Kommentar
11:58 Uhr, 14.01.2009

Euro: Belastung durch geldpolitischen Ausblick

Seit seinem Höhenflug Mitte Dezember auf 1,47 EURUSD hat der Euro 10 % an Wert eingebüßt. Das wichtigste Ereignis für die Euro-Dollar Entwicklung der letzten vier Wochen war der Zinsentscheid der US-Notenbank am 16. Dezember. Die Zinssenkung fiel mit 75 Basispunkten stärker als erwartet aus und auch das begleitende Statement überraschte die Märkte, indem die Fed eine unerwartet flexible Haltung des Einsatzes der Geldpolitik zur Stabilisierung der Realwirtschaft kommuniziert hatte. Dies haben die Märkte mittlerweile verdaut. Auch die zahlreichen schlechten US-Konjunkturnachrichten der vergangenen vier Wochen konnten dem Euro gegenüber dem Dollar nicht helfen. Die Blicke richten sich nun wieder stärker auf die Konjunktur in Euroland und die Europäische Zentralbank. Insbesondere in den letzten zwei Wochen ist der Euro durch negativ überraschende Wirtschafsdaten und damit verbunden verstärkte Zinssenkungsphantasien in Euroland unter Druck geraten.

Konjunktur/Inflation: Rezession verschärft sich

Ein Ende der konjunkturellen Abwärtsbewegung ist noch nicht in Sicht. Dies gilt nach wie vor insbesondere für das verarbeitende Gewerbe, das in der Regel den Takt der Konjunktur vorgibt. Dabei scheinen die Auftragseingänge zum Jahresschluss 2008 mit einer derartigen Geschwindigkeit eingebrochen zu sein, dass die Produktion nicht entsprechend nach unten angepasst werden konnte. Das bedeutet einen ungeplanten Lageraufbau, der zu Beginn des neuen Jahres auf der Produktion lastet. Die Rezession dauert also an. Die expansiv wirkenden geldund fiskalpolitischen Maßnahmen sollten sie aber im Verein mit spürbar nachlassender Inflation in der zweiten Hälfte 2009 beenden. Die Inflationsgefahren gehen immer weiter zurück. Im Sommer sind Inflationsraten von unter 1 % zu erwarten. Wir gehen aufgrund der global deutlichen Zinssenkungen nicht davon aus, dass dies in einer Deflation mündet. Gleichwohl sind die Gefahren von unerwünscht niedrigen Inflationsraten sowohl für dieses als auch für das nächste Jahr hoch.

EZB: Weitere Zinssenkungen erwartet

Vor dem Hintergrund der realwirtschaftlichen Abwärtsdynamik und der Rohstoffpreisentwicklung dürften die Inflationssorgen der EZB mittlerweile ein deutliches Unterschreiten der Inflationsnorm betreffen. Wir erwarten daher weitere Leitzinssenkungen um 150 Basispunkte bis zum Sommer 2009. Die Leitzinsdifferenz zu den USA würde sich dann von derzeit 225 Bp auf 75 Bp verringern und zu einer Schwächung des Euro beitragen.

Finanzmärkte: Euro-Pessimismus zurückgegangen

Die spekulativen Anleger an der Chicago Mercantile Exchange sind wieder weniger pessimistisch dem Euro gegenüber eingestellt. Sie haben ihre Nettoshortpositionierung in Euro in den letzten sechs Wochen fast vollständig aufgelöst. Ein klares Signal für die Euro-Dollar Entwicklung lässt sich aus der Positionierung der Spekulanten derzeit nicht erkennen.

Prognose

Getrieben von der geldpolitischen Entwicklung in der Europäischen Währungsunion und den USA und den Auswirkungen auf die Zinsdifferenzen an den Kapitalmärkten dürfte der Euro gegenüber dem Dollar weiter an Attraktivität einbüßen. Wir rechnen auf Sicht von sechs Monaten mit einer Abwertung des Euro auf 1,15 EUR-USD. Dies wäre der niedrigste Stand seit 2003. Der erwartete EUR-USD Wechselkurs dürfte entsprechend seiner hohen Gewichtung auch zu einer weiteren deutlichen Abwertung des handelsgewichteten Außenwertes des Euro führen. Erst wenn die Zinssenkungserwartungen in Euroland aus den Märkten verschwinden, sehen wir eine Bodenbildung.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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