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10:52 Uhr, 16.12.2003

EU: Risikobereitschaft der Anleger gefallen

Private Investoren bevorzugen nach wie vor kurzfristige Spareinlagen. Während in Westeuropa Aktien und Aktienfonds noch zurückhaltend genutzt werden, scheinen sich in den USA die positiven Konjunkturprognosen bereits wieder in einem etwas risikofreudigeren Anlageverhalten niederzuschlagen: zwölf Prozent mehr US-Amerikaner als im Herbst des Vorjahres haben ihr Geld derzeit in Aktien und Fonds, die in Aktien investieren, angelegt. Die Risikobereitschaft der Anleger hängt aber nicht allein von der Region ab, sondern auch von Bildungsgrad und der Höhe des Haushaltseinkommens.

Diese Ergebnisse stammen aus der Studie "Investmentbarometer", die von der GfK Gruppe im Auftrag des The Wall Street Journal Europe durchgeführt wurde.

Private Investoren in Westeuropa agieren bei der Anlage ihres Vermögens vorsichtiger als im Jahr zuvor: 60 Prozent haben ihr Geld derzeit in kurzfristigen Sparanlagen angelegt, sechs Prozent mehr als 2002. In der Beliebtheitsskala an zweiter Stelle folgen Lebensversicherungen und Pensionsfonds. Hier hat sich mit insgesamt 44 Prozent im Vergleich zum Vorjahr kaum etwas verändert. Im Schatten der Verunsicherung der Bürger über die wirtschaftliche Entwicklung und die persönlichen finanziellen Verhältnisse ging auch die Risikobereitschaft der westeuropäischen Anleger zurück: Erklärten vor einem Jahr 27 Prozent, Aktien oder aktienbasierte Papiere zu besitzen, sind es heute nur noch 24 Prozent.

Dass die westeuropäischen Anleger noch abwarten und auf eine Erholung der Aktienmärkte hoffen, zeigt sich auch in den Antworten auf die Frage, wie der Sparer 50.000 Euro auf verschiedene Anlageformen verteilen würde: 42 Prozent würden ihr Geld in kurzfristige Spareinlagen investieren, 36 Prozent in Lebensversicherungen oder Pensionsfonds, und 28 Prozent in Aktien oder aktienbasierte Fonds. Auch ihrer finanziellen Zukunft sehen die westeuropäischen Privatanleger noch eher pessimistisch entgegen: 45 Prozent der Befragten glauben, in den kommenden zwölf Monaten in etwa so viel sparen zu können wie im vergangenen Jahr, 38 Prozent vermuten, künftig weniger auf die hohe Kante legen zu können, und lediglich 15 Prozent sehen künftig mehr Sparmöglichkeiten.

Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Einstellung der westeuropäischen Privatanleger insgesamt kaum verändert, nach dem Motto: Nur kein zusätzliches Risiko in unsicheren Zeiten.

Aktie in den USA wieder populärer

In den USA sind Aktien noch immer die am meisten verbreitete Form der Geldanlage - und nun wieder mit steigender Tendenz. Vor zwölf Monaten legten 44 Prozent der amerikanischen Sparer ihr Geld in Aktien oder aktienbasierte Investmentfonds an, heute sind es bereits mehr als die Hälfte (56 Prozent). Immerhin hält rund jeder vierte Amerikaner die Investition in Aktien oder Aktienfonds nach wie vor für die wichtigste Form des Sparens, in Westeuropa sind lediglich elf Prozent dieser Meinung.

Dass in den USA trotz eines wirtschaftlich unruhigen Jahres die Börse nicht bei allen an Attraktivität verloren hat, zeigt die Tatsache, dass knapp jeder dritte Amerikaner - wenn er 50.000 USD zur freien Verfügung hätte - das Geld in Aktien beziehungsweise aktienbasierte Investmentfonds anlegen würde - im Vorjahr war es nur jeder fünfte. Ähnlich denken in Europa traditionell nur die Schweden. Auch hier sind neben den kurzfristigen Spareinlagen mit 75 Prozent die börsennotierten Anlageformen mit 63 Prozent sehr populär. Allerdings lag dieser Wert vor einem Jahr noch um drei Prozentpunkte höher.
Der zunehmende Optimismus hinsichtlich der konjunkturellen Entwicklung spiegelt sich auch darin wider, dass 40 Prozent der privaten US-Anleger glauben, in den kommenden zwölf Monaten wieder mehr Geld zum Anlegen zur Verfügung zu haben, das sind fünf Prozent mehr als im Vorjahr.

