Kommentar
13:21 Uhr, 14.01.2013

Euro/US-Dollar: Die Schlacht läuft

Euro vs. US-Dollar – dieses Devisenpaar hat schon die übelsten Bezeichnungen ertragen müssen. Not gegen Elend, Pest oder Cholera, Schrott gegen Schrott usw…Hinter solchen Verbalattacken steht die Überzeugung, dass Papiergeldwährungen per se eigentlich wertlos seien, da sie ungedeckt sind (es steht kein realer Wert dahinter, wie z.B. im Goldstandard). Und beide Zentralbanken – Fed sowie EZB - tragen einiges dazu bei, das Vertrauen in das Papiergeld weiter zu unterhöhlen, in dem sie Unmengen neues Geld aus dem Nichts erzeugen.

Wenn man allerdings das Verhältnis der beiden Währungen und damit den Wechselkurs untersucht, helfen solche grundsätzlichen Überlegungen kaum weiter. Es geht ja darum, wer sich am Ende besser schlagen wird. Wir denken also relativ, nicht absolut. Und da sehe ich im Wesentlichen zwei gegeneinander antretende große Themen.

Auf der einen Seite wirkt Pro-Euro die zweifellos abgeflaute Eurokrise. Wir wollen uns in diesem Themenkomplex jetzt nicht verlieren, natürlich sind fundamentale Probleme nicht gelöst, aber die akute Eurokrise, verstanden als Beinahezusammenbruch der Währungsunion in Kombination mit einem Nichtfunktionieren des europäischen Geldmarkts, ist sicherlich (zumindest vorerst) vorbei. So sehen es insbesondere die Kapitalmärkte, und die sind für uns maßgeblich. Wenn irgendjemand noch meint, die neue DM stünde vor der Tür, dann ist das vor allem sein eigenes Problem.

Auf der anderen Seite steht die USA wahrscheinlich vor einem ökonomischen Relaunch, dessen Tragweite noch unklar ist. Hintergrund ist eine historische Energieoffensive, basierend auf der massiven Nutzung von gigantischen Schiefergasvorkommen. In diesem Artikel (Link) finden Sie das nötige Basiswissen dazu. Als Folge dürften nicht nur die Energiepreise in den USA gehörig unter Druck kommen, sondern das Land der unbegrenzten Möglichkeiten wird in absehbarer Zeit sogar Nettoexporteur von Energie.

Billige Energieversorgung bedeutet letztlich günstige Produktionsbedingungen. Von Reindustrialisierung zu sprechen scheint vielleicht etwas dick aufgetragen, erfasst den Sachverhalt dennoch recht gut. In den Vereinigten Staaten dürften in den nächsten Jahren zahlreiche große Produktionsstätten neu aufgebaut werden. In China produzieren und die Waren dann in die USA verschiffen lohnt sich eben nur, wenn die Gesamtkosten geringer sind als die Produktion vor Ort. Wenn Sie mich fragen, ist das eine sehr erfreuliche Entwicklung. Außer man sieht einen Selbstzweck darin, massenhaft Produkte kreuz und quer über die Ozeane zu verschiffen.

Zurück zum US-Dollar: gelingt den USA, katalysiert durch die Energierevolution, das Comeback als Industrienation, dann bringt das natürlich entsprechende Investitionen in den Dollar-Raum nach sich. Die schon oft totgesagte US-Währung könnte dann zu ungeahnter Stärke erblühen.

Dieser Effekt dürfte aber eher mittel- langfristiger Natur sein. Mein Szenario ist daher: Zunächst weitere Erholung des Euro. Auf mittlere Sicht (einige Jahre) halte ich die Parität (1 EUR=1 USD) für sehr wahrscheinlich.

Daniel Kühn

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Über den Experten

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Daniel Kühn
Freier Finanzjournalist

Daniel Kühn ist seit 1996 aktiver Trader und Investor. Nach dem BWL-Studium entschied sich der Börsen-Experte zunächst für eine Karriere als freier Trader und Journalist. Von 2012 bis 2023 leitete Daniel Kühn die Redaktion von stock3 (vormals GodmodeTrader). Seit 2024 schreibt er als freier Autor für stock3.
Daniel Kühn interessiert sich vor allem für Small und Mid Caps, Technologieaktien, ETFs, Edelmetalle und Kryptowährungen sowie für makroökonomische Themen.

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