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18:36 Uhr, 09.09.2002

Eurex greift in den USA an

Aktueller Artikel aus der Financial Times Deutschland

Von Dirk Benninghoff, Frankfurt

Die deutsch-schweizerische Terminbörse Eurex greift auf dem Weg zu neuem Wachstum nach dem US-Markt. Im Gespräch mit der FTD schloss Eurex-Chef Rudolf Ferscha Übernahmen nicht aus.

"Kooperationen und Joint-Ventures mit diversen Partnern sind möglich. Auch Akquisitionen", sagte Ferscha. Im Vordergrund stehe aber zunächst organisches Kundenwachstum. Laut Ferscha befindet sich die Eurex in Gesprächen mit neuen amerikanischen Kundengruppen.

Durch die Lockerung der Kooperation mit dem US-Partner Chicago Board of Trade (CboT) sei die Eurex frei, ihre Kunden weltweit mit Dollar-Produkten, beispielsweise Aktien- oder Index-Derivaten, zu versorgen und werde dies auch tun. Auch das neue Produkt der Eurex, Termingeschäfte auf börsennotierte Investmentfonds (ETFs), könnte in den USA angeboten werden. Schon jetzt werden laut Ferscha etwa 25 Prozent des Umsatzes in den globalen Eurex-Benchmark-Produkten, wie den Future auf den Euro-Stoxx Index oder die Euro-Zinskontrakte, in den USA erzielt. Damit kann der Eurex-Chef auf ein rasantes Wachstum zurückblicken. Anfang 2001 lag der US-Umsatzanteil bei den großen Produkten nur bei 10 Prozent.

Man arbeite weiterhin eng mit der CBoT zusammen, sagte Ferscha. Im Juli war die Allianz mit dem Wettbewerber aus Chicago, weltweit die Nummer drei der Terminbörsen hinter dem Markführer Eurex und der CME, auf neue Füße gestellt worden. Seitdem darf die Tochter der Deutschen und der Schweizer Börse auch in den USA Dollar-Kontrakte anbieten, während der Ex-Marktführer aus Chicago auf dem Alten Kontinent Euro-Produkte offerieren kann.

Viel Betrieb auf elektronischen Handelssystemen

Die Eurex kassiert jetzt Lizenzgebühren für ihr elektronisches Handelssystem a/c/e und ist auf der anderen Seite für den Betrieb und die Aufrüstung des Systems zuständig. Bis 2004 soll diese Kooperation laufen, die Ferscha als "sehr gewinnbringend" für die Eurex bezeichnete. Schließlich kassiert die deutsch-schweizerische Terminbörse bei jedem Geschäft, das über die Plattform abgewickelt wird, Gebühren. "Täglich werden mehr als eine Million Dollar-Kontrakte auf a/c/e gehandelt," sagte Ferscha. Noch vor einem Jahr waren es nur etwa 300.000.

Auch das Unternehmen eSpeed, das im Besitz eines Patentes für elektronischen Termin-Handel ist und daher derzeit US-Börsen mit einer Klagewelle überzieht, wird die amerikanische Expansion der Eurex laut Ferscha nicht stoppen können. "Wir liefern aus Europa und die Geschäfte werden von Europa aus abgewickelt." Daher fürchte man keine Ansprüche von eSpeed.

Während Analysten damit rechnen, dass der Konzentrationsprozess in der Branche stark voranschreiten wird, glaubt der Eurex-Chef nicht, dass viele Konkurrenten von der Bildfläche verschwinden werden. "Der Markt für Derivate lässt Raum für eine ganze Reihe von Börsen. Es wird ein großes Netzwerk an Terminmärkten bestehen bleiben."

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