Der Deutsche bevorzugt die Lebensversicherung wie kein anderer Europäer

Sechs von zehn deutschen Privatinvestoren bevorzugen - ähnlich wie ihre europäischen Nachbarn - kurzfristige Spareinlagen. Damit konnte diese Anlageform im Vergleich zum Vorjahreszeitraum noch einmal um 10 Prozent zulegen. Einen größeren Unterschied zwischen den westeuropäischen und den deutschen Anlegern gibt es jedoch bei den Lebensversicherungen: 44 Prozent der befragten Deutschen zahlen in diese Form der Altervorsorge ein. Trotz Riesterrente und der Debatte über die private Altersvorsorge sind Pensionsfonds in Deutschland vergleichsweise wenig beliebt: lediglich jeder Zwanzigste gibt an, derzeit in Pensionsfonds zu investieren, kaum mehr als vor einem Jahr. Nur die Franzosen interessieren sich im europäischen Vergleich noch weniger für diese Anlageform.

Dass die deutschen Sparer noch immer das Risiko scheuen, zeigt sich an folgendem Ergebnis: Hätten sie heute 50.000 Euro zur freien Verfügung, würden 31 Prozent von ihnen das Geld wieder kurzfristig anlegen, neun Prozent mehr als im Vorjahr.
Derzeit erwarten nur neun Prozent der deutschen Anleger, dass sie in den nächsten zwölf Monaten mehr zum Sparen zur Verfügung haben werden als im letzten Jahr, während vier von zehn befürchten, weniger in die verschiedenen Anlageformen investieren zu können. Das sind aber immerhin sieben Prozent weniger als im Vorjahr. Mit 47 Prozent erwarten die meisten Anleger, dass sie genauso viel wie in den vergangenen zwölf Monaten zur Verfügung haben werden.

Mit Bildung und Einkommen steigt die Risikobereitschaft der Anleger

Auf die Frage, in welchen Investitionsformen sie derzeit ihr Geld angelegt haben, antworteten 29 Prozent der besser Verdienenden über alle Länder hinweg, dass sie Aktien oder aktienbasierte Fonds besitzen. Bei den Personen mit mittlerem Einkommen waren es 17 Prozent und bei Personen mit eher niedrigerem Einkommen nur noch sieben Prozent. Es darf hier jedoch nicht außer Acht gelassen werden, dass die Höhe des Einkommens mit der generellen Neigung, Geld anzulegen korrespondiert: Durchschnittlich investieren Personen mit höherem Einkommen in fast allen Anlageformen mehr als die etwas weniger Bemittelten.

Private Anleger mit höherem Bildungsabschluss sind ebenfalls eher geneigt, ihr Geld in Börsenpapieren anzulegen. 40 Prozent der Befragten mit Hochschulabschluss ergreifen diese Möglichkeit, während das nur 10 Prozent der Sparer mit Hauptschulabschluss tun. Die bevorzugte Investitionsform ist unabhängig vom Bildungsgrad bei allen Gruppen die kurzfristige Spareinlage, die durchschnittlich von 63 Prozent der Befragten genannt wird.

In Abhängigkeit vom Bildungsgrad gibt es bei den privaten Anlegern hinsichtlich der künftigen Sparmöglichkeiten unterschiedliche Erwartungshaltungen. Grundsätzlich gilt, je höher der Bildungsgrad, desto mehr Geld glauben die Sparer zum Anlegen zur Verfügung zu haben. Dieser Meinung sind 16 Prozent der Anleger mit Hochschulabschluss, jedoch nur sechs Prozent derjenigen mit Hauptschulabschluss. Allerdings bedeutet das nicht zwangsläufig umgekehrt, dass Personen mit niedrigerem Bildungsniveau häufiger erwarten, weniger zum Sparen zur Verfügung zu haben. Bei allen Bildungsgruppen ist ein hoher Anteil - im Durchschnitt 35 Prozent - überzeugt, im kommenden Jahr weniger zur Verfügung zu haben.

Lässt man Bildungs- und Einkommensniveau außer Acht, erwarten mit Abstand die meisten Privatanleger, genauso viel oder wenig wie im letzten Jahr in die verschiedenen Anlageformen investieren zu können.

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