Euro bleibt nach kurzer Verschnaufpause unter Druck!
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Der Euro eröffnet heute bei 1.5475, nachdem gestern im US-Handel Höchstkurse bei 1.5586 erreicht wurden. Der USD notiert aktuell gegenüber dem JPY bei 107.25. Die „Carry-Trades“ liefern ein ambivalentes Bild. EUR-JPY hält sich wacker bei 165.90, während der Euro gegenüber dem CHF an Boden verliert und derzeit bei 1.6040 oszilliert.
Gestern war der Markt auf das „Beige Book“ fokussiert, das Aufschluss über die konjunkturelle Entwicklung in den Bezirken der Fed liefert. Das „Beige Book“ per Mai beschrieb ein Szenario schwächeren Wachstums:
• Verbraucherausgaben und Produktion wurden herabgestuft.
• Der Wohnimmobilienmarkt wurde als schwach klassifiziert und es war nicht mehr die Rede von einer Verlangsamung der Abschwächung in diesem Sektor.
• Unternehmen berichteten von einer erhöhten Durchsetzungskraft, den Preisdruck weiterzugeben.
Ergo folgt daraus ein Szenario, das eine Tendenz in Richtung Stagflation aufweist. Dieser Gedanke wurde von Herrn Feldstein vom NBER (National Bureau of Economic Research) unter anderem aufgenommen. Herr Feldstein sagte, dass er überzeugt ist, dass die USA in eine Rezession abgleiten. Er sehe signifikante Risiken für das BIP in den kommenden sechs Monaten. Er schließt Zinserhöhungen um bis zu 0,50% bis zum Jahresende seitens des Offenmarktausschusses nicht aus. Eine milde Stagflation sei möglich. Die Entwicklung der Hauspreise und nicht die Absatzentwicklung sind Indikator bei der Bodenbildung der Immobilienkrise.
Darüber hinaus ergaben sich neue Erkenntnisse über die Entwicklung der öffentlichen Verschuldung in den USA. Das „Federal Budget“ als Teilmenge der gesamten öffentlichen Verschuldung der USA lieferte per Mai ein Defizit in Höhe von 165,9 Mrd. USD. Die Prognose war bei -160 Mrd. USD angesiedelt. Im Vorjahr lag das Defizit per Mai bei „nur“ 67,7 Mrd. USD. In dem laufenden Fiskaljahr seit Beginn Oktober 2007 summierte sich das „Federal Budget Deficit“ auf 319 Mrd. USD. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum Oktober 2006 bis Mai 2007 stellt das eine Steigerung um 115% dar.
Wachstum einer Wirtschaft (BIP) solitär auf quantitativer Basis zu betrachten, ist eine unprofessionelle Übung. Der Input über Defizite bedarf einer Berücksichtigung. Mithin ist die Qualität des Wachstums einer Bewertung zuzuführen. Das öffentliche Defizitwachstum in den USA ist Ausdruck einer bewusst forcierten Stabilisierung des BIP und gleichzeitig Ausdruck eines deutlichen Qualitätsmangels.
Die Märkte zeigten keine wesentlichen Reaktionsmuster auf obige Veröffentlichungen.
Heute erwarten wir zunächst die Industrieproduktion der Eurozone per April. Analysten unterstellen einen Anstieg um 0,1% im Monatsvergleich und um 2,8% im Jahresvergleich. Negative Überraschungen sind hier nicht ausgeschlossen.
Die US-Importpreise per Mai werden mit einem Anstieg um 2,3% prognostiziert. Der Anstieg der Energiepreise ist unverändert maßgeblicher Katalysator.
Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sollen von zuvor 357.000 auf 370.000 zulegen. Damit bewegten sie sich in bekanntem Fahrwasser.
Im Fokus des Marktes stehen die Einzelhandelsumsätze per Mai. Steuerschecks dürften sich derzeit als Aufheller erweisen. Entsprechend ist die Konsensusprognose einer nominalen Zunahme um 0,5% unter diesen Vorgaben nachvollziehbar. Subventionierter Konsum hat schon so seinen „Sex-Appeal“. Sie können doch Spaß verstehen, oder?
Den Abschluss des Datenreigens machen die Lagerbestände per April. Marktbeobachter erwarten eine Zunahme um 0,30% nach zuvor 0,10%.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD favorisiert. Erst ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.5720 – 50 neutralisiert den negativen Bias des Euros.
Viel Erfolg!
Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
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