bei den sich noch als relativ robust erweisenden Dienstleistungen demnächst der starken Abwärtsdynamik des verarbeitenden Gewerbes folgt.

3. Warum gehen wir von weiteren Rückgängen der Einkaufsmanagerindizes aus? Erstens blieb der Index der Dienstleister im Dezember zwar relativ stabil und sank nur von 42,5 auf 42,0 Punkte. Hier fiel jedoch abermals die Bewertung der Neuaufträge deutlich (von 40,4 auf 39,1 Punkte), auch die Einschätzung des Auftragsbestands ging weiter zurück. Das deutet auf eine schwächere Geschäftsaktivität zumindest im kommenden Monat hin. Überdies hat sich die Schere zwischen dem Dienstleisterindex und dem Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes weiter geöffnet. Letzterer fiel nämlich nicht nur von 35,6 auf 34,5 Punkte, sondern hier ging sogar nochmals die – ohnehin schon sehr niedrige – Bewertung der Neuorders relativ stark zurück (von 28,8 auf 27,4 Punkte).

4. Was bedeutet das? Dem exportorientierten verarbeitenden Gewerbe bläst der Wind immer heftiger ins Gesicht, und die stärker binnenorientierten Dienstleister werden dieser Entwicklung mit ziemlicher Sicherheit folgen müssen. Auch die leichte Verbesserung der Geschäftsaussichten der Dienstleister für die nächsten zwölf Monate steht dieser Interpretation nicht entgegen. Denn diese werden nicht saisonbereinigt. Und normalerweise hellen sich die Perspektivem am Jahresende auf: Im Durchschnitt seit 1999 stiegen die Geschäftsaussichten von November auf Dezember um 1,4 Punkte, heute sind sie aber nur um 0,8 Punkte höher ausgefallen. Der Abstand zum Monatsmittelwert ist darum nun mit fast 23 Punkten so groß wie nie.

5. Was heißt das für das Bruttoinlandsprodukt Eurolands? Eine rein graphische Analyse des Gesamtindex der Einkaufsmanager legt nahe, dass das saisonbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) Eurolands im laufenden Quartal um rund 1 % yoy gesunken sein könnte. Das würde einen Rückgang um 1,3 % qoq bedeuten. Abgemildert wird die Entwicklung aber voraussichtlich durch die Wirtschaftszweige, die nicht von den hier diskutierten Einkaufsmanagern abgedeckt werden: Vor allem sind das der Groß- und Einzelhandel, andere verbrauchernahe Dienstleistungen, aber auch der Bau und schließlich die Landwirtschaft. Hier sollte jeweils die Abwärtsdynamik nicht so extrem sein wie im verarbeitenden Gewerbe, das von der momentanen globalen Schockstarre zuerst voll erfasst wird. Eine Schrumpfung des Euroland-BIP im vierten Quartal um 1,0 % qoq halten wir aber für zunehmend wahrscheinlich (bisher haben wir hier mit einer Rate von –0,5 % qoq gerechnet). Eine definitive Aktualisierung unserer Prognosen für das vierte Quartal und das Gesamtjahr 2009 werden wir nach der Veröffentlichung des ifo Geschäftsklimas vornehmen.

6. Schließlich ist bemerkenswert, dass die Beurteilungen der Input- und auch Outputpreise so tiefe Niveaus erreicht haben wie noch nie seit Bestehen der Umfragen (seit 1998 bzw. 2002). Zusammen mit den kollabierenden BIP-Wachstumsraten eröffnet dies der Europäischen Zentralbank reichlich Spielraum für weitere Zinssenkungen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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