Kommentar
08:48 Uhr, 20.01.2004

Euro-Höhenflug kommt zum Stoppen

Am letzten Montag schien es noch so, als ob der Euro seinen Aufwärtstrend aus der Vorwoche ungebremst fortsetzen wollte. Die Gemeinschaftswährung kletterte gegenüber dem US-Dollar in der Spitze auf 1,2899. Die Marke von 1,30 US-Dollar war greifbar nahe. Der Präsident der Europäischen Zentralbank, Jean-Claude Trichet, sah sich angesichts dieser Entwicklung jedoch erstmals gezwungen, verbal am Devisenmarkt zu intervenieren. Er sagte, die EZB sei über die Euro-Aufwertung besorgt. Trichet gebrauchte damit deutlichere Worte als noch eine Woche zuvor auf der Pressekonferenz im Anschluss an die EZB-Ratssitzung. Er fügte hinzu, dass übertriebene Volatilität und brutale Wechselkursbewegungen nicht willkommen seien. Allerdings machte er keine Angaben dazu, ob und wann die EZB unmittelbar am Devisenmarkt eingreifen würde. Dennoch wurde dadurch vom Euro erst einmal der Aufwärtsdruck genommen. Er gab im Wochenvergleich um rund vier Cent auf 1,24 USD nach. Eine ähnliche Abwertung gab es gegenüber dem japanischen Yen, wodurch sich wenn sich dieser Trend bestätigt die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Unternehmen auf den wichtigen Märkten Asiens verbessern würde. Neben den Äußerungen Trichets trug zu der jüngsten Festigung des US-Dollar auch der unerwartete Rückgang des amerikanischen Leistungsbilanzdefizits im November bei.

Zinserhöhungen scheinen mittlerweile an den Rentenmärkten kein Thema mehr zu sein. Aus den Future-Kontrakten, die im Dezember 2003 noch Zinserhöhungen von bis zu 50 Basispunkten bis zur Jahresmitte 2004 anzeigten, ist beiderseits des Atlantiks keine Straffung der Geldpolitik mehr abzulesen. Dies hat auch dazu geführt, dass die Renditen der Langläufer deutlich zurückkamen. Zehnjährige US-Treasuries rentieren um rund 30 Basispunkte, zehnjährige Bundesanleihen um rund 15 Basispunkte tiefer als zu Jahresbeginn. Obwohl sich die Zinskurven nach unten verschoben haben, bleiben sie ungewöhnlich steil mit deutlichen Zinsunterschieden zwischen kurzem und langem Ende. Trotz freundlicher Aktienmärkte konnten sich Renten damit in den vergangenen Wochen gut halten.

Von Konjunkturseite gab es in der letzten Woche keine großen Überraschungen. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt ging im Vorjahr zwar wie erwartet leicht zurück (-0,1 Prozent). Dafür fiel der Anstieg der Industrieproduktion im November mit revidierten +1,3 Prozent spürbar höher aus als allgemein prognostiziert wurde, was die Chancen auf eine wirtschaftliche Belebung hierzulande im ersten Halbjahr 2004 deutlich erhöht. Die amerikanische Notenbank hat in ihrem Konjunkturreport (Beige Book) einen optimistischen Grundton angestimmt. Positive Nachrichten gibt es dabei insbesondere vom privaten Verbrauch und aus der Industrie zu vermelden. Am Arbeitsmarkt deutet sich nach dem Bericht ebenfalls eine leichte Besserung an. In dieses Bild passen auch die von der Universität Michigan ermittelten vorläufigen Zahlen für das Konsumentenvertrauen, die inzwischen das höchste Niveau seit November 2000 erreicht haben. Neben der leichten Entspannung am Arbeitsmarkt dürften hierzu auch die Kursgewinne an den Aktienmärkten beigetragen haben.

Ausblick: In der laufenden Woche stehen nur wenige Konjunkturdaten zur Veröffentlichung an. In der Eurozone werden mit dem ZEW-Index und dem belgischen BNB-Frühindikator die ersten Stimmungsbarometer für den Januar bekannt gegeben. Außerdem befindet die europaweite Industrieproduktion auf der Agenda. Aus den USA dürften vor allem die Daten aus dem Bausektor auf Interesse stoßen. Insgesamt sind von den Konjunkturdaten wenig Impulse für die Kapitalmärkte zu erwarten. Eine größere Rolle sollten die Quartalsergebnisse und Geschäftsausblicke aus dem Unternehmenssektor spielen. Gute Zahlen könnten an den Bondmärkten vor allem Langläufer wieder etwas unter Druck bringen.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 110 Milliarden Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende Juni 2003. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 3,9 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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