Kommentar
14:34 Uhr, 28.10.2009

Euro-Unternehmensanleihen mit weiterem Wertpotenzial

Europäische Rentenfonds werden seit April 2009 wieder verstärkt nachgefragt. Dies ist ein extremer Richtungswechsel, denn seit dem Sommer 2007 verzeichnete diese Assetklasse stetige Nettomittelabflüsse. Vor allem Unternehmensanleihen-Fonds, die zu 80 Prozent Titel mit Investmentqualität enthalten, konnten zwischen April und Juli mit Nettomittelzuflüssen von 19,2 Milliarden britischen Pfund zulegen. Auch Fonds für Hochzinsanleihen mit einem 80prozentigen Anteil von Papieren ohne Investment-Grade-Rating erzielten zwischen April und Juli Nettozuflüsse von 1,2 Milliarden Pfund.

Wer Staatsanleihen verkaufte, verpasste den Kursaufschwung

Im Zuge der Finanzkrise wäre es naheliegend gewesen, wenn mehr Risikoscheu das Geld der Anleger vor allem in hochwertige Unternehmensanleihen und Staatsanleihen getrieben hätte. Der Nettoabsatz der entsprechenden Rentenfondskategorie „Bonds-Eur” war aber während der Krise durchgängig negativ, besonders ab der schlimmsten Stressphase im Spätsommer 2008. Offenbar war die Angst vor sinkenden Umlaufrenditen und einer drastischen Senkung der Leitzinsen so groß, dass Anleger vor allem nach höher rentierenden Alternativen suchten. Wer zu dieser Zeit Staatsanleihen verkaufte, verpasste allerdings deren kräftigen Kursanstieg. Dieser Anstieg verhielt sich spiegelbildlich zu den sinkenden Renditen vor allem im letzten Quartal des vergangenen Jahres. Auf Sicht von zwei Jahren brachte der Euro-Staatsanleihenindex von Merrill Lynch einen Gesamtertrag von fast 16 Prozent. Seit Jahresanfang 2009 verlor die Staatsanleihen-Rallye allerdings an Fahrt, weil die Kreditqualität einiger Länder Sorgen bereitete und die Anleger mittelfristige Inflationsrisiken fürchteten. Letztere sind aus unserer Sicht überzogen, doch belastend für Staatsanleihen wirkten sich auch der aktuelle und künftige Umfang staatlicher Emissionstätigkeit aus. Außerdem kehrt der Risikoappetit zurück, dies hat eine Rotation weg von Niedrigrisiko-Anlagen hin zu riskanteren Anlageklassen zur Folge.

Unternehmens- und Hochzinsanleihen steigen in der Gunst der Anleger

Nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers verloren Indizes für Euro-Unternehmensanleihen und Hochzins-Anleihen in europäischen Währungen im September und Oktober 2008 sechs beziehungsweise 24,7 Prozent. Der Nettoabsatz von Fonds aus beiden Bereichen besserte sich aber trotz ausbleibender Aufhellung wirtschaftlicher Fundamentaldaten bereits im vierten Quartal 2008. Seit Anfang 2009 verzeichneten Unternehmensanleihen-Fonds dann stetig steigende Nettozuflüsse, während die Nettoabflüsse bei Hochzinsanleihenfonds geringer wurden. Im Ringen zwischen Gier und Angst setzte sich der Renditehunger durch. Nach der Lehman-Pleite waren die Risikoaufschläge gegenüber Staatsanleihen noch gestiegen, und die Marktliquidität sank. Dann aber kamen Zentralbank- und Regierungshilfen und die Einsicht, dass der Markt höhere Ausfallraten eingepreist hatte, als realistisch zu erwarten waren. Die Nachfrage zog stark an, sodass sowohl Unternehmens- als auch Hochzinsanleihen die zwischen August 2008 und März 2009 erlittenen Verluste aufholten.

Noch immer hohe Prämien für Ausfall- und Liquiditätsrisiko bei Unternehmensanleihen

Ein Blick auf die Zusammensetzung der Rendite von Euro-Unternehmensanleihen zeigt recht genau, wo die Wertfaktoren des Marktes liegen. Die Aufschläge für das Ausfallrisiko etwa dürften Anleger für erwartbare Ausfälle überkompensieren. Der Markt preist eine Fünfjahres-Ausfallrate zwischen fünf und sieben Prozent ein - damit wäre dieser Wert mindestens doppelt so hoch wie der schlechteste seit 1970 beobachtete Wert. Auch die Aufschläge für das Liquiditätsrisiko werden zwar niedriger, liegen aber noch deutlich über historischen Werten. Selbst wenn die Aussichten für das Wachstum noch einige Zeit gedämpft bleiben, sollten die geringere Unsicherheit und die niedrigere Volatilität Anleger ermutigen, wieder in Fonds für riskantere Vermögenswerte zu investieren.

Der Kreditmarkt bleibt ein attraktives Anlageziel, doch es gibt auch Risiken. Wenn beispielsweise die Ausfall- und Liquiditätskomponente der Renditen von Unternehmensanleihen sinken, korreliert ihr Ertrag stärker mit dem Zinsrisiko und ist stärker den Inflationserwartungen ausgesetzt. Es haben bereits viele Anleger, auch außerhalb der üblichen Investorengruppen, in die Kreditmärkte investiert. Daher könnte beim nächsten großen Anstieg des Risikohungers eher zurück in Aktien umgeschichtet werden als in die riskanteren Anleihesektoren.

Quelle: Threadneedle

Die im Jahr 1994 gegründete Fondsgesellschaft Threadneedle gehört zu den führenden Investmentgesellschaften in Europa. Das Unternehmen verwaltet 52 Milliarden Euro und bietet Investmentlösungen für institutionelle Investoren und Privatanleger (Stand: 31.12.2008). Die Investmentexpertise von Threadneedle umfasst alle Regionen und bedeutenden Anlageklassen von Aktien und Anleihen bis hin zu Immobilien und alternativen Investments. Bei Threadneedle arbeiten mehr als 500 Mitarbeiter an 12 Standorten (Großbritannien, Deutschland, Österreich, Frankreich, Schweiz, Niederlande, Schweden, Dänemark, Spanien, Italien, Singapore und Hong Kong).

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