Analyse
16:20 Uhr, 17.04.2008

Euro-Fundamental: 1,60 EUR-USD im Visier

Externe Quelle: DekaBank

Der Euro trotzte in dieser Woche der negativen Überraschung bei den ZEW-Konjunkturerwartungen und erreichte gestützt von den am 16. April veröffentlichten Inflationszahlen aus Euroland ein Rekordhoch gegenüber dem Dollar und dem Pfund Sterling mit 1,5984 EUR-USD bzw. 0,8098 EUR-GBP. Im Monatsvergleich schneidet der Dollar gegenüber dem Euro mit einer Abwertung von 1,5 % besser ab als das Pfund Sterling mit einer Abwertung von 2,8 %. Das Pfund Sterling ist zusätzlich durch schlechte Konjunkturnachrichten aus dem Vereinigten Königreich und den geldpolitischen Kurs der Bank of England unter Druck geraten. Gegenüber den traditionellen „Carry Trade“ Währungen, dem japanischen Yen und dem Schweizer Franken, konnte der Euro im Monatsvergleich um mehr als 6 % zulegen. Hierzu dürfte in erster Linie die deutliche Erholung an den Aktienmärkten über diesen Zeitraum beigetragen haben. Seit Jahresbeginn hat der Euro gegenüber dem Schweizer Franken und dem Yen aber nach wie vor abgewertet.

Konjunktur/Inflation: Realwirtschaftliche Abkühlung

Wie im vergangenen Jahr stützt die milde Witterung das Wachstum im 1. Quartal. Allein in Deutschland könnte dieser Stimulus für die Bauinvestitionen bis zu 0,7 Prozentpunkte zum Wachstum beitragen. Auch, die Lager scheinen aufgebaut worden zu sein. Damit ist jedoch der Rückprall im 2. Quartal vorprogrammiert. Insgesamt ist die wirtschaftliche Entwicklung in Euroland sehr heterogen. Während sich Deutschland und Frankreich derzeit in einer recht robusten Verfassung präsentieren, deutet sich in Spanien, Italien und Irland eine schwache Entwicklung an. Aufgrund des starken Euro und einer schwächeren US-Konjunktur haben wir die Exportprognose zurückgeschraubt und unsere EWUWachstumsprognose für 2009 von 1,9 % auf 1,5 % zurückgenommen. Das bedeutet über die nächsten zwölf Monate eine Veränderung der Wachstumsdifferenzen zu Gunsten der USA und dem Vereinigten Königreich. Dies dürfte auf Sicht von zwölf Monaten den Euro gegenüber Pfund Sterling und Dollar schwächen. Die Inflationsrate in Euroland erreichte im März den höchsten Stand seit Bestehen der EWU und liegt mit 3,6 % deutlich über der EZBInflationsnorm von knapp unter 2 %. Selbst die Kernrate liegt seit 5 Jahren erstmals wieder über diesem Wert.

EZB: Keine Signale für Leitzinssenkungen

Die EZB hat erwartungsgemäß im April die Leitzinsen bei 4 % belassen und im Pressestatement deutlich gemacht, dass sie keine Notwendigkeit für Leitzinssenkungen sieht. Sie trennt damit weiterhin die Bekämpfung der Liquiditätsprobleme an den Märkten von ihrer Zinspolitik. Die steigenden Inflationsgefahren würden ihr zudem keinen Spielraum dafür geben. Wir rechnen erst im Dezember mit einer EZBLeitzinssenkung und einer weiteren im Februar, beide um jeweils 25 Basispunkte auf dann 3,5 %.

Finanzmärkte: Longpositionierung fast unverändert

Die leichte Aufwertung des Euro gegenüber dem Dollar in den letzten vier Wochen ging einher mit einer nahezu unveränderten Nettolongpositionierung der Spekulanten an der Chicago Mercantile Exchange auf einem im Vergleich zu den letzten zwei Jahren unterdurchschnittlichen Niveau. Damit ist das Belastungspotenzial für den Euro ausgehend von der spekulativen Positionierung nicht besonders hoch.

Prognose

Für die kommenden Monate erwarten wir weiterhin einen starken Euro gegenüber dem US-Dollar und dem Pfund Sterling. Die von uns erwarteten Wachstums- und Zinsdifferenzen zwischen Euroland und den USA wie auch dem Vereinigten Königreich dürften erst auf Sicht von zwölf Monaten zu einer deutlichen Abwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar und Pfund Sterling führen.

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Über den Experten

Alexander Paulus
Alexander Paulus
Technischer Analyst und Trader

Alexander Paulus kam zunächst über Börsenspiele in der Schule mit der Börse in Kontakt. 1997 kaufte er sich seine erste Aktie. Nach einigen Glückstreffern schmolz aber in der Asienkrise 1998 der Depotbestand auf Null. Da ihm das nicht noch einmal passieren sollte, beschäftigte er sich mit der klassischen Charttechnik und veröffentlichte seine Analysen in verschiedenen Foren. Über eine Zwischenstation kam er im April 2004 zur stock3 AG (damals BörseGo AG) und veröffentlicht seitdem seine Analysen auf stock3.com (ehemals GodmodeTrader.de)

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